Cádiz

Wieder in Spanien war die Küste auch nicht so schnuckelig, wie erhofft. Ungemütliche Campingplätze, kaum hübsche/wilde Stellplätze, also haben wir beschlossen, relativ zügig unseren Weg Richtung Meerenge von Gibraltar anzutreten. Aber zunächst haben wir einen Tag in Cádiz verbracht. 

Die Stadt, damals noch auf einer kleinen Insel, heute einer Halbinsel angesiedelt, wurde der Legende nach von Herakles gegründet und ist eine der ältesten in Westeuropa. Auf Grund ihrer günstigen Lage diente Cadiz nach der Entdeckung Amerikas als Haupthafen der spanischen Silberflotte. Aus dieser Zeit stammen auch die vielen kleinen Türme, die das heutige Stadtbild prägen. Jedes Haus eines reichen Kaufmanns hatte seinen eigenen kleinen Wachturm, um die Ankunft der voll beladenen Handelsschiffe frühzeitig ankündigen zu können.

Vielleicht noch spannend - in Cádiz wurde die erste liberale spanische Verfassung ausgearbeitet, Teile davon finden sich auch heute noch in der aktuellen Verfassung wieder.

 

Wir erreichen die Stadt über eine eindrucksvolle Brücke und schlendern zunächst am Ufer durch einen kleinen Park, der durch pittoreske Laternen und gigantische Bäume besticht. Ich befrage meine Pflanzenerkennungs-App, was das wohl für Baumriesen sind, die App spuckt 'Ficus' aus ... Ungläubig frage ich einen Gärtner, der mir aber die gleiche Auskunft erteilt und noch hinzufügt, dass die Bäume erst etwa 120 Jahre alt sind - erstaunlich ...

 

Wir schlendern weiter Richtung Altstadt. Überall besagte kleine Türme, hübsche Gassen, viele kleine Bars, Restaurants und haufenweise Straßenmusiker. Vor der Cathedral de Santa Cruz, einem prächtigen Bau in einem Stilgemisch aus Barock, Rokoko und Neoklassizismus, sitzt ein junger Mann und spielt geradezu phantastisch Flamenco-Gitarre. Wir bleiben eine Weile und hören zu, bevor wir in die Kathedrale gehen. Dort läuft gerade eine Ausstellung, unter anderem mit diversen Bildern aus dem Prado. Ein Wachmann macht uns darauf aufmerksam, dass es verboten ist zu fotografieren. Neben mir grummelt eine renitente Deutsche 'ich fotografiere, was ich will' vor sich hin, hmmm ...

Sprachlos bleiben wir vor einer Seitenkapelle stehen, dort haben sie - kein Scherz - glatt das Christuskind ans Kreuz gehängt. Sowas habe ich ehrlich noch nie gesehen, wir müssen lachen.

Im hinteren Teil der Kathedrale können wir dann eine 4 Meter hohe, fein ziselierte, silberne Monstranz bewundern. Dieser Mini-Turm beherbergt einen geweihte Hostie und wird bei hohen christlichen Feiertagen durch die Stadt getragen. Was noch bemerkenswert ist - fast alles in der Kathedrale, so auch die Monstranz, wurde von einheimischen Künstlern gefertigt. Die Stadt hat in der Tat etwas auf sich gehalten ...

Wir besteigen noch den Turm und genießen die grandiose Aussicht auf ganz Cádiz, bevor wir uns zum obligatorischen Sonnenuntergang ans Meer setzen - unser allabendliches Ritual.

 

 

Am nächsten Tag ziehen wir weiter. Kurz vor Tarifa finden wir endlich einen Campingplatz, der uns gefällt, und lassen uns dort nieder. Da wir ja gerade texten (digitales Nomadentum) sind wir auf Strom angewiesen und können nicht wild campen. Aber hier stehen wir in erster Reihe direkt am Meer, mit Blick auf die Küstenlinie Nordafrikas - also alles Bestens ...

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Anja (Montag, 29 Oktober 2018 22:03)

    Immer, wenn ich deinen Bericht lese, habe ich das Gefühl etwas mitreisen zu dürfen �... auch wenn es nur gedanklich ist!
    Freue mich sehr für Euch.
    Ich finde die historischen Auszüge zu den einzelnen Städten, Gegenden sehr interessant. Mein Geschichtslehrer würde sich über meinen Wissendurst nun endlich freuen, es hat über 30 Jahre gebraucht... Deswegen, liebe Rike... gebe uns so viel wie möglich weiter... und geniesst dieses tolle Abendritual weiter!

    Liebe Grüsse aus der Schweiz
    Anja


  • #2

    Verena Bruckner (Dienstag, 30 Oktober 2018 08:44)

    Ich freu mich über jeden Bericht! Ein Vergnügen! Danke! Gute Weiterreise!

  • #3

    Clovis:) (Dienstag, 30 Oktober 2018 09:22)

    Nach einem verregneten Wochenende wäre ein Städtetripp in den Süden genau das richtige. Cadiz scheint eine Reise wert zu sein. Heute meint es der Wettergott aber auch mit uns in Berlin gut. 19 Grad sind wohl drin. Die Sonne schenkt schon mal wunderbares Licht. Lieben Dank für die vielen interessanten Berichte!

  • #4

    Buzzi (Mittwoch, 07 November 2018 22:43)

    Hallo ihr Lieben, vielen Dank für die wirklich lesenswerten Berichte und die tollen Fotos. Cádiz ist einer meiner Traumstädte, früher wollte ich unbedingt dorthin auswandern.