Villa de Leyva

Nachdem wir am Neujahrsmorgen noch in San Gil einen gemütlichen Spaziergang durch einen Botanischen Garten gemacht haben, sind wir nach Villa de Leyva aufgebrochen.  Die kleine Stadt wurde bereits kurz nach der kolonialen Eroberung gegründet und schon früh in den Status eines nationalen Denkmals erhoben, somit ist sie von Bausünden verschont geblieben und hat einen pittoresken, urtümlichen Charakter. Man läuft über Jahrhunderte altes Kopfsteinpflaster und die beeindruckende Plaza Mayor gehört zu den größten in Südamerika. Sie diente schon in diversen Filmen als Kulisse, so hat auch Werner Herzog hier mit Klaus Kinski Teile seines Films Cobra Verde gedreht.

 

 

In der Gegend rund um Villa de Leyva wurden zahlreiche Fossilien gefunden, dementsprechend gibt es auch zwei prähistorische Museen. Die haben wir aber ausgelassen, wir fanden es spannender, wieder etwas mehr über die Muisca zu erfahren, (siehe Laguna de Guatavita), die indigene Urbevölkerung. In Sol Muisca sind wir fündig geworden. Dies ist eine relativ neue Einrichtung zum Erhalt und der Verbreitung des Wissens über die Kultur und die Sitten jenes Volkes, das mit der Kolonialisierung leider fast gänzlich ausgerottet wurde.  Trotzdem hat die heutige Bevölkerung der Region noch zu 70% indigene Vorfahren. Da die Muiska keine monumentalen Bauten errichtet haben wie etwa die Inka oder die Azteken, sind sie bei uns relativ unbekannt. 

Hier hieß es dann, dass nicht etwa die Laguna de Guatavita der heiligste See für die Muiska war, nein es war die Laguna Iguaque ... In jene Laguna sind der allererste Mann und die allererste Frau in Schlangenform vom Himmel herabgestürzt., woraufhin sie dann im See ihre menschliche Gestalt annahmen. Diese Laguna somit für die Muisca die Wiege der Menschheit. 

Die Betrachtung des Himmels, die Astronomie, spielte für das Volk der Muisca eine große Rolle. Anhand der Sterne wusste man, wann es Zeit war, zu säen, wann zu ernten, wann Regenfälle zu erwarten waren und wann Trockenheit. Die Hütten waren mit dem Eingang  in Richtung aufgehende Sonne zur Zeit der Sommersonnenwende ausgerichtet. Man betrat sie rückwärts, denn dabei wurden durch das niedrig hängende Schilf des Daches sämtliche Probleme aus dem Kopf gebürstet ...

Das Land - Mutter Erde - war für alle da. Es herrschte ein Gemeinschaftsgedanke. Handfeste Probleme kamen also erst mit der Kolonialisierung auf, als Land mehr und mehr in Privatbesitz überging und verkauft wurde. Zahlungsmittel gab es nicht, man betrieb Tauschhandel. In der Region, in der die Muisca lebten, gab es keine Goldvorkommen, dafür aber das 'weiße Gold', nämlich Salz. Gold wurde zu der Zeit gegen Salz  1 zu 1 getauscht, man stelle sich das heute mal vor ...

Was ein wenig bitter ist - unser jetziges Wissen über die Muisca hängt zum Großteil davon ab, was die Conquistadores festgehalten haben, was für sie nicht von Interesse war, ist leider auch nicht überliefert ...

Mit vollen Köpfen sind wir nach Villa de Leyva zurück gefahren - wieder ein Puzzle-Stückchen mehr, um dieses Land zu begreifen.

 

Auf unserem Rückweg nach Bogotá haben wir noch einen Abstecher nach Raquira gemacht, ein kleines Dorf, in dem es vor Kunsthandwerk nur so wimmelt. Da wir ja kein Haus mehr haben, kam ich also gar nicht erst in Versuchung, irgendwas zu kaufen - lustig, wie sich so alles verschiebt, samt der Perspektiven ...

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Viola (Montag, 07 Januar 2019 08:44)

    Ihr Lieben, es ist wirklich soooo schön das ihr uns die Welt zeigt, ich bekomme immer mehr Lust auch mal in diese Länder zu reisen. Ich denke ihr habt alles richtig gemacht, genießt die Zeit .

  • #2

    nadja (Dienstag, 08 Januar 2019 04:13)

    wow, wahnsinn, wie spannend!!! danke dass du deine eindrücke teilst. und was dür tolle bilder.