Adios Colombia!

Inzwischen heißt es Abschied nehmen. Mit Ausnahme unseres Abstechers nach Peru und Bolivien waren wir jetzt knapp 3 Monate in Kolumbien.

Ich fand die Menschen hier ausgesprochen sympathisch, was die ganze Atmosphäre im Land prägt. Sie sind vital, lebenslustig, kontaktfreudig, offen, neugierig und gerne laut. Es wird viel getanzt, gesungen, gefeiert, das Leben wird gelebt und genossen. Um so erstaunlicher, wenn man bedenkt, wie lange das Land von Terror und Bürgerkrieg gebeutelt war. Ich will jetzt hier nicht weiter auf die politischen Verhältnisse eingehen, hier ist immer noch vieles im Argen, auch wenn unser Bundespräsident nur die politische Situation in Venezuela anprangert und Kolumbien feiert ...

Unabhängig davon haben wir auf unseren Reisen quer durch das Land eine große vorwärts-gerichtete Energie wahrgenommen. Man merkt überall, dass das Land im Aufbruch ist. Viel Privatinitiative ist zu beobachten, der Tourismus hat mit Beginn des Friedensvertrags Einzug gehalten und wird als neue Möglichkeit mit offenen Armen empfangen. Straßen werden gebaut, Unterkünfte, Flughäfen werden erneuert, die gesamte Infrastruktur wird erweitert. Es gibt eine Öffnung nach allen Seiten - es wird spannend, was die nächsten Jahre bringen ...

 

In Peru und Bolivien war die Atmosphäre dagegen etwas rauer. Nicht dass die Menschen unfreundlich waren, aber die offene Herzlichkeit, die wir in Kolumbien erlebt haben, ist uns dort nicht so begegnet. Während Kolumbien in weiten Teilen recht sauber ist, auch in den ärmeren Vierteln, haben wir in Peru und Bolivien sehr viel Dreck am Straßenrand gesehen. Auch ein Unterschied. Dafür ist die indigene Bevölkerung in diesen beiden Ländern noch stärker vertreten. Die meisten dort haben indigene Wurzeln, das ist in Kolumbien nicht der Fall.

Was aber in allen 3 Ländern ähnlich war - man macht ernst. Eine Steigung auf der Straße ist wirklich eine Steigung, da geht es dann steil bergauf oder bergab. So ist es auch in anderen Bereichen. Verkehrsschilder hingegen sind Makulatur. Kein Mensch interessiert sich für Geschwindigkeitsbeschränkungen ...

 

Wir sind inzwischen etwa ein halbes Jahr unterwegs - Zeit, mal ein kleines Fazit zu ziehen.

Als wir Ende August von Berlin aus aufgebrochen sind, hatte ich das Gefühl, ein Teil von mir ist in ein neues Leben vorgeprescht, aber ein anderer Teil war total überfordert und ist innerlich nicht mit diesem Schritt mitgekommen. Auch, wenn ich zu 100% wusste, dass wir das Richtige tun und das Ganze grundsätzlich nicht in Frage gestellt habe - da war viel Abschiedsschmerz, da war Angst vorm Ungewissen, wir haben sooo viel losgelassen, und vieles davon hat weh getan ... 

Es hat gedauert, bis ich mich emotional wieder als Ganzes fühlen konnte. Wenn ich jetzt an unser Haus und unser Leben in Berlin denke, so kommt zwar immer mal wieder ein bisschen Wehmut auf, aber ich fühle mich in unserem neuen Leben wohl - ich bin angekommen. Eins bleibt allerdings - unsere Freunde fehlen uns, aber dank WhatsApp, Skype, Facebook und Co ist die Kommunikation auch zwischen den Kontinenten gut möglich.

 

An dieser Stelle möchte ich mich noch mal für all die tollen Kommentare bedanken, die mich im Laufe der letzten Monate erreicht haben und über die ich mich immer sehr gefreut habe! Und ich freue mich auch schon auf all die zukünftigen Kommentare!

Ich habe gemerkt, dass unser Schritt bei vielen von euch etwas bewegt hat. Viele haben geschrieben, dass sie unseren Mut bewundern. Für andere ist das, was wir machen, Inspiration für eigene Zukunftspläne. Wieder andere haben geschrieben, dass sie von etwas Ähnlichem träumen, sich aber nicht trauen, es zu verwirklichen.

Es ist noch unausgegoren, aber Dag hat mir vorgeschlagen, doch eine Art Coaching für Menschen, die aus ihrem Alltag ausbrechen und etwas verändern wollen, anzubieten. Für Menschen, die wie wir die Welt erkunden wollen.

Mal gucken, ich werde diese Idee weiter verfolgen und mir dazu etwas überlegen.

Mir haben jedenfalls in unserer Aufbruchszeit die Worte von Nelson Mandela weiter geholfen - dass es nicht darum geht, keine Angst zu haben, sondern sich von Angst nicht aufhalten zu lassen und trotz der Angst vorwärts zu gehen ...

 

 


Zur Orientierung - da waren wir überall ... 

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Kommentare: 5
  • #1

    Cat (Montag, 25 Februar 2019 01:00)

    Rike! Was für ein wunderbarer kraftvoller Bericht! Super Idee mit dem Coaching ! Du wärst ganz sicher ein suuuuuper Coach!

  • #2

    Dirk & Michi (Montag, 25 Februar 2019 01:12)

    Hey ihr zwei tollen Geschöpfe! Haben gerade ganz aufmerksam euren Bericht gelesen und sind in Gedanken fest bei euch. Momentan schweben wir in der Luft, fliegen von Singapur zurück nach Berlin. Am Freitag wird geheiratet - wir freuen uns wahnsinnig! Seid geknutscht // DIRK & MICHI

  • #3

    Amparo Devis (Montag, 25 Februar 2019 02:45)

    Nos alegro mucho compartir este tiempo con ustedes, para nosotros los latinos la familia tiene un gran significado,
    Dag y Peer recordaron muchas cosas de su infancia logramos y como parejas vivimos momentos muy profundos. Quedamos sorprendidos de cómo se integraron disfrutando la cultura, gente y sobre todo la música y como en tan poco tiempo se conviertieron en excelentes bailarines de salsa,!

  • #4

    Ilona (Montag, 25 Februar 2019 08:36)

    Wir sind gespannt, was als Nächstes kommt! Buen viaje!
    Und Grüße von Mimi und Isabelle, die den Winter wohl gut überstanden haben.

  • #5

    Mareile (Dienstag, 26 Februar 2019 11:26)

    Liebe Rike! Ein kraftvoll , mutiger Bericht ! Ich freue mich immer von Dir zu lesen und wünsche Dir weiterhin Neugier und Weltwachheit - ach welch Geschenk ! Ganz liebe Grüße!!!