San José

 

Nach unserem traumatischen San José Erlebnis vom Beginn unseres Costa Rica Aufenthalts, hatten wir das Bedürfnis, die Stadt zu rehabilitieren ...

Also haben wir uns für einen Tag mit Rodolfo verabredet, unserem Helfer in der Not, der Peer vor der Polizeistation unter seine Fittiche genommen und uns auch am nächsten Tag bei allen notwendigen Rennereien begleitet hat. Schon damals hatten wir beschlossen, uns später von ihm seine Stadt, die er spürbar sehr liebt, zeigen zu lassen, um sie mit seinen Augen zu sehen.

 

Wir haben uns alle drei sehr über das Wiedersehen gefreut und sind dann gemeinsam losgezogen. Nach einem leckeren Kaffee sind wir zunächst über mehrere Märkte geschlendert. Die meisten Händler sind Flüchtlinge aus Nicaragua - etwa 20% der Einwohner Costa Ricas stammen übrigens aus Nicaragua, bei den etwa 5 Millionen Einwohnern, die das Land hat, eine beträchtliche Zahl. Und um noch etwas zu ergänzen - etwa die Hälfte aller Einwohner lebt in San José ...

 

 

Rodolfo ist unter anderem in der Kunst- und Kulturszene San Josés zu Hause. Er hat uns das National-Theater gezeigt, mehrere Galerien und hat uns durch die schönen Viertel der Stadt geführt. Die Regierung hat dummerweise, warum auch immer, den Abriss vieler alten Häuser gestattet, die durch hässliche Neubauten ersetzt wurden, dadurch ist das Stadtbild auf den ersten Blick nicht wirklich einladend. Aber wenn man weiß, wo man hingehen muss, bekommt man einen Eindruck vom alten San José.

 

Rodolfo hat uns auch ein bisschen was zur Geschichte erzählt. In Costa Rica war die indigene Bevölkerung nur mäßig vertreten, das Land war extrem dünn besiedelt und als dann die Conquistadores kamen, haben auch die nur geringes Interesse an dem dünnen Landstrich zwischen Pazifik und Atlantik gezeigt. Mexico, Kolumbien und Peru, wo die großen indigenen Volksstämme lebten, waren viel spannender und boten mehr Schätze zum Ausbeuten. In Costa Rica gab es auch keine Freiheitskämpfer á la Bolívar, der ja eigentlich auch ein Nachfahre der Conquistadores war ...  Wenn man sich das auf der Zunge zergehen lässt, ist es schon irgendwie bizarr, oder? Der Nachfahre der Besatzer wird zum Befreier ...

Jedenfalls hat Costa Rica erst Tage nach der tatsächlichen Unabhängigkeit durch einen reitenden Boten davon erfahren. 

 

In der Innenstadt gibt es zur Zeit eine Ausstellung. Große Skulpturen, teils aus Marmor, von Jiménez Deredia, einem der bedeutendsten Künstler Costa Ricas, schmücken Straßen und Plätze. Zentrales Thema seiner Arbeit ist die Metamorphose. So bestehen viele der Skulpturen aus vier sich entwickelnden Teilen. Ich muss sagen, mich hat lange nichts mehr so angesprochen, wie die großartigen Frauenleiber und Gesichter, die Deredia gefertigt hat. Phantastisch!

 

Übrigens steht eine seiner Skulpturen im Petersdom im Vatikan - eine große Ehre ...

 

 

Costa Rica leistet es sich im Übrigen keine Armee zu haben und 8% seines BIPs in Bildung und Kultur zu stecken. Im hochentwickelten Deutschland sind es im Übrigen nur 4,5% ... Dementsprechend findet man hier viele Universitäten und andere Bildungseinrichtungen sowie unzählige Kunstprojekte. Aktuell findet gerade ein internationales Filmfestival statt.

 

Pünktlich im 16 h kommen Papageien in die Stadt geflogen und platzieren sich in den Bäumen und machen 'tierischen' Lärm. Und ein weiteres Phänomen startet um 16 h - ein kalter Wind pfeift um die Ecken. Rodolfo hat uns erzählt, dass dieser Wind erst seit etwa einem Jahr in Erscheinung getreten ist. Der Klimawandel zeigt sich überall ...

 

In einer Bar haben wir dann einen Aperitif getrunken und einem Gitarristen gelauscht - einem Freund von Rodolfo. Rodolfo scheint - ähnlich wie Amparo - Gott und die Welt zu kennen ... 

Nach einem Abendessen im Uni-Viertel haben wir uns dann verabschiedet.

Danke Rodolfo für alles. Wir bleiben in Kontakt! Wir haben einen Freund gewonnen ...

 

😊

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Michael Lorenz (Montag, 08 April 2019 20:49)

    Die ticos sind wirklich liebenswert, mucho gusto....
    probiert mal die volkssuppe mit Pansen , hört sich komisch an, ist aber lecker, damals zumindest..
    Viel Spaß