Eine "Arribada"

 

Wir hatten das unglaubliche Glück, einer Arribada der Olive Bastard-Schildkröten beizuwohnen, also einer Massenankunft der weiblichen Tiere an ihrem Niststrand. Diese kleinste Art der Meeresschildkröten legt - warum weiß man nicht - zur gleichen Zeit am selben Strand ihre Eier ab.  Diese Arribadas finden in unregelmäßigen Zeiträumen statt, immer nachts, bevorzugt bei abnehmendem Halbmond, wenn gleichzeitig die Flut in die erste Nachthälfte fällt. Sie kann sich über 3-4 Nächte hinziehen, wobei das stärkste Schildkröten-Aufkommen in der ersten Nacht ist. Die wichtigste Fortpflanzungsperiode hier in Costa Rica ist im September und Oktober. Dann können während einer Arribada bis zu 100.000 (!) Weibchen an Land kommen und man kann die ersten schon in der Dämmerung den Strand hochkriechen sehen. Da wir sozusagen zur Schildkröten-Nebensaison im Land sind, hat unsere Arribada 'nur' etwa 1.000 Weibchen umfasst.

Trotzdem war ich total ergriffen und regelrecht geplättet. Wie mühselig sich die Tiere aus dem Wasser an Land schleppen und wie sie dann mit ihren Hinterbeinen eine etwa 40 cm tiefe Grube graben, in die sie dann ihre Eier legen. Im Schein der roten Taschenlampe unseres Guides - alleine darf man nicht an den Strand - haben wir etwa eine Viertelstunde lang auf das Hinterteil einer Schildkröte gestarrt und etwa im 10 Sekundentakt Eier herausploppen sehen. Ein Weibchen legt so um die 100 Eier. Als die Prozedur vorbei war, hat das Muttertier die gut gefüllte Grube wieder zugescharrt und mit ihrem Körper festgeklopft, bevor sie sich ins Wasser zurückgeschleppt hat, wo sie dann endlich wieder in ihrem Element war und fortschwimmen konnte. Überall um uns herum waren Schildkröten, teils auf dem Hinweg, teils gerade bei der Eiablage und teils schon auf dem Rückweg. Das Ganze hatte etwas total Erhebendes ...

 

 

 

 

Es muss unglaublich sein, dann Wochen später beim Schlüpfen dabeisein zu können - das kommt definitiv auf meine 'Bucket List'! Die Bastard Schildkröten setzen zum Erhalt der Art auf Masse. Der Weg zum Meer der frisch geschlüpften Schildkrötchen ist in der Regel ein Kampf um Leben und Tod. Noch an Land, aber auch gleich im Meer lauern Fressfeinde. Wo aber gleichzeitig unzählige Tier schlüpfen, ist der Tisch quasi überreichlich gedeckt, makaber aber wahr, dementsprechend haben mehr der Mini-Schildkröten eine Überlebenschance.

Zur jetzigen Jahreszeit wird es allerdings keins der Eier bis zum Schlüpfen bringen. Die klimatischen Bedingungen stimmen nicht, der Strand ist viel zu heiß und es fehlt Feuchtigkeit. Warum die Schildkrötenweibchen trotzdem ihre Eier ablegen ist unklar ...

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Kommentare: 2
  • #1

    Connie (Donnerstag, 02 Mai 2019 20:21)

    Sehr beeindruckend! Danke fürs teilhaben lassen. Habt weiterhin eine so schöne Reise!!! Lieben Gruss herzlich Connie

  • #2

    Angelika Z. (Samstag, 04 Mai 2019 18:22)

    Ihr macht TERRA X große Konkurrenz..�� Ich bin leidenschaftlicher Zuschauer dieser Sendung. Aber Ihr macht das großartig. Und es ist auch noch etwas anderes, wenn man die Person kennt, die diese wunderbaren Berichte schreibt. Ich hoffe, dass die schlechte Erfahrung, die Ihr machen musstet, auch die letze bleibt. Und , liebe Ulrike, ich habe in letzter Zeit oft an Dich gedacht! Das Texten hast Du nicht verlernt.� Ich wünsche Euch noch ganz viele sensationelle Sonnenuntergänge - und überhaupt.