· 

Berlin Blues

 

Berlin - wo soll ich an fangen, Berlin ist eben Berlin.

 

Früher war das Wort mit mir verbunden, habe ich dessen Klang als etwas erlebt, das ein Teil von mir war. Jetzt schwingt im Wort Berlin etwas Fremdes mit, es ist außerhalb von mir ...

Die letzten Wochen dort waren von einer Art Speed-Dating geprägt. Wir haben uns mit vielen tollen Menschen getroffen, hatten Zeit für unsere Freunde, und das war wunderbar.

Auf der anderen Seite haben wir schnell gemerkt, wie der Großstadt-Trott uns wieder in seine Klauen bekommen hat. Da war die Hektik, der Dreck, die Ruppigkeit - auch Berliner Schnauze genannt. Und - was mich schon immer schockiert hat, wenn ich aus dem Ausland zurück gekommen bin, da war die Zerstörungswut und Achtlosigkeit Dingen gegenüber. Wir haben die letzten Monate in Ländern verbracht, in denen alles einen Wert hat und nichts einfach so weggeworfen wird. Mit der Scheißegal-Haltung, die mir in Berlin wieder begegnet ist, bin ich nicht klar gekommen. Schnell bin ich in eine Art Glocke abgetaucht. Ich hatte das Gefühl, mich vor all den Eindrücken schützen zu müssen. Gleichzeitig hat diese Glocke dazu geführt, dass ich von mir und meinen eigentlichen Gefühlen mehr oder weniger abgeschnitten war. All das kulminierte dann in der Frage, wie ich das all die Jahre eigentlich aushalten konnte.

Nun gut - wir waren schon an den Stadtrand gezogen, jetzt haben wir die meiste Zeit mitten im Getümmel gewohnt, aber nach den letzten Monaten, die wir fast ausschließlich draußen in der Natur verbracht haben, funktioniert das ganze Konzept Großstadt für mich nicht mehr - Stadtrand hin oder her, Peer geht es genauso.

Und gut so!

Nach dem Schritt, den wir vollzogen haben, wäre es auch gruselig, wenn wir mit Wehmut an unser Berlin-Leben zurückdenken würden. Von daher waren die letzten Wochen lehrreich und heilsam - wir hatten den Berlin Blues, aber wir haben uns dadurch wirklich und zutiefst von dieser Stadt verabschieden können.

 

Noch etwas hat die letzten Wochen geprägt ...

Ich hatte noch in Costa Rica beschlossen, etwas gegen mein kaputtes Knie zu unternehmen.

Schulmedizinisch war ich ein Fall für eine Prothese. Nachdem ich einiges über sogenannte Bioprothesen in Erfahrung gebracht hatte, eine Prozedur mit Stammzellen, die zwar langwierig ist, zwei Krankenhausaufenthalte nach sich zieht, aber zu 95% funktioniert - wäre eine Bioprothese mein Plan B gewesen. Plan C hieß eine normale Prothese, aber dann bin ich über Freunde zu einem Orthopäden und Neurochirurgen in München gelangt, Prof. Dr. Babayan, meinem Plan A.

Dieser arbeitet nach einem hoch-innovativem Verfahren, ebenfalls mit körpereigenen Stammzellen, jedoch mit denen, die den embryonalen ähneln und so gut wie alles werden können - Knorpel, Meniskus, Bänder ...

Kurz und gut - ich habe mich dort einem 3 stündigen Eingriff unterzogen, bin anschließend aus der Praxis raus spaziert (!) und habe den Zug nach Berlin genommen (!). Sofort habe ich gemerkt, dass sich mein ganzes Gangbild komplett verändert hat. Ich bin nicht mehr in Schonhaltung gewatschelt und konnte wieder abrollen. Schon nach ein paar Tagen konnte ich sogar in die Knie gehen, rennen und vieles mehr, was schon lange nicht mehr möglich war. Und - ich bin jetzt, nach gut 5 Wochen, schon zu 80% schmerzfrei, in der Regel hat man nach 3 Monaten gar keine Schmerzen mehr.

Ich bin zutiefst dankbar, dass ich diesen Arzt treffen durfte, der mich mit seiner sanften Methode vor einem heftigen Eingriff bewahrt hat. Er behandelt übrigens alle Gelenke und auch die Wirbelsäule. 

Da ich annehme, dass bei vielen jetzt großes Interesse geweckt wurde - schreibt mich einfach an, dann gebe ich euch mehr Infos, aber sowas würde diesen Blog sprengen ...

Noch ist man dort Selbstzahler, aber er ist mit den Kassen bereits im Gespräch.

 

Und apropos Reise-Blog - nach der Berlin-Pause sind wir inzwischen endlich wieder unterwegs und die nächsten Wochen stehen erstmal im Zeichen einer Europa-Rundreise ...

Lasst euch überraschen ...

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 9
  • #1

    Katharina (Montag, 29 Juli 2019 09:59)

    Schön, dass es deinem Knie wieder gut geht und ihr wieder unterwegs seid.

  • #2

    Karin H. (Montag, 29 Juli 2019 10:33)

    Liebe Ulrike, es ist immer schön, deine Beschreibungen zu lesen. Aber der "Berlin Blues" war sehr besonders. Danke dafür und weiterhin gute Reise!!! Liebe Grüße Karin

  • #3

    Sabine Jaeger (Montag, 29 Juli 2019 11:00)

    Habe ähnliche Knieprobleme. Bitte Arzt Kontakt an Sabija@email.de
    Lieben Dank und alles Gute auf euren Wegen.

  • #4

    Kerstin R. (Montag, 29 Juli 2019 16:45)

    Liebe Ulrike,

    es gibt schon viele, die dieser Berliner Scheißegal-Haltung entgegenwirken. Ich habe dafür meine Nische im Foodsharing und Weitergabe an Bedürftige und in Verschenkegruppen gefunden, um nichts wegwerfen zu müssen, was noch weiterverwendet werden kann. Auch das ist Berlin und breitet sich immer mehr aus. Ansonsten bin ich ganz bei Dir und wünsche Euch viel Glück und neue Erfahrungen bei Euren Reisen. Ich warte ja immer noch auf eine Afrika-Tour von Euch. Dieses Bild habe ich vor Augen, seitdem Ihr in Südamerika unterwegs wart. :-) Du in diesen bunten afrikanischen Kleidern und mit einem Strahlen im Gesicht ...

  • #5

    Gabriela (Montag, 29 Juli 2019 18:23)

    Liebe Rike, ja, auch ich fand den Berlin Blues auf eine ganz besondere Weise bewegend, da Berlin ja meine Heimat ist. Absolut nachvollziehbar!!! Habt weiterhin eine tolle Zeit!!!

  • #6

    Jeannette (Synchron) (Mittwoch, 21 August 2019 11:31)

    Liebe Ulrike,
    immer toll, deine wunderbaren Reiseberichte zu lesen! Schön, dass es euch so gut geht - ihr digitalen Nomaden - und dass deine Knieprobleme nun ein glückliches Ende finden. Bitte schicke mir den Kontakt zu deinem Arzt - mein Mann hat schon jahrelang ähnliche Probleme...
    Viel Glück und Freude auf euren weiteren Wegen & alles Liebe!

  • #7

    Antonia (Mittwoch, 21 August 2019 17:22)

    Liebe Rike! Wie schön, dass es dir besser geht! Bitte schick mir doch den Arztkontakt!
    Ich kann den Berlinblues gut nachvollziehen! Ein Freund von Lucas bricht jetzt bald nach Costa Rica auf und auch bei mir haben die schönen Bilder Sehnsüchte geweckt! Toll, dass ihr das so hinkriegt! Viel Spaß und immer ein Schutzengelchen um euch - das wünsch ich euch! ☀️

  • #8

    Peter Spang (Montag, 16 September 2019 11:40)

    Liebe Rike,
    Bin kurz vor dem künstlichen Knie Gelenk und für Weitere Info dankbar.

  • #9

    Rike selbst (Montag, 16 September 2019 11:57)

    @ Peter Spang
    Ich brauche eine Mailadresse, sonst kann ich nichts zuschicken.
    PM an post@rike-reist.com