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Bye Bye Berlin

 

Es ist soweit - wir haben nach einer Packorgie vor unserem Storage Berlin hinter uns gelassen, für mindestens 2-3 Jahre. Der Abschied von der Stadt, in der wir beide mehr oder weniger unser ganzes Leben verbracht hatten, war erstaunlich leicht. Am Vortag haben wir noch im Garten von Freunden neben unserem Ex-Haus eine kleine Abschiedsparty gefeiert, teils in strömendem Regen, zusammengekuschelt unter einem kleinen Zelt. Am Abend wurde es dann trocken und wir konnten noch am Feuer sitzen. Der Abschied von unseren Freunden wurde dann allerdings sehr emotional, aber ein Hoch auf die digitale Welt - Skype, WhatsApp, FaceTime verbindet...

 

 

Erster Zwischenstopp war die Hymer Werkstatt in Wertheim. Dort wurden noch ein paar Fehlerchen an unserem Camper behoben.

 

Hier hatte ich einen ersten direkten Kontakt mit der berüchtigten Stinkwanze, wegen der die Umweltbehörden in Neuseeland und Australien in höchster Alarmbereitschaft sind. So ein Biest saß direkt neben mir auf dem Sofa im Wartebereich der Werkstatt, und da ich die Viecher gegoogelt hatte, wusste ich, womit ich es zu tun hatte. Man sagte mir dann, dass die Stinkwanzen seit ein paar Tagen zuhauf aufgetaucht seien, um sich offenbar in der Gegend zu paaren. Prost Malzeit, dachte ich mir, also noch gründlicher putzen.

 

Nachdem wir dann das Neuseeland Gepäck in einem Zwischen-Storage in Frankfurt abgeladen hatten - ja, die Logistik ist kompliziert - waren wir in einer Franchise Restaurantkette essen, ein Erlebnis für sich.

 

Das gesamte Service Personal in dem proppenvollen Laden schlurfte gemächlich vor sich hin, eine Frau starrte verzückt auf jede Pizza, die sie servierte. Der Chef führt hektisch offenbar Buch über alles, was nicht klappte - was eine Menge war. Da man uns ganz offensichtlich vergessen hatte, konnten wir dem illustren Treiben belustigt eine Weile zusehen. Dann wurden wir bemerkt und bekamen auch unser Essen. Nacheinander stürzte fast das gesamte Personal an unseren Tisch und fragte, ob wir zufrieden seien. Da Peers Nudeln total verkocht waren, mussten wir das verneinen. Daraufhin bekamen wir sofort Gratis-Getränke, Nachtisch-Gutscheine und immer mehr Leute kamen schuldbewusst an unseren Tisch. Lakonisch bemerkte Peer dann beim Gehen - bestimmt haben die uns für Restaurantkritiker gehalten.

 

Es folgten dann 3 Tage auf Hochglanz putzen und Hochsee-tauglich verpacken. Gleichzeitig mussten wir alles, was wir noch so dabei hatten, in zwei 30kg Gepäckstücke stopfen, um damit fliegen zu können. Alles in allem eine logistisch knifflige Aufgabe, aber so ist das eben, wenn man kein Haus mehr hat und durch die Welt zieht. Zu Beispiel hat man zu Reisebeginn auch immer Dreckwäsche dabei - eine ganz neue Erfahrung.

Wir hatten jedenfalls ein Bed&Breakfast in Hafennähe gemietet, das binnen kürzester Zeit so aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Aber nach den drei Tagen war alles erfolgreich in Kisten untergebracht, was mit verschifft werden sollte und auch das Fluggepäck halbwegs auf das zulässige Gewicht eingedampft. 

Der eigentliche Akt, unser rollendes Zuhause dann am Hafen abzugeben, war für uns beide recht emotional. Das Auto ist uns inzwischen ans Herz gewachsen und es nach der Begutachtung durch die Spedition, ob auch ja kein Klümpchen Erde illegal nach Neuseeland gelangen könnte, wegrollen zu sehen, hat sich sehr merkwürdig angefühlt. Wir haben ihm eine gute Fahrt gewünscht und uns dann mit den Nummernschildern im Gepäck auf den Weg nach Antwerpen gemacht.

Europäische Nummernschilder werden nämlich gerne geklaut, sie gelten - warum auch immer - als Trophäen. Wir haben mehrere Sätze Ersatzschilder dabei, die Originale mit der TÜV Plakette bleiben immer hübsch sicher verstaut. 

Der Hafen Zeebrugge ist im Übrigen riesig und in Europa einer der größten See-Umschlagplätze für Autos jeder Art und Größe. Im Moment werden in Massen Fahrzeuge nach England verschifft - auf dem Festland gebaute Rechts-Lenker, für die der nächstmögliche Markt außerhalb Englands extrem weit weg ist. Und da keiner weiß, was nach dem drohenden Brexit sein wird, schnell noch rüber damit ...

 

 

 

Antwerpen hat uns dann mit miesestem Regenwetter empfangen, also haben wir den Tag mehr oder weniger im Hotel verbracht, wir waren ehrlich gesagt auch platt, sowohl physisch aus auch psychisch. Wir hatten wochenlang auf den Verschiffungstermin hingearbeitet, geplant, getan, gemacht - es war, als hätte jemand den Stöpsel gezogen. Da wir für den Flug immer noch zu viel Kram dabei hatten, war die Lösung pragmatisch - so hatte ich über meinen Yogaklamotten 2 Kleider an, eine Jacke und zwei Mäntel. Bücher landeten in Jackentaschen und unsere zwei übergewichtigen Gepäckstücke durften Gott sei Dank kulanterweise passieren - uff ...

 

Also ging es ab in den Süden!

 

 

Noch eins - wir wollen uns bei allen Beteiligten, die uns die logistische Abwicklung möglich gemacht haben, herzlich bedanken. Bei den diversen Werkstätten - wir haben nämlich unter anderem eine richtig geile Sound-Anlage einbauen lassen und - nicht lachen - eine laute Hupe ... Das, was da ursprünglich drin war, klang wie ein Mofa und nicht nach unserem doch recht großen Gefährt. Und natürlich bei der Spedition und den diversen Behörden, die unseren ganzen Papierkram abgewickelt haben - wir sind überall toll betreut worden.

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Doris (Sonntag, 06 Oktober 2019 13:32)

    Rike Du siehst bezaubernd aus, erinnert mich an Figuren in Cechov . Freue mich schon auf diw nächsten Berichte. Spannende, aufregende, inspirierende, traumhafte Reise wünsche ich Euch

  • #2

    cat (Sonntag, 06 Oktober 2019 14:06)

    Oh was ein Unterfangen! Inr seid spitze - und (hahahahah) Restaurantkritiker , warum nicht? Neue Idee - gleich noch die Restaurantbewertungen als Kategorie in den Blog mit aufnehmen? :) Ich bin bei Euch und drück Euch! Und bitte keine Fotos mehr von Stinkwanzen - igitt, sind die eklig in Großaufnahme ...

  • #3

    Sonja (Sonntag, 06 Oktober 2019 18:58)

    Alles Liebe und Gute Euch beiden!! �

  • #4

    Frauke (Sonntag, 06 Oktober 2019 23:31)

    ....hey, das wird jetzt modern, bald laufen alle so rum! Hier im warmen Süden Spaniens sind das aber ein paar Schichten zu viel ;-) Gute Fahrt euch beiden & hasta pronto - wir sehen uns bald!

  • #5

    Gabrielle (Montag, 07 Oktober 2019 14:09)

    Was für ein herrliches Bild... zwei Mäntel etc.. Ich kann Dich förmlich lachen hören!!!! Seid umarmt und geknutscht und GUTE FAHRT/FLUG/ whatever.. Alles Liebe!!!!