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Von Dunedin in die Caitlins

 

Ein Stückchen weiter im Südosten liegt die zweitgrößte Stadt der Südinsel, Dunedin. Ein Running Gag war lange Zeit über die Aussprache zu rätseln, ich tendierte hierbei zu einer französischen Variante. Einheimische haben uns dann aufgeklärt, denn anhand der Ausspracheregel wäre ich auch nicht schlau geworden - dəˈniːdɨn stand da, hmmm, wohl dem, der das lesen kann ...

Dunedin ist eine Studentenstadt. Mit seiner Viktorianischen Architektur ist das Stadtbild sehr einladend - allein der Bahnhof ist schon ein Prachtbau, angeblich gehört er zu den Top 100 Bauwerken der Welt. Also haben wir uns zu einem kleinen Bummel hinreißen lassen, bevor wir wieder in die Natur geflüchtet sind. Wir waren noch lecker essen und hatten dann mal wieder eine Ohrstöpsel-Nacht auf dem innerstädtischen Parkplatz, quasi direkt neben den Gleisen.

 

Eine Kuriosität hat Dunedin übrigens auch noch zu bieten, nämlich die steilste Straße der Welt - wieder für Camper verboten, diesmal haben wir uns allerdings daran gehalten.

 

 

Am nächsten Tag haben wir dann etwas angesteuert, worauf ich mich schon lange gefreut hatte. Dunedin liegt in einer geschützten Bucht hinter einer vorgelagerten Halbinsel, der Otago Peninsula, die sich über 35 km bis weit hinein in den Pazifischen Ozean erstreckt. An der Spitze dieser Halbinsel befindet sich eine Albatros-Kolonie - genauer genommen handelt es sich um Königs Albatrosse. Es ist weltweit die einzige Kolonie auf dem Festland. Sonst brüten diese sowie auch sämtliche anderen Albatros-Arten nur auf menschenleeren, sturmgepeitschten Inseln mitten im Ozean

Die Königsalbatros Kolonie gründete sich Anfang des letzten Jahrhunderts eigenständig und durfte - in diesem Fall Dank des Eingreifens der Menschen - langsam wachsen und sich stabilisieren. 

Man kann sich den gigantischen Vögeln nur mit einer geführten Tour nähern und so durch eine Scheibe 4 der Sturmvögel auf ihren Nestern beobachten. 

Im November werden die Eier gelegt, danach befinden sich die Tiere in ihrer etwa 11-wöchigen Brutphase. Die Paare, die ein Leben lang zusammen bleiben, wechseln sich beim Brüten ab. Sind die Jungtiere dann geschlüpft, wird es für die Eltern richtig anstrengend, denn die Kleinen fressen wie die Scheunendrescher. Schon bald müssen Männchen sowie Weibchen parallel für Futter sorgen, um den Bedarf des Kükens zu decken - Albatrosse brüten immer nur ein Ei aus und das nur alle 2 Jahre, mehr würden die Vögel gar nicht schaffen. Im späten September verlassen die Jungtiere dann das Nest und machen sich auf die Reise. Sie verbringen ihre ersten Lebensjahre auf See und kehren in der Regel irgendwann als Jugendliche an den Ort ihrer Geburt zurück, wo sie zunächst noch einmal ein paar Jahre als Junggesellen leben. Erst dann paaren sie sich und gründen ebenfalls eine Familie. 

 

Wenn man die Vögel so auf ihren Nestern sitzen sieht, könnte man sie aus der Ferne auch für etwas zu groß geratene Möwen halten. Wir hatten aber das große Glück, ein paar Albatrosse beim Fliegen beobachten zu können. Es ist phantastisch mit anzusehen, wie diese Sturmvögel durch die Luft gleiten! Sie sind in der Tat die Könige der Lüfte! Leider sind uns keine guten Aufnahmen geglückt - Tierfotografie ist schon eine Sache für sich. Trotzdem hier ein teilweise leider unscharfer kleiner Eindruck ...

 

 

Nach diesem Erlebnis sind wir weiter Richtung Süden gezogen. Unweit von Dunedin erreicht man die Caitlins, eine grüne Hügellandschaft, die von zahlreichen kleinen Flüssen und Wasserfällen durchzogen wird. Die Küste besteht zum Großteil aus steil ins Meer abfallenden Klippen, die sich mit malerischen Sandbuchten abwechseln.

 

Zunächst haben wir einem der meistfotografierten Leuchttürme Neuseelands einen Besuch abgestattet. Der steht auf dem Nugget Point, natürlich mal wieder auf einer Landzunge. Dort weht immer ein kräftiger Wind und anhand der Vegetation kann man genau sehen, aus welcher Richtung. Die Bäume und Büsche krümmen sich zum Berg hin und bilden ein dichtes Blätterdach, das vielen Lebewesen Schutz bietet. Beim Leuchtturm angekommen hat man dann einen spektakulären Blick auf vorgelagerte Klippen und Felsformationen. Wir waren mal wieder schwer beeindruckt. Dieses Land ist einfach immer wieder anders und immer wieder atemberaubend schön.

 

 

Wir haben uns dann ein paar Wasserfälle erlaufen - die Purakaunui Falls und die Waikawa Falls, den größten Wasserfall der Region wollten wir für den nächsten Tag aufsparen, doch dann gab es eine Planänderung. Die Netz-Recherche hatte nämlich ergeben, dass Übernachtungsmöglichkeiten auf Stewart Island rar gesät sind und wir unmittelbar buchen mussten. Das hat unseren Caitlins-Aufenthalt stark verkürzt.

 

 

Aber als Bonbon gab es noch eine Nacht auf einem wunderbaren Stellplatz. Wir standen an einer großen Sandbucht in der es sich zwei Seelöwen gemütlich gemacht hatten. Ein Weibchen, dass wir beim Strandspaziergang fast übersehen hätten, so sehr vermischte sich ihr Fell mit dem Sand und den sie umgebenden Felsen. Durch diese Begegnung wachsam geworden, wurde uns bewusst, dass der Felsbrocken in der Ferne wohl ein Seelöwen-Männchen sein musste - und dem war auch so. Mit gehörigem Sicherheitsabstand haben wir das Tier beobachtet, der Bursche war echt groß!

 

 

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge haben wir die Caitlins dann am nächsten Morgen hinter uns gelassen. Es war komisch, auf einmal in Zeitdruck geraten zu sein, das sind wir nicht mehr gewohnt ...

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Viola (Mittwoch, 05 Februar 2020 06:38)

    Ach es ist immer wieder so schön deine Berichte zu lesen. Hoffe ihr seid nicht von den Überschwemmungen betroffen und habt weiterhin eine schöne Zeit. Liebste Grüße aus dem grauen aber nicht wirklich winterlichen Berlin.