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Die Gletscherregion

 

Zunächst waren wir am Fox Glacier, auf Maori Te Moeka o Tuawe. Ein Wanderweg durch den Regenwald führt einen zu einem Platz, von dem aus man die Gletscherzunge sehen kann. Hier erwartet einen ein auf der Welt einzigartiges Phänomen. Man steht im grünen, tropisch anmutenden Wald und hat vor sich einen Gletscher. Sehr schräg!

 

 

Die Gletscher sind ständig in Bewegung und gehen kontinuierlich zurück. Das Eis kann sich am Tag 3-4 m verschieben, so dass die Oberfläche immer neue Gestalt annimmt. Der Rückgang und das Abschmelzen sind eigentlich ein natürlicher Prozess, nur wird dieser inzwischen Mensch-gemacht rasant beschleunigt. Auch wenn die Gletscherschmelze hier nicht ganz so schnell von statten geht, wie an anderen Orten der Welt, rechnet man trotzdem damit, dass die Gletscher bis zum Ende des Jahrhunderts etwa 38% Prozent an Masse verlieren werden.

 

 

Peer war ja vor knapp 20 Jahren schon mal hier. Da ragten die beiden Gletscher, die aus den Neuseeländischen Alpen westlich ins Tal fließen, noch hinunter bis zum Fuß der Berge. Er ist damals noch vom Parkplatz aus über den Franz Josef Gletscher gelaufen, auf Maori Ka Roimata o Hine, den bekannteren der beiden Gletscher. Inzwischen muss man für so eine Wanderung mit dem Helikopter etwa 800 m hoch fliegen - was wir dann auch gemacht haben.

 

 

Wir sind ja nicht so die Berg- oder Schnee-Menschen, aber so ein Heli Hike musste sein. Dazu hieß es aber erstmal das schlechte Wetter aussitzen. Mehrere Tage haben wir mehr oder weniger in unserem Camper verharrt, dann war für den nächsten Tag strahlender Sonnenschein angesagt.

Wie empfohlen sind wir mit mehreren Schichten bekleidet schwitzend zur Basisstation gelaufen, um den Flug auf den Franz Josef Gletscher anzutreten. Dort bekamen wir dicke Socken, Handschuhe, wasserfeste Hosen und Jacken sowie Stiefel, Spikes und eine kleine Tasche. Sonnenbrillen waren ein Muss, ansonsten durften wir nur Dinge mitnehmen, die wir in jener Tasche verstauen konnten. So ausstaffiert wurden wir gewogen, dann gab es ein Sicherheitsbriefing und wir wurden in Gruppen aufgeteilt.

Kurz bevor es dann los ging, verkündete eine nette Dame mit strahlendem Lächeln, dass der Flug wetterbedingt gecancelt wurde. Alle dachten, das sei ein Scherz, war es aber nicht ...

 

Frustriert haben wir uns wieder umgezogen, um dann am nächsten Morgen einen neuen Anlauf zu nehmen. Wieder hing eine Wolkendecke in den Bergen, es gab eine 50/50 Chance - fliegen oder erneut canceln ...

Diesmal meinte es der Wettergott gut mit uns, und irgendwann saßen wir tatsächlich im Hubschrauber. Der Flug war kurz, nach nicht mal 5 Minuten landeten wir auf dem Eis.

 

Dort schnallten wir uns die Spikes unter die Schuhe und los ging es. Meine ersten Schritte waren noch ein bisschen wackelig, aber nachdem ich ein paar Meter rumgeeiert bin, fasste ich Vertrauen in die Spikes. Damit krallt man sich wunderbar in den eisigen Boden und selbst wenn man etwas steiler bergab läuft, rutscht man nicht.

 

 

 

Die Szenerie war sehr besonders. Das schillernde Blau des Eises, zackenförmige Verwerfungen, Wasserfälle, Abrisskanten, die früher vom Eis bedeckt waren, an denen inzwischen aber der Fels frei liegt - und dann kam auch noch die Sonne raus.

 

Unser Guide stapfte voraus, wir in einer Reihe hinterher. Zuerst brachte er uns in eine Höhle, die sich vor etwa 2 Wochen gebildet hatte und die wohl in spätestens 4 Wochen wieder verschwunden sein wird. Hier schimmerte das Eis tiefblau und geduckt sind wir im Gänsemarsch durch gekrabbelt.

 

 

Weiter ging es den Gletscher hinauf, durch schmale kleine Täler, über Stufen, die unser Guide ins Eis hackte, um uns den Weg zu erleichtern, den er dann teilweise auch mit einem Seil sicherte. Wie gesagt - die Gletscher sind ständig in Bewegung und so gibt es keine Routen, auf denen die Gruppen entlang geführt werden - jeder Weg will neu gesucht sein. 

 

Am Ende sind wir nacheinander noch in ein Eisloch hinab gestiegen, eine krasse Erfahrung! Ich konnte mir den Wortwitz „asshole in an icehole“ nicht verkneifen, es folgte heftiges Gelächter in der Gruppe ...

 

 

Auf dem Rückweg zum Heli-Landeplatz haben wir mehrere kleine Flüsschen passiert - sobald die Sonne scheint, beschleunigt sich die Eisschmelze und eben diese Flüsse entstehen. Das Wasser ist eiskalt und schmeckt unglaublich gut. Wird es dann Nacht, frieren die Flüsschen wieder ein. 

 

Immer wieder ergaben sich neue Blickwinkel, und wir konnten uns gar nicht satt sehen! Aber nach etwa 2 Stunden Wanderung quer über den Gletscher endete dann unser Ausflug.

 

 

Schwups, saßen wir im Heli - und schon waren wir wieder unten. Was für ein Erlebnis!

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Sabine (Dienstag, 03 März 2020 15:39)

    Irre Bilder !!! Aber bekommt man in so einer Eisröhre keine Platzangst ?

  • #2

    Doris (Donnerstag, 05 März 2020 23:22)

    Einmalig, einzigartig, immer mit Begeisterung dabei.

  • #3

    Annette Sett Gjessing (Dienstag, 10 März 2020 20:08)

    Herrliche Bilder - Ja, ein Erlebnis - danke fuer das Teilen mit uns anderen :-)