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Ach, ihr seid das wieder ...

 

Die knapp fünfstündige Fahrt Richtung Nelson kannten wir auch schon, nur erwartete uns diesmal eine komplett andere Stimmung. Wolken hingen tief in dem Flusstal, durch das sich die Straße schlängelt, und die tief stehende Wintersonne tauchte alles in ein sehr eigenwilliges Licht. Als wir dann abends auf dem wohlvertrauten Campground Kina Beach bei Motueka ankamen, wurden wir mit den Worte -ah, it's you again - begrüßt, und ein heimeliges Gefühl beschlich uns ...

 

 

Am Morgen erwartete uns ein atemberaubender Sonnenaufgang über dem Meer. Beschwingt brachen wir zum Abel Tasman auf.

 

Wir hatten uns zwei verschiedene Campgrounds ausgeguckt und wollten den Nationalpark sozusagen von zwei Seiten umzingeln. Da es auf ersterem auch eine Waschmaschine und einen Backofen gab, haben wir das gleich genutzt, um einen Haushaltstag einzulegen - Peer ist nämlich zum Brotbäcker avanciert - das Brot, das man hier in der Regel kaufen kann, verdient den Namen ehrlich gesagt nicht ...

Bei strahlendem Wetter sind wir ein bisschen gewandert und haben uns an den vergleichsweise milden Temperaturen erfreut. 

 

 

Nach zwei erholsamen Tagen sind wir über Pfingsten zum Totaranui Campground weitergefahren. Dieser liegt am Ende einer Schotterstraße mitten im Abel Tasman, ein bisschen am Ende der Welt, eigentlich wunderschön ...

 

 

Aber dort passierte es - unser Camper wollte nicht mehr. Totaler Elektronik Error, nichts ging mehr. In einem letzten Aufbäumen sprang er noch ein letztes Mal an, so dass wir zur Rezeption fahren konnten, wo es zumindest minimalen Internet Empfang gab, und das war es dann. Jetzt waren wir wirklich gestrandet ...

 

Stundenlanges eigenes Suchen nach dem Fehler blieb erfolglos, aber irgendwann hatten wir ein örtliches Abschleppunternehmen aufgetrieben, dass nur eine Stunde entfernt war. Dann tat sich das nächste Problem auf. Unser Camper war in der Parkposition und ließ sich nicht in den Leerlauf bringen, also konnte er auch nicht auf den Abschleppwagen gezogen werden. Der nette Mechaniker versprach aber, am nächsten Tag mit einer Lösung wiederzukommen.

 

Und wie es so ist - ausgerechnet in dieser Situation hatte ich einen Termin, einen Sprecher-Job, und nicht nur irgendeinen ... Auftraggeber war die Bundesregierung, die meine Stimme für den Info-Film zur Corona App wollte. Man war sogar bereit, mich in Neuseeland aufzunehmen. 

Jetzt wird es witzig - wir sitzen also Corona-bedingt im inzwischen Corona-freien Neuseeland fest, es geht um die deutsche Corona App und das Tonstudio in Nelson, in dem ich letztendlich aufgenommen wurde, ist in der Quarantine Road. Hach, und dann kam noch einer oben drauf - der Bruder des dortigen Tonmeisters hat Australiens Corona App entwickelt ...  In jedem Drehbuch würde man das für komplett übertrieben halten.

 

Aber langer Rede kurzer Sinn - am Tag der geplanten Aufnahmen wurden wir in einer dreistündigen Fahrt zur Mercedes Werkstatt in Nelson geschleppt, ich konnte ins Studio und wir haben für die nächsten Tage unser Quartier auf dem Werkstatthof aufgeschlagen. Winter-Camping jetzt ganz anders ...

 


 

Damit war das Kapitel aber noch nicht vorbei. Denn als auch bei den Mechanikern zunächst große Ratlosigkeit herrschte, lagen unsere Nerven vorübergehend blank. Uns wurde klar, dass es an die Substanz ging. Der Camper ist unser Zuhause und wenn der nicht fährt, kann man sich nicht in ein anderes Zimmer zurückziehen, weil vielleicht die Heizung nicht geht - es betrifft gleich das Gesamtpaket. Unsere Komfortzone wackelte und wir richteten uns innerlich auf eine lange Zeit auf dem Werkstatthof ein. Als wir gerade Pläne geschmiedet hatten, wie wir das Problem Wasser, Abwasser etc. organisieren, wurde der Fehler überraschend doch noch relativ schnell gefunden, und nicht nur das, das Ersatzteil war sogar in Auckland vorrätig und wir konnten wieder fahrfähig gemacht werden. Es sind zwar noch kleine Nachbesserungen nötig, das erfolgt in den nächsten Tagen, aber erstmal sind wir wieder auf unserem wohlvertrauten Platz in Kina Beach - ah, it‘s you again - und wieder gab es einen spektakulären Sonnenaufgang ...

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Viola (Samstag, 06 Juni 2020 11:44)

    Wow! Zu den Fotos
    Wow! Zu: „wenn einer eine Reise macht....“ �
    Ist ja wirklich witzig mit dem Sprechjob.
    Und irgendwie habt ihr auch immer Glück im Unglück, das finde ich schön.
    Es ist immer so erfreulich von euch zu hören. Ein Satz hat mich besonders neidisch gemacht. Corona freies Neuseeland
    Davon sind wir weit entfernt

  • #2

    Gaby und Frank (Dienstag, 09 Juni 2020 11:33)

    Wow, Ihr Lieben! Was für ein Krimi!
    Wir freuen uns sehr über den guten Ausgang und wünschen Euch weiterhin eine wundervolle Reise in diesem zauberhaften, magischen Land - auch wenn´s dort jetzt etwas frisch ist. Aber Ihr werdet - wie immer - das Beste draus machen, schließlich seid Ihr einfach Glückskinder.
    Und wir werden uns bestimmt den Info-Film zur Corona-App anschauen - mit einem Lächeln, wenn wir deine Stimme hören, liebe Rike, und an die sehr speziellen Umstände denken, unter denen du eingesprochen hast.