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Taranaki-san

 

Der graue Regenhimmel war nicht wirklich einladend und so sind wir auf Nebenstraßen immer weiter Richtung Norden gefahren. Durch die größtenteils immergrüne Vegetation hat der Winter hier etwas freundliches. Man sieht zwar auch kahle Laubbäume, aber Palmen, Palmfarne und andere Gewächse lockern das Landschaftsbild auf.

Die Westküste nördlich von Wellington ist bei Surfern sehr beliebt. Es weht oft ein kräftiger Wind. 

 

 

In dem kleinen Örtchen Opunake haben wir das mächtig zu spüren bekommen. Zum ersten Mal auf unserer Reise sind wir Nachts geflohen - unser Camper wurde so durchgeschüttelt, dass an Schlaf nicht zu denken war und wir mussten uns ein windgeschütztes Fleckchen suchen.

 

Inzwischen waren wir in der Nähe eines fast kreisrunden Nationalparks, genannt Egmont National Park, gelandet, in dessen Mitte sich der Mount Taranaki befindet, ein geradezu perfekt geformter Vulkan von über 2500 m Höhe. Wir mussten an den Fuji denken, der in Japan mit dem Höflichkeits-Suffix „san“ versehen und demnach Fuji-san genannt wird.

Fortan war dieser imposante Berg, der die ganze Region dominiert und sich immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven zeigt, für uns der Taranaki-san. Wir hatten sogar das Glück, ihn ohne Wolken zu sehen, ein eher seltener Anblick, wobei sich die Wolken gerne wie eine Decke über ihn schmiegen.

Der Vulkan ist noch relativ jung, er hat seine Tätigkeit erst vor knapp 135.000 Jahren begonnen, der letzte Ausbruch wird auf 1854 datiert. Er ist nicht erloschen und gilt derzeit als schlafend ...

 

 

Nähert man sich dem Nationalpark von der Küste, fährt man durch eine von vielen kleine kreisrunden Hügeln geprägte Landschaft. Diese - wie das Parlament in Wellington - Beehives genannten Hügel sind ebenfalls vulkanischen Ursprungs.

 

 

Um den Taranaki rankt sich eine Maori-Legende. Den folgenden Text habe ich Wikipedia entnommen ...

 

In der Mythologie der Māori ist Te Maunga o Taranaki ein Berggott, der für viele Jahrhunderte friedlich im Zentrum der Nordinsel mit den anderen Göttern TongariroRuapehu und Ngauruhoe zusammenlebte. Durch die Liebe von Taranaki zu der mit grünem Wald überwachsenen Pihanga kam es zum Streit mit Tongariro, der ebenfalls ihre Liebe beanspruchte. Während der Schlacht schüttelte sich die Erde, und der Himmel wurde schwarz, bis sich schließlich Pihanga auf Seite von Tongariro stellte. Der verärgerte und tieftraurige Taranaki verließ die anderen Berge, um sich in Richtung der Sonne an der Küste niederzulassen, wo er im Schlaf von der Poukai-Gebirgskette eingeschlossen wurde und für immer dort verblieb. Aus den ihm zugefügten Wunden entsprang ein Strom klaren Wassers, der den heutigen Whanganui River darstellt. Weiterhin soll es zum Frieden auf Erden kommen, sobald sich die zerstrittenen Götter wieder vertragen. Erst dann wird Taranaki wieder in die Nähe der anderen Götter zurückkehren.

 

 

Unser Versuch, uns den Vulkan aus der Nähe anzusehen, war leider zum Scheitern verurteilt. Wir landeten nur in der dicken Wolkendecke. Dafür haben wir mal wieder einen Neuseeland-typischen „Spaziergang“ unternommen, zu den Dawson Falls. Es ging rauf und runter, über Stock und Stein, aber es lohnte sich. Der Wasserfalls war beeindruckend, zumal in Folge der starken Regenfälle in jüngster Zeit dort einiges in die Tiefe rauschte. 

 

 

Da laut Wettervorhersage wieder mit Starkregen und heftigem Wind zu rechnen war, sind wir zurück zu unserem geschützten Plätzchen in Opunake gefahren. Nochmal wollten wir nicht mitten in der Nacht umparken ...

Inzwischen hatte mir ein freundlicher Zahnarzt mitgeteilt, dass besagter Zahn, wegen dem ich ihn konsultiert hatte, nicht zu retten sei und gezogen werden müsse.

Das hat unsere Reiseroute nochmal beschleunigt, da ich 3 Tage später in Auckland einen Termin zum Vorgespräch bei einem Spezialisten ergattern konnte, der in einem Zug ein Implantat setzt. 

Also sind wir für unsere Verhältnisse ungewöhnlich schnell weitergezogen. 

Wir haben aber im Hinterkopf, nochmal zum Taranaki-san zurückzukehren - wenn es wieder wärmer ist und wir dann immer noch in Neuseeland weilen ...

 

In New Plymouth haben wir dann die Wintersonnenwende zelebriert - bei 18 Grad und ohne Socken - Peer war glücklich!

 

 

Schließlich in Auckland angekommen, haben wir fix erledigt, was zu erledigen war und eine deutsche Bäckerei sowie ein französisches Käse-Geschäft gestürmt. Da zwischen meinem Vorgespräch und der eigentlichen Zahnbehandlung eine knappe Woche lag, sind wir schnell wieder aus der Stadt rausgefahren - Richtung Coromandel, wo im November unsere Reise im Camper begonnen hatte. Da heftige Unwetter zu erwarten waren, sind wir jedoch nicht ins Innere der Halbinsel gefahren, denn wieder hieß es, sich ein sicheres Plätzchen zu suchen und auszuharren. Am nächsten Tag konnten wir in den Nachrichten lesen, dass wir genau das Richtige getan hatten. Halb Coromandel war sozusagen abgesoffen, das wäre kein Spaß geworden. Und das was wir an Regen erleben durften, hat uns schon gereicht ...

 

 

Aber eins ist uns in den letzten Wochen klar geworden - es wird immer wieder Nächte geben, in denen wir uns einen geschützten Standplatz suchen müssen.

 

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