· 

Von Auckland nach Whangarai

 

Das Wetter wurde zusehends ungemütlicher und so haben wir uns für eine Weile auf einem Stellplatz nördlich von Auckland niedergelassen, in Gulf Harbour. Eigentlich darf man dort nur 2 Nächte im Monat bleiben, nur kräht im Moment kein Hahn danach. Unsere unmittelbaren Nachbarn waren schon während des Lockdowns vor Ort und machten keinerlei Anstalten, den Platz in absehbarer Zeit zu verlassen. Wir konnten beobachten, wie sie Tag für Tag ihre Angeln auswarfen, aber nie einen Fisch fingen - hmmm.

Das Angeln ist hier streng reglementiert. Man darf täglich nur eine geringe Anzahl Fische - und die auch erst ab einer vernünftigen Größe - aus dem Meer holen. Kontrolliert wird das von der Polizei, die auch hin und wieder unsere erfolglosen Nachbarn unter die Lupe nahm.

 

Da es in Gulf Harbour nicht viel zu tun oder zu sehen gab, war es eine willkommene Ablenkung, der täglichen Flut an Booten beim Slippen zuzugucken oder einem Vater, der mit seinem kleinen Sohn zwei Stachelrochen im Hafenbecken fütterte. Ein Hund, der auf der Wiese den von Herrchen geworfenen Bällen hinter jagte, sorgte für einen riesigen Lacher, als er den Ball, den er zurückbringen wollte, nach der Hälfte fallen ließ um erstmal drauf zu pinkeln ... 

 

 

Aber auch die 2 km Weg bis zum Supermarkt boten eine Abwechsung. Ansonsten habe ich Dank des winterlichen Aprilwetters so viele Regenbögen gesehen, wie gefühlt in meinem ganzen Leben noch nicht.

 

 

Da wir ein paar Dinge in und um Auckland zu erledigen hatte, mischten wir uns also schnell unter die Dauercamper. Auch wenn wir den Platz das ein oder andere Mal verlassen haben - Abends standen wir wieder dort.

Zunächst musste unser Carnet de Passage verlängert werden. Das ist quasi ein Pass für das Auto, der unserem Wagen gestattet, im Land zu sein. Das ging sehr einfach über die Bühne und unser Camper ist jetzt weiter als wir. Er darf nämlich bis September 2021 in Neuseeland bleiben. 

Wir haben unsere Visa-Verlängerung noch vor uns, gehen aber davon aus, dass auch das glatt über die Bühne gehen wird. Wir wollen jedenfalls gerne so lange hier bleiben, bis es möglich wird, nach Australien überzusetzen. Das kann allerdings noch dauern - bei den heftigen Zahlen aus Melbourne ist die geplante Big Bubble erstmal wieder vom Tisch ...

Nicht ganz so glatt lief es mit einem Päckchen aus Deutschland, das eine liebe Freundin für uns aufgegeben hatte. Es ging damit los, dass DHL im Moment keine Päckchen nach Neuseeland annimmt, also musste UPS ran. Alles prima, dachten wir - dann stockte das Päckchen beim Zoll, es war „quarantined“, zu Corona Zeiten irgendwie ein Treppenwitz. Unsere Freundin hatte nämlich neben den dringend benötigten Ersatz-Scheibenwischern und Wasserfiltern netterweise ein Päckchen Tee mit eingepackt. Gar nicht gut, denn das rief die Umweltbehörde auf den Plan.

Neuseeland ist sehr empfindlich, was die Einfuhr von Lebensmitteln betrifft, denn vieles hat sich in der Vergangenheit als „pest“ herausgestellt, so werden nicht heimische Pflanzen und Kräuter bezeichnet, die der hiesigen Vegetation den Garaus machen. Nach eingehender Prüfung wurde der Tee dann aber für harmlos befunden und das Päckchen fand den Weg zu uns.

 

Schließlich haben wir eines schönen Tages Gulf Harbour verlassen und sind Richtung Norden aufgebrochen. Erstes Ziel war Whangarei, eine für hiesige Verhältnisse größere Stadt in der Region Northland. Sie liegt an einem Naturhafen mit Zugang zum Pazifik. Hier haben die Regengüsse der letzten Wochen gewaltige Verwüstungen angerichtet. Überall sieht man Erdrutsche, Schlaglöcher haben sich auf den Straßen aufgetan und Wiesen stehen komplett unter Wasser.

 

Trotzdem haben wir ein kleines Touri-Programm gestartet. 

 

Im Stadtpark stehe noch ein paar der alten Kauri Bäume, die nicht der systematischen Abholzung zum Opfer gefallen sind. Denen haben wir im Nieselregen einen Besuch abgestattet.

Die immergrünen Baumriesen erreichen heute Wuchshöhen von bis zu 50 m und einen Umfang von bis zu 4 m. Jene alten Bäume, die seinerzeit abgeholzt wurden, waren wesentlich größer und imposanter. Kauri stehen inzwischen unter Naturschutz und dürfen nur noch zu rituellen Zwecken von Maori gefällt werden. Die Art ist zudem durch einen Pilz, der die Wurzeln angreift und zum Absterben der Bäume führt, bedroht. In Gebieten, in denen noch Kauri Bäume wachsen, soll man sich deshalb vor Betreten der Wege die Schuhe gründlich reinigen und sie desinfizieren, außerdem dürfen die Wege auf keinen Fall verlassen werden. So hofft man, die Verbreitung des Pilzes eindämmen zu können.

 

 

 

Dann gibt es ein paar Kilometer weiter einen recht beeindruckenden Wasserfall - die Whangarei Falls. Auch dort sind wir bei Nieselregen herumspaziert, bevor wir uns wieder in unserem Camper verschanzt haben.

 

 

Whangarei ist ein kleines Camper-Paradies, denn es gibt überall Stellplätze, an denen man umsonst stehen darf. Auch hier gilt gerade die Winter-Regel, es kräht kein Hahn danach, wie lange man bleibt. Trotzdem haben wir immer mal wieder den Ort gewechselt, um einen anderen Blick auf die Bucht und den Dauerregen zu bekommen. Da wir viel Arbeit hatten, haben wir die permanenten Güsse nicht für schlimm befunden. Und sobald sich die Sonne gezeigt hat, wenn auch nur für kurz, lag sofort ein Gefühl von Frühling in der Luft. Das findet auch die Vegetation. Neben anderen Bäumen blühen nämlich bereits die Magnolien …  

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Cat (Sonntag, 09 August 2020 19:35)

    Wunderbare Fotos!!! Das wird ja immer noch beeindruckender ! Und der Regenbogen � ein Traum !!! Danke fürs Teilen und liebste Grüße!!

  • #2

    Elisabeth Fleischmann (Mittwoch, 12 August 2020 05:20)

    Hallo ihr beiden! Endlich hab ich Zeit wieder sn eurer Reise teilzunehmen. Als ich vor 10 Jahren in Neuseeland war, hab ich mir die Kauri Böume angesehen. Die waren wirklich beeindruckend! Wusste nicht, dass, sie vom Aussterben bedroht sind. Hab ein kleines Souvenir bei mir zuhause. Danke für die wunderbaren Fotos und die amüsanten Geschichten

  • #3

    Annette Sett Gjessing (Dienstag, 20 Oktober 2020 17:16)

    Danke fuer die tollen Berichte! Es versetzt mich immer (buchstaeblich !) in eine andere Welt...wenn ich den Reiseblog lese und die traumhaften bilder studiere. Eine kleine "Aus-zeit", wie in der Kindheit, als ich das Gefühl hatte, die ganze Welt liegt offen, und die Möglichkeiten sind unendlich :-)

    Wo seid Ihr nun? Ich vermisse neue "Updates"...!