· 

Wie die Feste fallen

 

Kurz vor Weihnachten wurde es in Matauri Bay langsam ungemütlich - die Hochsaison hatte begonnen. So haben wir uns von unserem Quasi-Interims-Zuhause erstmal bis auf weiteres verabschiedet.

Weit sind wir nicht gekommen. In Kerikeri gibt es einen wunderschönen NZMCA Campground, mehr oder weniger direkt neben einem Wasserfall, Rainbow Falls genannt - dort haben wir uns über Heiligabend zurückgezogen. Ein Spazierweg führt im weiteren Verlauf am Flüsschen entlang, mehrere Kauri Bäume säumen den Pfad und so sind wir ein Stück durch den schattigen Wald gelaufen bevor wir es uns auf der Wiese vor unserem Wagen gemütlich gemacht haben.

 

 

Heiligabend wird hier nicht gefeiert, die Weihnachtstraditionen ähneln denen in Großbritannien. Das heißt, der 25.12. wird im Familienkreis verbracht und am 26.12. - dem sogenannten Boxing Day - geht man shoppen oder veranstaltet eine kleine Party.

Wir waren Heiligabend also unter uns, und Dank des Zeitunterschieds waren wir dann am nächsten Morgen über Skype beim Berliner Heiligabend enger Freunde dabei, mit denen wir früher immer zusammen unterm Weihnachtsbaum gesessen hatten. Da Peer und ich ja seit kurzem Ukulele lernen - Ukulelen sind klein genug um in unseren Camper zu passen - haben wir tatsächlich ein paar Weihnachtslieder von uns gegeben, mit simplen Akkordfolgen - ein großer Spaß!

Am frühen Nachmittag haben wir uns dann zu Freunden aufgemacht, zu Inky und Sjoerd, die in Sachen Gastfreundschaft unser offenes Haus, das wir immer hatten, um Längen toppen. So fand schon die Weihnachtsfeier im erweiterten Familienkreis statt und am nächsten Tag stieg dann die Party. Jeder brachte irgendetwas mit - unter anderem alles, was vom Festmal des Vortages übrig geblieben war, und bei strahlendem Sonnenschein verteilten sich kleine Grüppchen überall im Garten und am Strand. Es wurde auf einer extrem hubbeligen Piste Pétanque gespielt und Höhepunkt der Party war wohl eines der entspanntesten Pferde, die mir je begegnet sind und das Sjoerds Schwester zur Party mitgebracht hatte. So hatten wir alle die Gelegenheit, ohne Sattel und Zaumzeug ins Wasser zu reiten - ein unglaubliches Gefühl.  

 

 

Zwischen den Jahren sind wir dann langsam Richtung Auckland getrödelt, wo wir bei Brenda, die wir im letzten Januar auf Steward Island kennen gelernt hatten, zu einer kleinen Sylvester-Feier eingeladen waren.

Auf dem Weg haben wir ein paar Tage bei anderen Freunden verbracht, die wir durch unsere Hymer 4x4 WhatsApp Gruppe kennen. Klingt spleenig, aber diese Gruppe wurde irgendwann ins Leben gerufen, als klar war, dass es von unserem Camper in Neuseeland gerade mal 14 Exemplare gibt, und dass wir uns alle mehr oder weniger mit den gleichen Tücken herumschlagen. So kann sich manch einer vor bösen Überraschungen hüten - ich erinnere hier nur an unsere Mega-Panne auf der Südinsel. Unsere Erfahrung hat einige in dieser Gruppe davor bewahrt, auch mitten im Nirgendwo liegen zu bleiben und wir konnten ein paar Karma-Punkte sammeln. 

Langer Rede kurzer Sinn - es gab ein kleines Hymer 4x4 Treffen. Auf einem traumhaften privaten Standplatz in den Whangarei Heads - direkt auf (oder besser neben) einem kleinen Flugplatz (im Grunde nur eine Wiese) auf der ab und zu tatsächlich ein kleiner Flieger landet ...

Schwimmen gehen, reden, lachen, gut essen und trinken, den Sonnenuntergang und den Aufgang des Vollmondes bestaunen ... Die Tage vergingen wie im Flug!

 

 

Sylvester war dann ganz entspannt - wir konnten die paar Raketen, die über Stanmore Bay in den Himmel geschossen wurden, mitverfolgen, und ich habe mich dabei ertappt, zum ersten Mal in meinem Leben keinen konkreten Wunsch für das neue Jahr zu haben. So habe ich mir nur viele schöne Überraschungen für Peer und mich gewünscht - in welcher Form auch immer.

 

Mit einem Zwischenstopp in Whangarei sind wir dann zurück zu Inky und Sjoerd getrödelt. Wir hatten Karten für das Bay of Island Festival, das auf einem Weingut bei Kerikeri stattfand.

Nachdem es den ganzen Vormittag geschüttet hatte - gut für die Region, die im Sommer immer unter Trockenheit leidet, aber nicht so ideal für ein Festival - riss die Wolkendecke am frühen Nachmittag auf und die Sonne kam heraus. Wir hatten also doch noch perfektes Wetter. 

Die entspannte Atmosphäre, die uns auf dem Gelände begegnete, war für uns überraschend ...

Es gab zwar eine Rucksack-Kontrolle, aber nur um zu verhindern, dass Getränke hineingeschmuggelt werden. Das Messer, das wir zum Teilen der Melone dabei hatten, hat keinen interessiert. Security gab es mehr oder weniger nicht, am Rand der Wiese standen lediglich 2 Polizisten - unbewaffnet, wie überall in Neuseeland.

Die Erwachsenen bekamen Armbänder, die zum Kauf alkoholischer Getränke berechtigten, und obwohl Alkohol konsumiert wurde gab es im Lauf des Abends keine unangenehm Betrunkenen. Außerdem lag kaum Müll herum. All das war für uns äußerst ungewöhnlich und hat uns wieder einmal in unserm Entschluss, hier zu bleiben, bestätigt. 

So tummelten sich auf der Wiese, die die Form eines antiken Theaters hatte, Familien mit vielen Kindern, Freunde kamen zusammen und unten vor der Bühne wurde getanzt.

 

 

Wir haben das Ganze sehr genossen und auf dem Heimweg gab es noch ein zusätzliches Highlight. Das Haus unserer Freunde befindet sich in einem Gebiet, in dem es viele Kiwis gibt und so konnten wir tatsächlich den Blick auf 3 Kiwis erhaschen, die vor dem Wagen Reißaus nahmen - es ist ungewöhnlich und sehr besonders auf einer nächtliche Autofahrt gleich 3 Kiwis hintereinander zu sehen ...

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Anja (Sonntag, 24 Januar 2021 11:58)

    Liebe Rike, lieber Peer

    Was für tolle Bilder, einmal mehr, dich, liebe Rike vom Herzen lachen zu sehen, euer Leben, eure Freude zu spüren.

    Wauhh.... ein Festival, da sind wir meilenweit entfernt... �das ist schon gefühlte Jahre her... hier halten wir uns gerade an die „ 5“ fer Regel im Haushalt �....

    Um so schöner, gepaart mit meiner Sehnsucht, das Leben zu spüren, dem Fernweh, wieder von euch lesen zu können ...

    Ich freue mich schon wieder auf weitere Berichte!

    Geniesst es weiter und freut euch auf die vielen Überraschungen, die noch kommen werden....da braucht man sich wirklich nichts zu wünschen �.....

    Seid herzlichst gegrüßt aus der Schweiz

    Anja