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Eine kleine absurde Geschichte

 

Nach einer langen Schreibpause juckt es mir (oder auch mich, laut Duden geht beides), wieder in den Fingern - also greife ich zum iPad …

Rike-reist wurde Covid-bedingt ausgebremst und ich musste/durfte mich neu orientieren, daher die Pause, mehr will ich dazu gar nicht schreiben.

Wie auch immer - jetzt gibt es eine kleine abstruse Geschichte …

 

Als wir Ende Mai auf dem Weg zu unserer Freundin Lana waren, die zu der Zeit noch bei Taumarunui lebte, einem Ort in der Nähe der 3 Vulkane auf der Nordinsel, wollten wir unsere 'Rego', sprich die Genehmigung auf neuseeländischen Straßen zu fahren, erneuern. Normalerweise ein simples Prozedere, das auf der Post erledigt werden kann - nur stießen wir auf unerwartete Schwierigkeiten. Der netten Frau, die uns betreute, war es nicht möglich, eine Verlängerung in ihr System einzubuchen und so schickte sie uns zum VTNZ, das ist quasi der neuseeländische TÜV.

Uns beschlich schon eine merkwürdige Vorahnung, aber noch war alles offen.

Beim VTNZ betreute uns dann ein netter Mann und nach 2 Stunden und endlosen Telefonaten stellte sich folgender Sachverhalt heraus:

Wir hatten unseren Camper mit einem Carnet de Passage vorübergehend importiert, soweit so gut … Das Carnet war auch nach wie vor gültig - nur darf man eine Wagen maximal 18 Monate temporär importieren, dann ist Schicht im Schacht. Diese Frist und somit unsere Genehmigung uns hier legal zu bewegen lief am selbigen Tag um Mitternacht ab.

Weitere 2 Stunden und endlose Telefonate später standen wir vor der Wahl, unseren Wagen entweder noch am gleichen Tag zu exportieren - unmöglich - oder einen dauerhaften Import zu beantragen. Auf diesen Weg fiel unsere Wahl.

Wieder 2 Stunden und endlose Telefonate später war klar, dass dieses Prozedere bei mehreren Stellen beantragt werden muss und dass das dauert.

So fällten wir die Entscheidung nach Northland zu fahren, denn der Winter stand vor der Tür. 

Inzwischen war es spät am Nachmittag und wir machten uns auf den Weg zum Campground Tauranga Bay. Heute würde ich sagen, wir haben sehr deutsch gehandelt. Die Vorstellung, ohne Genehmigung - also quasi 'illegal' - unterwegs zu sein, war für uns erschreckend. Wie wir später erfahren haben, fahren die Kiwis recht entspannt ohne Rego durch die Gegend. Das Schlimmste, das einem passieren kann, ist eine Strafe von 200 NZ Dollar - etwa 120.- €.

Wie auch immer - in Tauranga Bay haben wir uns dann häuslich niedergelassen. Unsere Freunde in Kerikeri haben uns einen unglaublich günstigen alten Volvo vermittelt, so konnten wir in unserem Camper leben aber waren nach wie vor mobil.

 

 

2 Monate gingen ins Land und da wir immer noch nichts von den Behörden bezüglich des Imports gehört hatte, begannen wir wieder zu telefonieren. Diesmal dauerte es Tage, bis wir vor einem erneuten Sachverhalt standen. Da wir einen Linkslenker fahren, war ein regulärer Import nach NZ unmöglich. Es gibt nur wenige exotische Ausnahmen - etwa für Leichenwagen oder Fahrzeuge, in denen die Queen gesessen hat. Ein eventuelles Umrüsten auf einen Rechtslenker hätte über 100.000.- NZ Dollar allein an Teilen gekostet, das war also definitiv keine Option. Unser Zuhause aufzugeben und nach Europa zu verschiffen, um es dort zu verkaufen, fühlte sich auch nicht gut an, zumal die Beschaffung eines adäquaten Campers hier in NZ nahezu unmöglich zu sein scheint, zum Teil auch Covid bedingt.

 

Aber es tat sich eine absurde Möglichkeit auf … Verschiffen nach Australien, dort Einfuhr über unser Carnet, sofort wieder Ausfuhr, Verschiffen zurück nach NZ und dort erneut Einfuhr, was uns wieder eine temporäre Genehmigung für maximal 18 Monate verschaffen würde … Auch der Zoll spielte bei diesem zunächst theoretischen Spielchen mit und so beschlossen wir, uns auf diese Weise Zeit zu verschaffen. Schließlich weiß momentan kein Mensch, wie die Welt in 18 Monaten aussehen wird.

 

Gesagt getan, wir buchten also eine Neuseeland/Australien/Neuseeland Passage für unseren Wagen, der augenscheinlich ganz gerne mal ohne uns reist - dann hielt Delta auch in NZ Einzug und unsere Pläne wurden wieder über den Haufen geworfen. 

 

Die Region Auckland wurde großräumig in einen strengen Lockdown versetzt und wir waren in Northland abgeschlossen vom Rest der Nordinsel und somit auch von den Häfen. Wir beschlossen zunächst, das Ganze auszusitzen, aber dann schlich Covid langsam aber sicher aus Auckland heraus in die übrigen Regionen des Landes. Wieder beschlich uns ein komisches Gefühl und wir wurden aktiv. 

Es war nur mit einer Sondergenehmigung gestattet, Auckland im Transit zu passieren. Allerdings war Reisenden die Rückkehr zu ihrem Heimatort gestattet. Das war unser Schlupfloch … Unser Freund Keith, der in einem Bus lebt und mit uns gemeinsam in Tauranga Bay überwintert hatte, hat seinen Wohnsitz in Wellington. Er durfte also Auckland passieren und wir beschlossen es zu riskieren, im Konvoi an der Auckland-Border aufzuschlagen. Bis auf unseren alten Volvo war keins der Fahrzeuge legal - unser Freund hatte keinen gültigen TÜV und wir keine Rego, aber das schien bei den Grenzkontrollen niemanden zu interessieren. Die Kontrolleure waren mehr an unserem Allrad-Camper interessiert als an abgelaufenen Genehmigungen und so gelangten wir durch den Korridor in den südlichen Teil der Nordinsel und schließlich nach Wellington.

Hier konnten wir dann endlich unseren Camper verschiffen - soweit so gut …

 

Das Autotransporter Trans Future V mit unserem Zuhause begab sich also auf See …

Die Schiffe fahren 14-tägig von NZ über Japan nach Australien und wieder zurück nach Neuseeland. Es werden dabei hauptsächlich japanische Autos importiert, da weder Australien noch NZ eine eigene Autoindustrie besitzen.

 

Kurz bevor unser Camper dann auf australischen Boden rollen sollte, kam die nächste Hiobsbotschaft. Die Firma, die unseren Camper gerade transportierte, erklärte uns, dass der Wagen nur in Australien eingeführt werden kann, wenn der Besitzer - sprich Peer - dort anwesend ist. Der Mitarbeiter, der mit uns den Vertrag abgeschlossen hatte, hatte offenbar einen gravierenden Fehler gemacht - und war inzwischen nicht mehr in der Firma …

Wieder haben wir Optionen ausgelotet ...

Peer nach Australien fliegen zu lassen war eine schlechte Idee, selbst wenn die Spedition, die im Zugzwang war, die Kosten übernommen hätte. Covid bedingt kommt man zur Zeit nur über einen Quarantäne Platz zurück und diese Plätze sind heiß begehrt und werden in einem Lotterie-Verfahren verlost. 

Unser Wagen war also im Nirvana - die Einfuhr nach Australien war nicht möglich und die Wiedereinfuhr nach NZ genauso unmöglich. Ein unangenehmes Problem für die Spedition …

Denen gelang es jedoch, eine Lösung auszuhandeln. Der neuseeländische Zoll erklärte sich bereit, unseren Camper nach einem Transit-Aufenthalt in Australien erneut mit unserem Carnet nach NZ zu lassen, für weitere 12-18 Monate. 

 

Uff - tatsächlich durften wir unser Zuhause schließlich in Wellington wieder in Empfang nehmen und beim VTNZ erneut anmelden. Der Wagen hat die Trans Future V nie verlassen, ist aber fröhlich für 8 Wochen sinnlos über die Meere geschippert - was für eine Posse …

 

 

Das ganze hat uns schlaflose Nächte gekostet, viel Herzklopfen und natürlich auch Geld. Unser Versuch, die Behörden dazu zu bringen uns einfach den erforderlichen Stempel zu geben und das Geld einer wohltätigen Organisation zu spenden, war leider erfolglos. 

Wie auch immer - jetzt ist alles geregelt und der Sommer kann kommen …

Ein Behördengang war allerdings noch nötig - wir mussten unsere deutschen Führerscheine gegen neuseeländische tauschen. Nach mehr als 2 Jahren im Land sind das die Regeln. Das haben wir dann doch gerne getan.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Susanna Harrer (Montag, 20 Dezember 2021 08:50)

    Liebe Rike, ach wie schön, von dir/euch zu hören. Was für eine absurde Geschichte. Freu mich mit euch, dass ihr wieder euer geliebtes Heim habt. Georg und ich reden oft von dir und Peer und wie es euch in Neuseeland ergeht, umso mehr habe ich mich gefreut, dein Mail soeben erhalten zu haben. Busserl aus Wien Susanna

  • #2

    Mike Costerus (Montag, 20 Dezember 2021 09:07)

    Hallo Rike und Peer!
    Das ich was von euch hör!
    Dass Leben ist ein Wunder!
    Nur die Behörde ist ein Plunder!
    Solche Sachen sind nicht zum denken!
    Mann sieht, keine Sorgen schenken!
    So was kann mann nicht bepinseln!
    Viel Spaß noch auf der Insel!
    Ganz liebe Grüße aus dem Alpenland AT,
    Ein Hollander sagt adé!

    Mike Costerus
    Meeting beim next Weltcongress FDM?