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O'ahu

 

O‘ahu ist die drittgrößte Insel des Staates Hawaii und mit etwa einer Million Menschen leben dort über zwei Drittel der Bevölkerung - ein Großteil davon in und rund um Honolulu. Dementsprechend erwartete uns nach unserer Landung kein Tropen-Paradies mit weißen Stränden und Palmen sondern eine amerikanische Großstadt mit 10 bis 18 spurigen Highways. Dann sahen wir Straßenschilder Richtung Pearl Harbour - stimmt ja, auch das war auf Hawaii …

Aber kaum hatten wir die Großstadt hinter uns gelassen, wurden die Straßen kleiner und die ersten Sandstrände lockten …

Nachdem wir uns akklimatisiert hatten, begannen wir die Insel zu erkunden. Den Anfang durfte Waikiki Beach machen - das legendäre Surfer Paradies. Die Wellen, die dort gleichmäßig hinein rollen, sind ideal für Anfänger. Dementsprechend bevölkert war der Surf-Spot. An der Strandpromenade stehen diverse Surfer-Statuen. Eine dieser Statuen erinnert an den Nationalhelden Duke Paoa Kahanamoku, Schwimmer und mehrfacher Olympiasieger, der den Surfsport weltweit populär gemacht hat. Als er mit seinem Surfbrett 8 Menschen vor dem Ertrinken gerettet hat, war ihm ewiger Ruhm sicher.

 

 

Hinter Waikiki Beach erhebt sich der Diamond Head, auf Hawaiianisch Le’ahi genannt, ein Krater, der von der vulkanischen Aktivität zeugt, durch die die Insel O’ahu vor 2,5 - 3 Millionen Jahren entstanden ist. Etwa 2 Millionen Jahre später fanden erneut Ausbrüche nahe des Ozeans statt, bei denen sich Tuff-Ringe wie der Le’ahi bildeten. Den Namen Diamond Head erhielt der Krater, als Händler im 17. Jahrhundert die Calcit-Kristalle, die sie dort fanden, für Diamanten hielten. 

Ein Besuch will geplant sein, man muss ihn im Internet mindestens einen Tag zuvor buchen und bekommt dann ein Zeitfenster von 2 Stunden zugeteilt. Gesagt getan - durch einen Tunnel gelangten wir mit unserer Buchung in der Tasche auf den Parkplatz im Inneren des großen Tuff-Ringes, der sich durch die Sonne mächtig aufgeheizt hatte - und dann hieß es laufen. Ein steiler Weg führt zum Kraterrand, von dem aus man aber einen phantastischen Ausblick hat. Das Kraxeln ist also durch und durch lohnenswert …

 

 

Ebenfalls in Honolulu befindet sich das äußerst sehenswerte Bishop Museum, in dem man sich einen Überblick über die Kultur und Geschichte Hawaiis verschaffen kann. So auch über die zahlreichen Götter und Göttinnen im Glaubens-System der polynesischen Einwanderer. In dieser Götterwelt hatten alle ihre eigene Funktion. An der Spitze des göttlichen Kosmos gab es vier große Götter, von denen die übrigen abstammten. Kanaloa war der Gebieter über die Meere mit seinen Gezeiten und Winden, sowie über sämtliche Meeresbewohner und auch über die Navigation. Kane galt als Schöpfer alles Lebens, es soll unter anderem den ersten Menschen erschaffen haben. Ku war der Beschützer, der über die Inseln und die Bevölkerung wachte. Und als letzter der vier galt Lono als der Gott der Fruchtbarkeit, des Friedens und der Heilung. In diesem göttlichen Kosmos nahm im Glauben der Hawaiianer alles alltägliche Leben seinen Ursprung, egal, in welcher Form es sich zeigt. 

Eine der Gottheiten ist bis heute noch sehr präsent - Pele, die Göttin des Vulkanismus, die der Legende nach auf Big Island im Krater Halema‘uma‘u lebt und diesen Vulkan regelmäßig ausbrechen lässt - aber dazu komme ich noch …

 

Von der Fläche her ist O’ahu nicht sehr groß und so hat Ralf mit uns eine Insel-Rundfahrt gemacht. Über eine verwunschene Straße, die durch einen tropischen Regenwald führte, gelangten wir zu einem Aussichtspunkt, dem Pali Lookout. Von dort aus hat man einen sehr schönen Blick über die Ost-Küste. Da die vorherrschende Windrichtung hier von Ost nach West geht, regnet es dort häufiger und die Vegetation ist dementsprechend üppiger. Die Bergkette, die die Insel in der Mitte durchzieht, wirkt als Wetterscheide - an der Westküste ist es also deutlich sonniger und trockener, aber an der Ostküste spielt sich ein Großteil des Tourismus ab. 

 

 

Wie gesagt - wir waren bei Waianae untergekommen, dort, wo die Locals leben. In Orten wie Kailua stehen demgegenüber prachtvolle Villen und in einem Restaurant in Strandnähe isst angeblich Obama gerne ein Steak - er wurde ja auf Hawaii geboren. Hier herrscht jedenfalls eine ganz andere Atmosphäre … Mit Julie haben wir dort - etwas später - eine Paddeltour gemacht, bei Wind und Wetter durch die Kane’ohe Bay zu einer kleinen vorgelagerten Insel. Es gibt in He‘eia zahlreiche Kayak-Vermietungen, viele paddeln auch mit einem Guide los - wir waren aber solo unterwegs. Auf den Inselchen brüten zahlreiche Seevögel, vornehmlich Sturmtaucher und hin und wieder lümmeln Mönchsrobben am Strand - hier sind sie ungestört.

 

 

Es gibt übrigens auf Hawaii keine Möwen - das hat uns zunächst sehr verwundert und da musste Wikipedia herhalten … Obwohl Möwen weltweit verbreitet sind, halten sie sich bevorzugt in  gemäßigten und kalten Klimazonen in Küstennähe auf. Auf Hawaii finden sie also weder vom Klima noch von der Lage her ein geeignetes Habitat. Da Möwen nicht unbedingt Langstrecken-Flieger sind, ist die Inselgruppe schlichtweg zu weit vom Festland entfernt.

Mit Ralf sind wir dann in einen der zahlreichen Botanischen Gärten gegangen, den Ho‘omaluhia Garden. Dieser wurde ursprünglich zum Schutz gegen Überflutungen angelegt und beherbergt heute Pflanzen aus aller Welt. Im Hintergrund erheben sich die Ko’olau Mountains, die Überreste eines ehemals sehr aktiven Vulkans - eine beeindruckende Kulisse …

 

 

Hier durfte ich zum ersten Mal erleben, dass es ein Türöffner ist, wenn man auf die Frage ‚Woher kommst du?‘ mit ‚Neuseeland‘ antwortet. Immer und immer wieder konnten wir in strahlende Gesichter blicken - es tat sich ein besonderer Raum auf. Uns wurde klar - auch auf Hawaii ist Neuseeland eins der Traumziele auf der Bucket List vieler Leute ...

Entlang der Bergkette führte uns unser Fahrt weiter nach Norden. Dort gelangt man dann in North Shore an die amtlichen Surf-Strände. Im Winter rollen regelmäßig 5 m Wellen an Land und auch 10 m Wellen sind keine Seltenheit. Die Surfer-Elite aus aller Welt mietet sich dann dort ein, sofern die Profis nicht sowieso im Besitz eines Hauses in einem der umliegenden Orte sind. Während unserer Inselrundfahrt war das Meer allerdings spiegelglatt - falsche Jahreszeit …

In Haleiwa haben wir dann bei einem leckeren Dinner unsere Fahrt ausklingen lassen. 

Dort war ich eine Woche später noch einmal mit Julie und wir haben uns einer klassischen Mädels Beschäftigung hingegeben - wir waren shoppen …

 

Unweit von Haleiwa ist der beliebte und dementsprechend bevölkerte Sunset Beach. Fährt man von dort aus ein wenig ins Hinterland gelangt man ins Waimea Valley, in dem ein weiterer Botanischer Garten angelegt wurde - ebenfalls mit Pflanzen aus aller Welt und einem Wasserfall, der zum Baden einlädt … 

 

 

Wir hatten inzwischen einen Narren an Botanischen Gärten gefressen und so sind wir durch den Coco Crater Botanical Garden gestreift, der im Innern eines Tuff-Ring-Kraters angelegt wurde und auf Pflanzen spezialisiert ist, die eine karge, wüstenartige Umgebung bevorzugen. Der Coco Crater ist nicht weit vom Diamond Head entfernt und am Rand befindet sich ebenfalls ein Aussichtspunkt - diesmal waren wir aber zu faul zum Klettern und sind nur durch den Garten spaziert. Die trockene Hitze im Innern des Kraters begünstigt das Wachstum von Kakteen, Palmen und anderen Gewächsen. Auch hier findet man nicht nur Pflanzen aus Hawaii, es gibt unter anderem eine Madagaskar Sektion, die wir besonders beeindruckend fanden. Dort war alles stachelig und pieksig. Dieser Garten hatte etwas verwunschenes, vergessenes, leicht ungepflegtes… 

Wir sind kaum einem Menschen begegnet und konnte die wunderbare Ruhe abseits des Trubels rund um Honolulu genießen.

 

 

Auch wenn wir nicht unbedingt Strandgänger sind, sind wir regelmäßig zu unserem Hausstrand an den Makaha Towers gepilgert - natürlich mit Sonnenschirm bewaffnet und jenseits der Mittagshitze. An diesem Strand war auch unter der Woche immer eine Menge los - das Wochenendspektakel habe ich ja schon beschrieben. Tagsüber fand ein Junior Lifeguard Programm statt - es waren Sommerferien und eine Gruppe Kinder und Jugendlicher wurde in das Basiswissen des Rettungsschwimmer-Jobs eingewiesen. Die Kids wurden teilweise ganz schön rangenommen - wir waren vom bloßen Zusehen erschöpft.

 

Etwa zwei Wochen lang war eine Film-Crew zugange und wir konnten einem Team-Mitglied das nicht geheime Geheimnis entlocken, was gedreht wurde. Disney will einen neuen Lilo & Stich Film herausbringen - diesmal mit realen Personen. Für die Hauptrolle hatte man ein siebenjähriges hawaiianisches Mädchen gecastet und die Kleine war am Strand von einer großen Entourage umgeben. Es wurden unter anderem Surf-Szenen gedreht. Dafür war das Kind zusammen mit einem Profi-Surfer auf einem langen Brett im Wasser. Hand in Hand haben die zwei dann die Wellen geritten. Drum herum wuselte Security auf Jetskis, immer bereit einzuschreiten, falls etwas passiert. 

Am letzten Tag wartete das gesamte Team anscheinend ewig auf die perfekte Welle. Zusätzlich zu den herkömmlichen Kameras waren Drohnen in der Luft, besagte Security belagerte das Brett, auf dem die Kleine war - und dann kam sie endlich, die ersehnt Welle - und das Mädchen und ihr Surf Begleiter haben sie genommen. Tja, nur hat das sonst niemand mitbekommen ... So konnten die beiden Hand in Hand eine 2 m Welle bis zum Strand reiten und unbehelligt von der Entourage ihren Spaß haben. Als dann klar wurde, was gerade passiert ist, war alles in heller Aufregung, nur viel zu spät ... 

Wir haben uns beim Zugucken köstlich amüsiert …

 

An den Abenden haben die Locals an unserem Hausstrand mit ihren Auslegerkanus trainiert, denn an den Wochenenden finden regelmäßig Wettrennen gegen benachbarte Teams statt.  Auch hier waren wir vom bloßen Zugucken erschöpft. 6 Personen paddeln so ein Kanu wobei der/die Hinterste lenkt. Wendungen wollen offenbar besonders geübt sein, möglichst eng und schnell. In Ermangelung einer Boje muss dann schon mal ein Mitstreiter ins Wasser springen und Boje spielen - Hauptsache es kann gepaddelt werden. Wir haben die lebendige Abendstimmung am Strand immer genossen. 

Um den Sonnenuntergang über dem Wasser zu sehen, mussten wir allerdings an einen anderen Strand pilgern - in die Nachbar-Bucht ...

 

 

Als uns Ralf dann fragte, ob wir nicht noch ein bisschen länger bleiben wollen - wir hatten eigentlich vor, nur 4 Wochen auf Hawaii zu sein - haben wir kurzerhand unseren Flug umgebucht und außerdem einen Abstecher nach Big Island gemacht - zumindest eine andere Insel wollten wir noch erkunden.

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Kommentare: 1
  • #1

    GabyS (Dienstag, 01 August 2023 19:31)

    Liebe Rike,
    es macht sehr viel Spaß, wieder von euch zu lesen.
    Alles Gute für euch und schöne Grüße aus Berlin
    Gaby