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Big Island

 

Wenn wir heute von Hawaii sprechen, so meinen wir in der Regel die ganze Inselgruppe, dabei heißt nur die größte Insel dieses Archipels tatsächlich Hawaii und auch dieser Name wird nur noch selten verwendet - man spricht eher von Big Island … 

Big Island trägt seinen Namen zurecht - die Insel ist wirklich groß und so sind wir in den 5 Tagen, die wir dort verbracht haben, etwa 1500 km gefahren und 40 km gelaufen … Wir hatten zwei verschiedene AirBnBs gebucht und da unser Flug recht früh ging, haben wir unseren Besuch mit einer großen Sightseeing-Runde begonnen. Schon ab dem Flughafen in Kona - auf der Westseite der Insel - fuhren wir durch eine von Vulkanen geprägte Landschaft. Zwischen Felsbrocken auf versteinerten Lava-Feldern zeugte nur eine karge Vegetation von neu erwachendem Leben nach einer Eruption - ein Anblick, der sich uns immer wieder bot. Auf der Insel gibt es unter anderem einen der aktivsten Vulkane der Erde, den Kīlauea, der - wie auch die anderen Vulkane auf Big Island - zur sogenannten Hawaii-Emperor-Kette gehört - einer Reihe großteils erloschener Schildvulkane, die sich von Nord nach Süd zieht bevor sie bei Hawaii abknickt. Die meisten Vulkane besagter Kette liegen heute unter Wasser. 

Neben dem Kīlauea befinden sich auf Big Island zwei weitere höchst aktive Vulkane, den Mauna Loa und den Hualālai, der Mauna Kea im Zentrum der Insel und der Kohala im Norden gelten als erloschen.

 

 

Unsere Sightseeing-Runde hat uns zunächst in den Norden der Insel geführt, wo man von einem Aussichtspunkt aus ins malerisch unberührte Waipi'o Valley blicken kann. In diesem Tal leben weniger als hundert Einheimische, die großen Wert auf ihre Abgeschiedenheit legen. Fremde sind dort nicht wirklich erwünscht und so ist die steile Straße, die in das Tal hinab führt, nur für Anwohner geöffnet. Also sind wir nach einem kurzen Stop entlang einer Steilküste Richtung Süden weiter gefahren. Hier gab es so gut wie keine Strände und die üppige Vegetation entsprach endlich der Klischee-Vorstellung, die wir von Hawaii hatten.

 

Den nächsten Stopp haben wir dann an einem Wasserfall gemacht - ein sehr schön angelegter Weg führte durch tropisches Grün zu den Akaka Falls, die 135 m in die Tiefe rauschen. Dort las ich etwas über kleine Fischchen, das mich staunen ließ, über die nur in Hawaii ansässigen O‘opu … Die beginnen ihren Lebenszyklus als Ei in den oberen Regionen eines Stroms, meist zwischen Steinen. Nach dem Schlüpfen lassen sich die Embryonen flussabwärts treiben - hier im Akaka Park stürzen sie mit dem Wasserfall in die Tiefen - und bleiben anschließend für etwa 6 Monate im Ozean. Dann schwimmen sie wieder flussaufwärts zu dem Ort, an dem sie geschlüpft sind, in diesem Falle bedeutet das, dass sie den Wasserfall hinauf klettern - für ein Fischchen, das maximal 13 cm groß wird, eine enorme Leistung. Die Natur bringt doch immer wieder äußerst Erstaunliches zu Tage …

 

 

Inzwischen war es Nachmittag geworden und so sind wir schließlich zu unserer Unterkunft gefahren. Wir hatten eine schnucklige Hütte gefunden, die ‚off grid‘ war, das heißt sie war weder an das örtliche Stromnetz noch an die Kanalisation angeschlossen. Das Häuschen stand mitten in einer Art Dschungel und wieder hatten wir eine Geräuschkulisse aus dem Reich der Tiere - diesmal waren es Frösche - Mensch, können die laut sein!

 

Am nächsten Tag haben wir uns dann zum Volcano National Park aufgemacht in dessen Zentrum besagter Kīlauea thront und als I-Tüpfelchen war dieser Vulkan nach einer gewaltigen Eruption vor etwa zwei Wochen immer noch höchst aktiv. Wie schon beschrieben wohnt im Glauben der Hawaiianer Pele, die Göttin der Vulkane und des Feuers, im Halema‘uma‘u Crater, dem Teil der Kīlauea Caldera, in dem es immer wieder zu Ausbrüchen kommt. Pele gilt sowohl als Zerstörerin als auch als Erneuerin, da sie Erde verschlingt, sie wieder ausspuckt und neue Landschaften formt. Im Besucherzentrum kann man sehen, welcher Ausbruch welchen Lava-See erschaffen hat und durch einen dieser Lava Seen - im Nebenkrater Kīlauea Iki - kann man sogar laufen.

 

An unserem ersten Tag im Volcano National Park haben wir den Satz 'man soll sich nie davor scheuen, eine extra-Meile zu gehen' mehr als ernst genommen. Wir sind früh aufgebrochen um vor dem großen Besucheransturm anzukommen und sind als erstes durch die Lava Tube, eine Lavaröhre gelaufen. Derartige Tunnel entstehen, wenn relativ dünnflüssige Lava während einer Eruption bergab fließt. An der Oberfläche und an den Rändern erstarrt die Lava zuerst und so entsteht zunächst eine Art Dach. Endet der Ausbruch fließt die restliche Lava hangabwärts weiter, bevor sie erkaltet und eine Röhre hinterlässt. Der frühen Stunde hatten wir es zu verdanken, dass wir alleine durch den Tunnel stromern konnten - das hatte etwas leicht Unheimliches.

 

 

Von der Lava Tube aus führt ein Rundweg um und durch den Kīlauea Iki Crater. Kīlauea Iki heißt so viel wie kleiner Kīlauea und 1959 hat dieser Nebenvulkan für eine gewaltige Eruption gesorgt. Heute ist der Lavasee erstarrt und man kann ihn zu Fuß durchqueren, aber zunächst läuft man durch den Wald am Kraterrand entlang. In der Ferne hörten wir ein dumpfes Grollen, eine eigenartige Wolke hing in der Luft und als sich die Bäume lichteten konnten wir sehen, wie eine Lava-Fontäne, durchsetzt mit Felsbrocken, ununterbrochen aus der Erde schoss. Pele war äußerst aktiv. Je näher wir kamen desto lauter wurde das Grollen - und dann haben wir die Extra-Meile genommen - wir wollten so nah wie möglich an das Geschehen heran …

In guter alter Tradition haben wir mal wieder einen Abzweig verpasst - dadurch wurden es mehrere Extra-Meilen, aber es hat sich gelohnt.

So saßen wir eine Weile am Kraterrand auf einem Baumstumpf und haben die Lava Fontäne beobachtet - ein recht einmaliges Spektakel …

 

 

 

Schließlich sind wir in den Kīlauea Iki Crater hinab gestiegen. Der Weg durch den erstarrten Lava See wirkt vom Kraterrand aus recht eben - das täuscht aber und so kraxelten wir über Spalten und Verwerfungen durch eine schwarze Landschaft. Nur wenige Sträucher hatten sich den Weg ans Tageslicht gebahnt, ansonsten gab es dort außer der erstarrten Masse kein Leben und es herrschte eine unglaubliche Stille. Keine Geräusche, kein Vogelgezwitscher war zu hören. Es fühlte sich an, als hätte die Erde alles in sich hinein gesogen und man konnte jenseits der Geschäftigkeit, die an der Erdoberfläche herrscht, die unglaubliche Stille des Planeten wahrnehmen. Lange haben wir dort gesessen und als es irgendwann zu regnen begann, haben wir uns von dieser Atmosphäre losgerissen und den Wiederaufstieg in Angriff genommen. Als wir schließlich an unserem Auto ankamen, waren wir beide platt. 

 

 

Nachdem wir uns von einem weiteren Aussichtspunkt aus die Eruption angesehen hatten, reifte in uns ein Plan und so sind wir am nächsten Morgen weit vor Sonnenaufgang quasi noch mitten in der Nacht aufgebrochen, um den spuckenden Vulkan im Dunkeln zu sehen. Wären wir im Netz gewesen, hätten wir lesen können, dass die Eruption gestoppt hatte - so standen wir nun um 4 Uhr morgens wieder am Kraterrand und sahen nur noch einen glühenden Lavasee - die Fontäne war versiegt. Egal, es war immer noch ein sehr beeindruckender Anblick und wir haben es nicht bereut, uns die Nacht um die Ohren gehauen zu haben …

 

 

Über die Chain of Craters Road, an der eine Reihe von Vulkan-Kratern liegen, sind wir dann hinunter zum Meer gefahren. Unterschiedlich alte Lavafelder zeugten von diversen Ausbrüchen. Die Straße war 1965 eröffnet worden aber seitdem nur 13 Jahre lang gänzlich befahrbar - immer gab es irgendwelche vulkanischen Aktivitäten. 

 

 

Nach einem letzten Blick auf den Halema‘uma‘u Crater haben wir dann den National Park hinter uns gelassen und sind zu einem Botanischen Garten gefahren - zum Hawaii Tropical Bioreserve … Dieser Garten wurden von einem Ehepaar privat in jahrelanger hingebungsvoller Arbeit angelegt und ist heute eine kleine Oase. Nach der kargen Vulkanlandschaft war die üppige Pflanzenpracht eine Erholung für das Auge und nach den Extrameilen am Tag zuvor tat es auch gut, nicht ganz so viel zu laufen.

 

 

Am nächsten Morgen stand dann der Umzug in unsere zweite Unterkunft an, die eher im Norden angesiedelt war. Diesmal haben wir die westliche Küstenstraße genommen, mit einem Abstecher zum südlichsten Punkt der Vereinigten Staaten. Nicht wirklich spektakulär, aber nun ja, man war mal da … 

 

 

Ein Highlight haben wir auf dem Weg ausgelassen - auf Big Island befindet sich einer der weltweit vier Strände mit grünem Sand. Tatsächlich handelt es sich dabei um Olivin Kristalle die - wie fast alles auf der Insel - vulkanischen Ursprungs sind.

Unsere Fahrt führte uns wieder durch Lava Felder, diesmal entlang des großen Maona Loa, der ebenfalls zu den aktivsten Vulkanen der Erde gehört und der Namensgeber für eine Hawaii-typische Süßigkeit ist - mit Schokolade überzogene Macadamia-Nüsse - super lecker …

 

Hintergrund Kulisse unserer zweiten Unterkunft war dann der Maona Kea, mit über 4.200 m der höchste Berg auf Big Island. Auf dem Gipfel befindet sich eine Ansammlung von Observatorien - alles was Rang und Namen hat - und mit den USA befreundet ist - ist dort mit einem Teleskop vertreten. Die Zufahrt zum Gipfel ist nur mit Allrad Wagen möglich - daher endete unser Besuch auf dem Vulkan beim höchst informativen Besucherzentrum in etwa 3000 m Höhe. Wir haben kurz in Erwägung gezogen, bis zum Gipfel zu trampen, aber da wir die dünne Luft deutlich gespürt haben, haben wir davon Abstand genommen und stattdessen eine Anhöhe erklommen, von der aus man auch einen wunderbaren Blick in die Weite hatte.

 

 

Noch war der Tag jung und unsere Beine nicht müde. So sind wir wieder zur Nordspitze der Insel gefahren - diesmal aber zu einem anderen Tal, zum Pololū Valley, in das ein steiler, steiniger Pfad bis zum Meer hinunter führt. Unterwegs gab es immer wieder einen tollen Blick auf die Bucht, was die Mühe des Kraxelns lohnenswert gemachte.

 

 

Als wir am Abend wieder in unserer Unterkunft waren, konnten wir das Fazit ziehen, die 5 Tage voll ausgekostet zu haben. Dementsprechend waren wir am Rückreisetag faul und haben die Zeit bis zum Abflug nach Honolulu ‚nur‘ an einem der wenigen Strände verbracht …

Wir hatten dann noch ein eine gute Woche auf O‘ahu, bis es für 4 Wochen zurück nach Neuseeland ging. Die haben wir bei Freunden in Northland verbracht - dann wartete wieder Neuland auf uns - Australien …

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Reinhard (Sonntag, 30 Juli 2023 08:18)

    Wow! Höchst interessant und spektakuläre Fotos! Ich bin wieder mal beeindruckt. Ich will das auch alles mal sehen! :)
    Gute Weiterreise!
    Reinhard