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Australien - Brisbane bis Noosa

 

Australien war in meiner Kinder-Phantasie das gelobte Land - wann immer mir die Realität zu viel wurde, habe ich mich dorthin geträumt. Ich hab mir unter anderem vorgestellt, ein Kuschel-Känguru zu haben, mit dem ich einkaufen gehen und dabei alles in seinen Beutel packen kann. Und die Koala Bären - ich nannte sie fälschlich Coca-Cola Bären - waren sowieso das non plus ultra. Jetzt, im reifen Alter, habe ich es endlich auf diesen gigantischen Kontinent geschafft …

 

Mit einer Fläche von über 7,6 Millionen km2 umfasst Australien eine riesige Landmasse. Nimmt man die Strecke von Lissabon bis nach Helsinki und stellt sich die ungefähr als Kreis vor, bekommt man eine Ahnung von der Größe des Kontinents. Oder anders - Australien ist ungefähr 22 mal so groß wie Deutschland. Dabei ist es extrem dünn besiedelt - hier leben nur knapp 26 Millionen Menschen, was einer Bevölkerungsdichte von 3,3 Einwohnern pro km2 entspricht. Als Land des Commonwealth ist das Staatsoberhaupt offiziell König Charles III, der durch einen Generalgouverneur vertreten wird - Regierungschef ist aber der hiesige Premierminister.

 

Die Besiedlung Australiens erfolgte vor etwa 40.000 - 60.000 (!) Jahren durch indigene Völker, die Aborigines. Diese waren kein homogenes Volk sondern bestanden aus unterschiedlichsten Stämmen und Clans mit dementsprechend unterschiedlichen Sprachen und Gebräuchen. In der Regel waren sie Jäger und Sammler. Während es vor über 4000 Jahren durch eine Einwanderungswelle von Menschen aus dem indischen Subkontinent zu einer Vermischung mit der indigenen Bevölkerung kam, nahm dann das Drama mit der Besiedlung durch die Europäer seinen Lauf. Die Kolonialisierung Australiens durch die Briten begann 1788. Durch gewaltsame Auseinandersetzungen mit den Ureinwohnern - hauptsächlich zur Aneignung von Landbesitz - und durch eingeschleppte Krankheiten sank die Zahl der Aborigines von geschätzt einer Million auf 60.000 im Jahre 1920. Es kam des Weiteren zur Zwangs-Christianisierung.  Noch bis in die 1970-er Jahre wurden Kinder aus indigenen Familien ihren Eltern entrissen und zwangsweise in weiße Familien oder Missionen gesteckt, man spricht heute von gestohlenen Generationen.  Ich will jetzt gar nicht groß weiter auf all das Unrecht, das hier ausgeübt wurde eingehen - es gibt zaghafter Versuche der Wiedergutmachung, aber da ist noch sehr viel Luft nach oben.

 

Unser Australien Abenteuer begann mit einem wunderschönen Flug in den Sonnenuntergang ab Kerikeri, wo wir unseren Bus für die nächsten Wochen bei unseren Freunden geparkt haben. 

 

 

Am nächsten Tag ging es dann von Auckland weiter nach Brisbane - Brissie, wie die Australier die Stadt nennen. Wir durften schnell lernen, dann hier alles abgekürzt und verniedlicht wird. Australien selbst ist Aussie, das Frühstück wird zu Breckie, die Kängurus heißen Roos und so weiter … 

Brisbane, die Hauptstadt des Bundesstaates Queensland, liegt direkt am Meer und ist eine junge, aufstrebende Stadt mit einer großen Musiker-Szene. Uns empfing dort eine offene, sehr lebendige Atmosphäre. Durch die Stadt schlängelt sich ein Fluss, auf dem diverse Bootslinien verkehren - einige davon sogar umsonst. Wir wollten unseren ersten Tag in "Aussie" langsam angehen lassen. So haben wir uns nach einem kleinen Spaziergang mit anschließender Bootsfahrt zum Sonnenuntergang in einem netten italienischen Restaurant mit Blick auf die Story Bridge niedergelassen. Auf dieser Brücke, deren Silhouette das Stadtbild Brisbanes nicht unwesentlich prägt, werden Klettertouren angeboten. Ganz Verwegene könne sich sogar am Ende noch abseilen. Nichts für uns, aber wir konnten diverse Gruppen beim Auf- und Abstieg beobachten. 

 

 

 

Wie gesagt - Australien ist riesig. Wir hatten uns dazu entschieden, auf dieser ersten Aussie Reise dem Staat Queensland, genannt "Sunshine State", einen längeren Besuch abzustatten. Dafür hatten wir einen kleinen Camper gemietet - Samson - einen jener Slider, die wir nur ungern auf einem Campground neben uns haben. Grund dafür ist wie gesagt die laute Schiebetür - doch nun waren wir auf einmal selbst die Übeltäter. 

Abgesehen davon war Samson klein aber fein - der Wagen ist super ausgebaut und wir konnten uns schnell daran gewöhnen, auch auf noch weniger Platz zurecht zu kommen. Diese Art des Reisens heißt im landesüblichen Abkürzungswahn übrigens "go bush" …

 

 

Unseren ersten Stopp haben wir auf einem Campground unweit Brisbanes gemacht - am Lake Wivenhoe. Dort wimmelte es von Kängurus - yay!

Die Tierwelt Australiens ist sehr besonders und teils einzigartig - ich werde im Folgenden immer wieder darauf eingehen. Den Anfang machen jetzt die Kängurus - neben den Koalas wohl die Vertreter aus der Familie der Beuteltiere, die zu einem Wahrzeichen das Kontinents geworden sind. Zusammen mit den Emus sind sie das Wappentier Australiens.

Kängurus sind Pflanzenfresser und vornehmlich dämmerungs- und nachtaktiv. Daher wird schwer davon abgeraten, Nachts oder während der Dämmerung zu fahren. Trotzdem findet man leider recht häufig ein überfahrenes Tier am Straßenrand. 

Es gibt diverse Arten, wobei die größte - das rote Riesenkänguru - bis zu 1,80 m hoch und bis zu 90 kg schwer werden kann. Der lange, muskulöse Schwanz wird als Stütze und zur Balance eingesetzt. Je nach Geschwindigkeit gibt es zwei Arten der Fortbewegung - entweder langsam über alle 5 Gliedmaßen - Vorderbeine, Hinterbeine und Schwanz - oder schnell - dann wird gehüpft. Sprünge von 9m und mehr sind keine Seltenheit, und es ist ein wirklich lustiges Geräusch, wenn so ein Känguru an einem vorbei springt.

Die Baby Kängurus werden Joey genannt. Anders als die meisten Säugetiere wird ein Känguru in einem unterentwickelten, quasi Embryo-ähnlichen Zustand geboren. Das etwa 2 cm große Tierchen klettert gleich nach der Geburt aus eigener Kraft in den Beutel der Mutter und hängt sich dort an eine Zitze, die es für die nächsten zwei/drei Monate nicht mehr loslässt. Nach etwa einem halben Jahr verlässt es zum ersten Mal den Beutel, in den es aber zunächst immer wieder zurück klettert. Nach etwa 8 Monaten ist es dann zu groß, um noch hinein zu passen, es wird aber  weiterhin gesäugt - dazu steckt es seinen Kopf in den Beutel der Mutter. Nach einem Jahr ist es dann quasi flügge und ernährt sich selbst.

 

 

Auf diesem Campground hatten wir dann auch unseren Erst-Kontakt mit einer Schlange - einer Teppich-Python, die dort im Gebälk des Toilettenhäuschens wohnte und von den Locals George genannt wird. Pythons sind ungiftig und erlegen ihre Beute - Vögel und kleine Säugetiere - durch umschlingen und erwürgen. Sie können dann ihren Kiefer aushaken und somit - zum Beispiel ein Possum - als Ganzes verschlingen. Uns wurde erzählt, dass George manchmal beim Verdauen seiner Malzeit so träge wird, dass man ihn vom Boden heben und zurück ins Gebälk setzen muss - aus eigener Kraft schafft er das - zumindest im Winter - nicht. Und eine Python auf dem Boden der Toilette ist nicht unbedingt das, was die Besucher sich so wünschen …

 

 

Australien hat ja den Ruf, dass es hier vor gefährlichen Tieren nur so wimmelt - Schlangen, Spinnen, Salzwasser-Krokodile, fiese Quallen, Gift-Frösche und so weiter … Zumindest in Süd-Queensland sind die hochgiftigen Schlangen zur Zeit noch im Winterschlaf - das hat man uns zumindest berichtet, aber wann immer wir durch den Busch wandern - eine leichte Anspannung ist mit im Gepäck …

Unsere grobe Reise-Planung sieht vor, in den gut sieben Wochen von Brisbane entlang der Küste hoch in den Norden nach Cairns und zurück zu fahren. Fährt man direkt, ohne kleine Umwege, ist das eine Strecke von 1700 km allein in eine Richtung. Ja, Australien ist groß!  

Jedenfalls haben wir uns langsam auf den Weg gemacht. Über Sunshine Coast, wo diverse Ferien Orte an langen weißen Sandstränden ineinander über gehen sind wir nach Noosa gelangt, ebenfalls ein schicker Ferienort mit Stränden, vielen bunten Läden und Restaurants. An den Noosa Heads, einer Landzunge, befindet sich ein National Park, durch den man wunderbar wandern kann. Wir waren aber faul und haben nur einen kurzen Hike gemacht - dafür sind wir noch durch das Städtchen geschlendert. Dort haben wir gemerkt, dass wir zunehmend menschenscheu werden - es war uns zu viel schicker Trubel …  Also haben wir mit einer kleinen Fähre den Fluss nach Noosa North Shore überquert, denn dort hatten wir einen sehr sympathischen Campground gefunden. Ein malerischer Sandstrand war quasi direkt vor der Tür, Vogelgezwitscher war um uns herum, ein paar obligatorische Kängurus hüpften vorbei -  das war viel mehr unser Ding …

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Anne (Freitag, 01 September 2023 08:19)

    Ihr Lieben, wie schön von euch zu lesen!!
    Ihr müsst unbedingt einen Stopp auf Magnetic Island einlegen! Das werdet ihr lieben!
    Und wenn ihr es bis Kuranda schafft- die Markets werdet ihr auch lieben- dann besucht doch Tapio mit seinen 11! Katzen���
    Vielleicht hat er Zeit für eine Nachtwanderung. Oder er zeigt euch die Sugarglider in den Tablelands.
    Die Giftschlangen sind im Winterschlaf und tun euch nichts!
    Überhaupt wollen sie uns Menschen garnicht angreifen! Unfälle passieren nur bei extremer Blödheit!
    Daintree nicht verpassen�
    Viele liebe Grüße und wunderschöne Erlebnisse
    anne