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Hervey Bay & K'gari

 

Unser nächstes Highlight führte uns wieder weiter Richtung Norden. Diesmal waren wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um Wale zu sehen - Buckelwale, die während ihrer Migration aus der Antarktis zum Great Barrier Reef zwischen Juni und November an der Küste Queenslands vorbeiziehen. In Hervey Bay, einer geschützten Bucht, machen sie vorübergehend Station, bevor es weiter gen Norden geht. Hier ein paar Fakten über diese großen höchst beeindruckenden Meeressäuger …

 

Es gibt auf der Nord- und Südhalbkugel zwei gänzlich voneinander getrennte Populations-Gruppen. Beide verbringen den Sommer in den polaren Meeren und den Winter in subtropischen bis tropischen Gewässern. Die Tiere ernähren sich von Krill und kleineren Fischchen, wobei nur in den Sommerquartieren gefressen wird. Während ihrer Wanderung legen sie Tausende von Kilometern zurück und zehren in dieser Zeit von ihren Fettreserven. Die Fortpflanzung findet in den Winterquartieren statt. Hierbei kommt der berühmte Gesang zum Tragen, denn die männlichen Tiere machen so die weiblichen auf sich aufmerksam. Der Gesang wird im übrigen erlernt - es ist keine angeborene Fähigkeit. 

Buckelwale haben eine durchschnittliche Länge von 14 m und wiegen 25 bis 30 Tonnen. Zum Vergleich - sie wiegen fünf mal mehr als fünf ausgewachsene Elefanten. Die Jungtiere werden nach einer Tragezeit von etwa 12 Monaten in den Fortpflanzungs-Gewässern zur Welt gebracht. Sie sind bei ihrer Geburt bereits etwa 4 m lang und können über 900 kg wiegen.

Auch hier gibt es leider wieder die übliche Geschichte - die Menschen haben diese majestätischen Tiere über Jahrhunderte gejagt und böse dezimiert. Nachdem 1966 schließlich ein weltweites Walfang-Verbot in Kraft trat, konnten sich die Populationen sowohl auf der Nord- als auch der Südhalbkugel erholen und die Meeressäuger gelten heute nur noch als potentiell gefährdet.

 

In den ruhigen Gewässern von Hervey Bay geben die Anbieter der Whale-Watching-Touren eine Geld-zurück Garantie, sollte sich kein Wal zeigen. Gespannt haben wir eins dieser Boote bestiegen und wurden nicht enttäuscht. Die über fünfstündige Tour begann super früh, so dass wir ausnahmsweise mal während der Dämmerung von unserem wunderschönen Stellplatz auf einer Bio Farm zum Hafen fahren mussten. Aber kein Känguru war weit und breit zu sehen - also alles gut. 

 

Wir waren noch nicht lange auf dem Wasser, da zeigten sich schon die ersten Wale - noch in gebührender Entfernung, aber wir sahen ein paar Schwanzflossen beim Abtauchen. Schließlich interessierte sich eine kleine Gruppe von 3 Buckelwalen für unser Schiff und kam direkt auf uns zugeschwommen. Die Veranstalter ermutigten uns Passagiere zu pfeifen und zu winken, da das die Wale offenbar anlockt, und so wurde es recht umtriebig auf dem Boot. Ich musste grinsen - es stellte sich mir die Frage, wer hier wen beobachtet - wir die Wale oder die Wale uns.

 

 

Mir hat der Anblick dieser 3 anmutigen Giganten die Tränen in die Augen getrieben. Für über eine Stunde schwammen sie um unser Schiffe herum und vollführten beeindruckende Schwimm- und Abtauchmanöver - es war einfach phantastisch! Als wir nach der Tour noch über und in ein wirklich leckeres italienisches Restaurant gestolpert sind, konnten wir rundum glücklich und satt auf unsere Bio Farm zurückkehren. 

 

 

Am nächsten Morgen ging es dann wieder früh los - diesmal auf die größte Sandinsel der Welt - nach K'gari. Dort befindet sich ein geschützter Nationalpark, die Insel selbst wurde 1992 zum Weltnaturerbe erklärt.  

In den meisten Karten ist K'gari noch als Fraser Island verzeichnet - erst kürzlich erhielt die Insel ihren ursprünglichen Namen zurück, der in der Sprache der Butchulla, der dort ansässigen Aborigines, "Paradies" bedeutet.

 

In diesem Zusammenhang möchte ich ein wenig auf die Weltanschauung der Aborigines eingehen. Sie leben nach einem Prinzip, das mit Dreamtime - Traumzeit übersetzt wurde, was aber irrtümliche Assoziationen mit sich bringt, da es nichts mit unserem Träumen zu tun hat. Es handelt sich vielmehr um eine raum- und zeitlose Quelle der Existenz, quasi eine fortwährende sich wandelnde Schöpfungsgegenwart, in der sämtliche Wesen und Dinge ihren Ursprung haben. Ereignissen und Erfahrungen der diesseitigen Welt, die in der Vergangenheit liegen, gehen als Traumpfade in die Traumzeit ein und verändern diese in einem endlosen Prozess. Die Träume der diesseitigen Welt sind identisch mit der Lebensenergie von Mensch und Natur, wodurch sich die Traumzeit, die als eigentliche Realität betrachtet wird, ständig erweitert. 

In der Traumzeit haben mehrere mystische Wesen ihren Platz, eine zentrale Rolle spielt hierbei die Regenbogenschlange, die in ihrer weiblichen Erscheinung als Erdgeist Berge, Täler und Wasserlöcher erschafft und in ihrer männlichen Erscheinung als Sonne den Regenbogen. Sie gilt also als aktive Kraft im Erschaffungsprozess der Welt. So etwas wie Götterverehrung gibt es in der Weltanschauung der Aborigines übrigens nicht. 

 

K'gari, vor etwa 60.000 Jahren Namensgeberin für die Sandinsel, war in der Traumzeit ein weiblicher Geist, der zusammen mit seinem männlichen Pendant Yindingie den Auftrag hatte, ein irdisches Paradies zu erschaffen. Als sie sich in einer Bucht schlafen legte, erschuf Yindingie aus ihrem Körper die Insel, bedeckte den mit einem Kleid aus Regenwäldern, ließ Vögel am Himmel darüber erscheinen und schenkte ihr die Butchulla, damit sie nicht allein bleiben musste. Natürlich gibt es auch eine wissenschaftliche Erklärung über das Entstehen der Sandinsel - die spare ich mir aber …

 

 

K'gari kann nur mit Allrad-Fahrzeugen befahren werden, also haben wir nach dem Übersetzen mit der Fähre einen Allrad-Bus für die Tour bestiegen. Der Fahrer, der gleichzeitig unser Guide war,  hatte sichtlich Spaß, mit großem Tempo durch den Sand zu fegen. Er verfügte außerdem über viel Hintergrundwissen bezüglich der Insel, das er mit viel Leidenschaft weiter gab - man konnte merken, dass er seinen Job liebt. Obwohl die Insel tatsächlich nur aus Sand besteht, findet man dort die unterschiedlichste Vegetations-Formen, unter anderem besagten Regenwald, Eukalyptuswälder und Mangrovensümpfe. Es gibt zahlreiche Seen und kleine Bäche mit kristallklarem Wasser und obwohl das Wasser ganz schön kalt war, konnten wir uns ein kurzes Bad nicht verkneifen. Was verrückt war - an einem dieser Creeks sah man das Wasser zwar vorbei strömen, hörte aber keinen Laut - kein Plätschern - gar nichts, denn es gibt keinen Stein auf dieser Insel, nur Sand ... So eine Stille in Gegenwart fließender Gewässer hatte ich noch nie erlebt. Dieser Creek hatte einen ganz eigenen Zauber.

 

 

 

Auf der dem offenen Ozean zugewandten Seite der Insel liegt der 75 Mile Beach, der offiziell als Highway gilt und an dem ein verrostetes Schiffswrack herumliegt. In der Ferne sahen wir Wale vorüberziehen. Vom Baden wird hier böse abgeraten - heftigste Strömungen sowie Haie würden das zu einem lebensgefährlichen Unterfangen machen.

 

 

Hier am Strand haben wir uns ein keines Bonbon gegönnt - einen kurzen Flug in einem Kleinflugzeug über die Insel. Als Start und Landebahn dient hierbei der Sandstrand - recht einmalig auf der Welt - und aus der Luft bekamen wir nochmal einen ganz anderen Blick auf die Insel. 

 

 

An diesem Strand hatten wir kurz darauf noch das Glück, aus sicherer Entfernung (aus dem Bus heraus) Dingos zu sehen. Die sehen zwar schnuffig aus und ähneln Haushunden, sollten aber nicht unterschätzt werden. Hier auf K'gari kommt es aufgrund des Tourismus immer wieder zu Zwischenfällen, in denen Dingos Menschen angreifen - meistens geht dem zwar unvorsichtiges Verhalten voraus, aber trotzdem … 

 

 

Die Zeit auf der Insel verging wie im Flug und als wir schließlich nach dem Übersetzen mit der Fähre zurück in "Australien" - die Locals haben es tatsächlich so genannt - und auf unserem Campground waren, war es bereits dunkel. Da durften wir uns wieder an dem rumpelnden Geräusch vorbeihüpfender Kängurus erfreuen - ein schöner Abschluss für einen sehr erfüllten Tag.

 

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