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Von Rockhampton nach Eungella

 

Unsere nächsten Stopps auf dem Weg nach Norden waren ein paar schöne, recht einsame Campgrounds abseits der Hauptstraßen. Wir hatten es langsam raus, gute Plätze zu finden, trotzdem waren wir erstaunt, dass auch an den entlegensten Orten ein gewisser Lärmpegel herrschte. Immer war im Hintergrund irgendeine Straße und/oder Flugzeuge zu hören … 

Die Abende waren recht kühl und so waren wir froh, dass wir mehr oder weniger überall ein Feuer machen durften - unser Slider hat nämlich keine Heizung.

 

 

An einer Dump-Station gab es beim Frischwasser auffüllen eine Überraschung. In den Bäumen über uns ging es laut zu, zunächst dachten wir an Krähen, aber beim näheren Betrachten wimmelte es dort von Flughunden. Hunderte, ich würde sogar sagen Tausende, hingen in den Bäume, putzten sich oder flogen hin und her. Ein bisschen unheimlich war dieses Treiben schon und ich war froh, dass die Tiere oben in den Bäumen blieben und keinerlei Interesse an uns Menschen auf dem Boden zeigten. Ja, die Tierwelt Australiens ist wirklich beeindruckend …

 

 

Inzwischen hatten wir beschlossen, ein bisschen Strecke hinter uns zu bringen und sind recht zügig zunächst nach Rockhampton weiter gezogen. Dort konnten wir ein paar nötige Einkäufe erledigen … Am Rande der Stadt erhebt sich ein kleiner Berg - der Mount Archer, der den Mittelpunkt eines kleinen Nationalparks bildet. Oben gibt es einen Rundweg, von dem aus man ein paar schöne Blicke auf die Stadt und das Umland hat. Im Hintergrund erhebt sich die Great Dividing Range, Australiens größter Gebirgszug, der sich entlang der Ostküste von Süd nach Nord zieht und das Hinterland, das Outback, von der Küstenregion trennt. 

 

 

Ab Rockhampton beginnt eine Region, von der alle sagen, dass es dort nichts gibt. Also haben wir uns auf zwei langweilige Fahrtage eingerichtet. Zum Übernachten hatten wir in Carmila Beach einen sehr idyllischen Stellplatz gefunden, tja, und dort gab es dann die ersten Warnschilder - Baden verboten, Krokodile - okay, jetzt waren wir also in "Crocodile Dundee Country" angekommen …

 

 

Auf dem weiteren Weg nach Mackay kamen wir an endlosen Zuckerrohr Plantagen vorbei. Australien nimmt Platz 8 unter den Top 20 Zuckerrohr Produzenten der Welt ein. Der Anbau liegt aber nicht in der Hand der Großindustrie sondern wird von etwa 6000 Familien vorgenommen. Entlang der Felder zieht sich ein engmaschiges Eisenbahnschienen-Netz. Das abgeerntete, in kleine Stücke zerhackte Zuckerrohr wird so direkt neben den Feldern in Container verladen und per Bahn weiter verfrachtet. Ich hab noch nie zuvor auf einer Straße oft Gleise überquert, wie in der Mackay Region. Wir sind dann auch an einer Zuckerrohr verarbeitenden Fabrik vorbei gefahren. Dort hat es furchtbar gestunken und die Leute, die dort leben, können einem echt leid tun.

 

 

Unser nächstes Ziel war dann der Eungella National Park. Hier gibt es ein Tier, das der Wissenschaft, große Rätsel aufgegeben hat und das als Kuriosum gilt - der Platypus, das Schnabeltier. Schnabeltiere sind eierlegende Säugetiere, sie gehören zu den Kloakentieren, denn beide Ausscheidungsorgane sowie die Geschlechtsorgane münden in einer gemeinsamen Öffnung - der Kloake. Die kleinen Tierchen, die weitestgehend Ähnlichkeiten mit einem Biber aufweisen, sind zwischen 40 und 50 cm lang und mit einem wasserabweisenden Fell bedeckt. Sie sind nachtaktiv, ausgezeichnete Schwimmer und verbringen einen Großteil ihres Lebens im Wasser. Hierbei brauchen sie sehr saubere, stehende oder fließende Gewässer. Schnabeltiere kommen ausschließlich in Australien vor und nachdem sie noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts wegen ihres Fells gejagt wurden, stehen sie heute unter Schutz - sie gelten als potentiell gefährdet. Privatpersonen ist es im Übrigen verboten, Schnabeltiere zu halten und Zoos brauchen für deren Haltung eine Sondergenehmigung. Der Export lebender Tiere aus Australien ist gänzlich untersagt. 

Im Eungella National Park gibt es zwei Haupt-Anlaufpunkte - die Finch Hatton Gorge und Broken River - an beiden Orten befinden sich Campgrounds. Wir haben uns für das eher urtümliche Platypus Bush Camp entschieden, einen zauberhaften Platz am Fluss mitten im Busch. Das Camp ist sehr liebevoll angelegt, es gibt einen Pool, an dem der Fluss zur Ruhe kommt und wo man schwimmen kann, an einer zentralen Feuerstelle kann man am Abend der Kälte entkommen und - am allerwichtigsten - es gibt einen dort ansässigen Platypus. So sind wir Abend für Abend in der Dämmerung an den Strand gepilgert, von dem aus man das Tierchen herumschwimmen sehen konnte. Es hatte etwas Anrührendes, das Schnabeltier für Sekunden auftauchen zu sehen, bevor es wieder im Wasser verschwand. Das Ganze war leider nicht wirklich fotografierbar - dafür hat der National Park um so schönere Motive geboten ...

In der Finch Hatton Gorge konnte man nämlich wunderbar wandern, und auch bei Broken River gingen mehrere Hikes los - so sind wir in den Tagen in Eungella recht viel gelaufen …

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Devis (Freitag, 01 September 2023 10:43)

    Que interesante Me alegra que estén bien un abrazo enorme

  • #2

    Gerhard (Samstag, 02 September 2023 09:51)

    Vielen Dank für die tollen Texte und Fotos. Ich bewundere und beneide euch auch ein wenig, denn ich frage mich oft, ob ich das auch könnte, so in der Welt rumzureisen, wie ihr es tut. Dann komme ich zum dem Entschluss, dass ich ein Tages- oder Wochenreisender bin. Ich muss immer die Gewissheit haben, bald wieder zu Hause zu sein. Ich habe 2018 drei Monate auf Bali gelebt. Da fiel mir der Abschied schwer. Darum lese ich so gerne deine Berichte.
    Vielen Dank. �✌️