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Cairns/Great Barrier Reef/Daintree

 

Cairns und das Great Barrier Reef - das war etwas, das ganz oben auf meiner Bucket List stand. Nachdem wir ausnahmsweise mal eine Nacht in einem Haus geschlafen hatten - wir haben ein Ehepaar besucht, das wir in Costa Rica kennen gelernt hatten - wollten wir uns im Hafen nach Schnorchel- bzw. Tauch-Touren erkundigen. Wir landeten in einem Flughafen-ähnlichen Terminal …

Schockiert und total überfordert haben wir uns an einen der Counter geschlichen und brachten dort in Erfahrung, dass das kleinste der Tauchboote 75 Leute mitnimmt, der Durchschnitt liegt bei mindestens 150 und auf vielen Booten tummeln sich 200 bis 300 Passagiere. Wie gesagt - wir werden zunehmend menschenscheu und die Vorstellung, in einer riesigen Gruppe tauchen zu gehen, war nicht wirklich prickelnd. Da das Meer außerdem sehr unruhig war, stimmten die Bedingungen sowieso nicht und so haben wir beschlossen, besseres Wetter abzuwarten und dann weiter zu gucken.

Also sind wir erstmal nur durch Cairns geschlendert - offensichtlich eine Party-Stadt. Es wimmelte nur so von Bars und man konnte sich vorstellen, was da abends los ist. In der Nähe der Marina haben wir etwas entdeckt, das wir noch nie in irgend einer anderen Stadt gesehen hatten - ein Frei-Bad im wahrsten Sinne des Wortes - nämlich ein wunderschönes, öffentlich zugängliches Schwimmbad mit Umkleidekabinen, Duschen und allem Pipapo - umsonst! Die Anlage war sehr gepflegt und einladend, es gab sogar einen Life Guard und nichts war eingezäunt. Wir mussten kurz an Berlin denken - wo Ausweiskontrollen in den Freibädern durchgeführt werden und keiner mehr Bademeister sein möchte, weil es nur Stress in den Bädern gibt - wieder einmal waren wir froh, am anderen Ende der Welt zu sein.

 

 

Nachdem wir Tauchen/Schnorcheln erstmal auf die lange Bank geschoben hatten sind wir zum nördlichsten Punkt unserer Reise aufgebrochen - Richtung Daintree Rainforest. Diese Region wirbt mit dem Slogan "where the rainforest meets the reef" - wo der Regenwald auf das Riff trifft. Beides sind geschützte UNESCO Weltnaturerbe Stätten, das Great Barrier Reef seit 1981 und der Regenwald seit 1988. Dieser gilt mit einem geschätzten Alter von 180 Millionen Jahren (!) als der älteste tropische Regenwald der Welt. 

Wir hatten es nicht leicht für die knappe Woche, die wir dort oben verbringen wollten, Übernachtungsplätze zu finden - die wenigen Campgrounds nutzen ihren Monopol-Status aus und sind extrem teuer und so sind wir immer wieder umgezogen. Highlight war dann Noah Beach - der Park-eigene Campground, wo der Regenwald direkt an einen langen weißen Sandstrand grenzt. Es war Vollmond und wir konnten den Mond an zwei aufeinander folgenden Abenden als große rote Kugel über dem Meer aufgehen sehen - wunderschön! Er sah fast so aus, wie die Sonne ...

 

 

Im Daintree werden mehrere kürzere Hikes angeboten, außerdem ein etwas längerer Rundweg an der Mossman Gorge. Wie überall spendet auch dort das Blätter und Farn-Dach Schatten und sorgt für eine angenehme Kühle - so hat es Spaß gemacht, dort zu wandern. 

 

 

Um noch mehr über diesen sehr besonderen Wald zu erfahren, haben wir uns für eine geführte Wanderung mit einem Biologen entschlossen. Der lebte mit seiner Frau in einem offenen Haus mitten im Busch und war spürbar total mit der Natur verbunden. Ich will jetzt hier nicht ausufernd werden und nur ein paar Dinge herausgreifen, die er uns berichtet hat. So haben die Zyklone, die etwa alle 4 bis 5 Jahre vom Meer aus auf das Land knallen, eine heilsame Wirkung. Sie schlagen Schneisen in den dichten Wald, in dem das Licht am Boden normalerweise soweit absorbiert wird, dass gerade mal 20% übrig bleiben. Nach einem Zyklon entstehen aber sonnige Lichtungen, die neues Wachstum, neues Leben ermöglichen, und der Wald kann gesunden. Eine ähnliche Funktion haben auch gezielt gesetzte, kontrollierte Brände. Die Aborigines wussten um diese Naturgesetze und haben Jahrtausende lang mit ihrer Umgebung im Einklang gelebt. Mit Eintreffen der Europäer und deren Einflussnahme auf die Umwelt ist das Gleichgewicht der Natur zusehends gekippt. Die große Frage ist heute - soll der Mensch weiter eingreifen, so als mögliches Korrektiv wirken und versuchen, entstandenen Schaden wieder gut zu machen, oder richtet das womöglich nur neuen Schaden an. Diese Debatte gibt es ja mehr oder weniger überall. 

Ein Unsinn am Rande - zum Beispiel stehen jetzt im Daintree auch die von Europäern eingeführten Wildschweine unter Schutz. Die gehören so gar nicht zum eigentlichen Ökosystem, vermehren sich gewaltig und bereiten nur Probleme - nur darf keiner dagegen etwas unternehmen. Da geht der Artenschutz nach hinten los.

Auf dieser Wanderung hatten wir im Übrigen das Glück, Cassowaries zu sehen, sogar an verschiedenen Stellen - drei ausgewachsene Tiere und zwei Jungvögel. Die sind schon sehr, sehr beeindruckend …

 

 

Da wir mitten im Krokodil Eldorado waren, konnten wir es nicht lassen, eine Croc-Viewing Tour zu buchen. So sind wir in einem kleinen Boot über den Daintree River geschippert und konnten diese Reptilien, die auf mich immer wie Botschafter aus einer anderen Epoche wirken, aus der Nähe und gleichzeitig aus gebührender Entfernung beobachten. Salzwasser Krokodile, genauer Leistenkrokodile, wie man sie hier findet, gelten als die gefährlichsten der Welt - klar, Australien eben - sie leben in Flüssen in Ozeannähe und können bis zu 6m lang werden. Beim Jagen können sie blitzschnell aus dem Wasser schießen um sich ihre Beute zu schnappen, die sie dann unter Wasser zerren und ertränken. Sie können aber auch monatelang ohne Nahrung ausharren. Jungtiere haben per se keine guten Überlebenschancen - von den 60 bis 80 Eiern, die ein befruchtetes Weibchen legt, schaffen es nicht viele der geschlüpften Mini-Krokodile am Leben zu bleiben, bis sie mit etwa 6 Jahren ausgewachsen sind. Wir haben auf unserer Bootsfahrt zwei solcher Winzlinge gesehen - so klein sind sie noch süß - leider nicht gut fotografierbar …

 

 

Als Kontrastprogramm konnten wir auf dieser Tour auch ein paar andere Tiere beobachten und sogar fotografieren, unter anderem Kingfisher, also Eisvögel - mal was Harmloses neben all den Krokos …

 

 

In Port Douglas, einem schnuckligen Ort im Daintree, konnten wir auch unser Tauch/Schnorchel-Dilemma lösen. Beim Spaziergang durch das Städtchen sind wir über einen sehr sympathischen Anbieter gestolpert, bei dem wir dann auch eine Schnorchel-Tour zum äußeren Great Barrier Reef gebucht haben. Es waren nur zwölf Gäste an Bord und wir hatten zwei Meeresbiologen als Guides. Das gigantische Great Barrier Riff ist von der Fläche her größer als Deutschland, es erstreckt sich über 2.300 km und ist sogar vom Mond aus sichtbar. Es beherbergt unzählige Korallenarten und bietet ebenso unzähligen Fischarten einen Lebensraum - ein Tauch und Schnorchel El Dorado … Da sich der interessanteste Teil dieser Unterwasserwelt aber im Bereich von der Oberfläche bis zu 5 m Tiefe abspielt, macht es wenig Sinn, dort zu tauchen - Schnorcheln ist das Mittel der Wahl. Gesagt getan und so sind wir gespannt an Bord gegangen - und wir wurden nicht enttäuscht. Beim ersten Schnorchel-Gang war die Sicht noch nicht so gut, aber Nummer zwei war dann unglaublich. Wir waren bestimmt anderthalb Stunden im Wasser, sind durch bunte Korallengärten geschnorchelt, eine sich ständig ändernde Unterwasser-Landschaft, es hatte etwas Magisches … 

Das Video hat uns netterweise unser Guide zur Verfügung gestellt ...

 


Alles in allem waren der Daintree Park und das Riff meine persönlichen Highlights auf unserer bisherigen Tour - neben den Koalas natürlich ...

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