Wieder in Cairns haben wir uns in ein zutiefst touristisches Unterfangen gestürzt - es gibt eine Seilbahn sowie einen Zug nach Kuranda, das ist ein Hippie angehauchtes Dorf in den Ausläufern des Regenwaldes. Die Zugfahrt bot spektakuläre Blicke, unter anderem in die Barron Gorge, wo der Zug einen kurzen Halt einlegte. Kuranda selbst war dann nicht so spannend - dort wimmelte es von Läden, und so haben wir nur einen kurzen Spaziergang am Fluss gemacht, bevor wir mit der Seilbahn wieder ins Tal gefahren sind. Dann haben wir die gleiche Strecke mit unserem Samson genommen, denn wir wollten den Rückweg nach Brisbane über das Outback antreten.
Erster Anlaufpunkt war Atherton Tablelands, eine Hochebene unweit von Cairns mit unzähligen Wasserfällen.
Da wir zunehmend gerne Hiken, sind wir früh morgens zu den Emerald Creek Falls gefahren. Unterwegs konnten wir sehen, dass der Zuckerrohr-Anbau hier von Bananen-Plantagen abgelöst wurde, außerdem machte sich am Straßenrand gerade ein Dingo über seine Beute - ein Wallaby - her und funkelte uns mit einem Blick an, der sagte „Lasst mich ja in Ruhe, mein Futter!“
Am Wasserfall angekommen, hieß es wieder kraxeln, aber das hat sich mehr als gelohnt - es war ein wunderbarer Auftakt für den Tag. Wir haben dann nicht alle Wasserfälle mitgenommen, nur noch die Milla Milla Falls, die als die schönsten angepriesen wurden - da fanden wir die Emerald Falls dann doch wesentlich beeindruckender - und schließlich die Millstream Falls, die als breitester Wasserfall Australiens gelten.
Neben Wasserfällen bietet Atherton Tablelands zwei weitere Attraktionen - den Cathedral Fig Tree und den Curtain Fig Tree. Beides sind alte, sehr besonders gewachsene Strangler Figs - auf deutsch Würgebäume. Diese Strangler wachsen nicht wie normale Bäume von der Erde aus gen Himmel, nein, sie beginnen ihr Leben als Samen in der Baumkrone eines anderen Baumes und wachsen von dort aus nach unten, bis sie den Boden erreichen und dort wurzeln können. Diese Wurzeln schmiegen sich in der Folge an den Baum, den sie als Wirt verwenden, umschlingen ihn und hindern ihn so am Wachstum, bis der Wirt erwürgt wird und stirbt. Das Gerüst des Stranglers ist dann in der Regel so stark, dass es eigenständig stehen kann.
Der Cathedral Fig Tree ist einfach nur alt und mächtig, aber der Curtain Fig Tree verdankt seine besondere Form der Tatsache, dass der Wirt gestürzt und in einen Nachbarbaum gekippt ist. So sind die weiteren Wurzeln des Stranglers vorhangartig gen Boden gewachsen. Beide Bäume waren jedenfalls höchst beeindruckend …
Dann ging es wirklich ins Outback und ich durfte Bekanntschaft mit den ersten Road Trains machen, das sind superlange LKW die in Ermangelung eines Schienennetzes durch das Innere Australiens donnern. Die zulässige Gesamtlänge beträgt 53,5 m, damit sind sie über zweieinhalb mal so lang, wie ein LKW mit Hänger in Deutschland. Da die Straßen im Outback oft in einem miserablen Zustand sind, fahren die Road Trains auch ganz gerne mal in der Mitte - man sollte also höllisch aufpassen. Ein junger Queenslander, den wir in Eungella kennengelernt hatten, hat uns erzählt, dass es spezielle Funkfrequenzen gibt, auf denen Road Train Verkehr durchgegeben wird. Dieser junge Mann hat uns im übrigen nach 'Prince regent cake' befragt, mit ein wenig Nachdenken kam ich darauf, dass er Prinzregententorte meinte, und des Weiteren wollte er wissen, inwieweit Schopenhauer und Nietzsche in Deutschland das Weltbild der heutigen Generationen prägen. Auch diese Frage hatte ich nicht erwartet …
Jedenfalls war es für mich eine Zitterpartie, meinen ersten Road Train zu überholen, aber mit der Zeit wurde ich entspannter.
Nachdem wir auf Hawaii eine Lava Tube besichtigt hatten, zog es uns nach Undera. Dort befindet sich das größte Lava Tube System der Welt, mehr oder weniger in der Wüste. Da man die Tunnel nur mit einer Führung besichtigen darf, haben wir uns für die Nacht am dazugehörigen Campground eingemietet und uns in einer kleinen Gruppe auf den Weg gemacht. Im Gegensatz zu Hawaii sind hier durch den Vulkanausbruch vor etwa 190.000 Jahren richtig große, durch die Lava geformte Höhlen entstanden. Insgesamt sind 23 km3 Lava geflossen und haben einen 160 km langen Strom kreiert. Undera heißt in der Sprache der dort lebenden Aborigines übrigens 'sehr lang' …
Wir konnten zwei der Höhlen besichtigen und die Führung wurde am Ende sehr ungewöhnlich. Da die eine Höhle so kurz nach der Regenzeit zum Teil noch geflutet war, mussten wir uns die Schuhe ausziehen und durch wadentiefes Wasser waten. Ich musste grinsen - ich weiß nicht, ob man so etwas in Europa oder den USA erleben darf - ich mag 'Down Under'!
Die Fledermäuse wirken übrigens auf dem Foto viel größer als in natura - sie waren super klein ...
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