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Bali 1

 

Um nicht nur aufs Telefon angewiesen zu sein, hatten wir vor etwa einem Jahr beschlossen, mit unseren Freunden Susanne und Stephan gemeinsam einen Urlaub zu verbringen. Die Wahl fiel auf Bali - nicht wirklich in der Mitte, aber für alle erreichbar. Am Vorabend unserer Ankunft haben wir spontan eine sehr weise Entscheidung getroffen - den gebuchten Mietwagen zu stornieren und den Abholservice, den unser Airbnb uns angeboten hatte, zu nutzen. Unsere Freunde waren schon eine gute Woche in Asien unterwegs und hatten Zweifel bekommen, ob es eine gute Idee ist, selber zu fahren. Goldrichtig!

Wir sind etwa zur selben Zeit in Denpasar gelandet - die beiden kamen aus Singapur, wir aus Brisbane - und wurden von einem sehr gut gelaunten Fahrer abgeholt. Auf den Straßen ging es super chaotisch zu. Armeen von Rollern schlängelten sich zwischen Lastwagen und PKW durch, es wurde gehupt, gedrängelt, aber auf wundersame Weise floss der Verkehr. Unser Fahrer startete singend immer wieder recht krasse Überholmanöver, die keiner von uns auch nur im Traum gewagt hätte - trotzdem fuhr er sehr sicher. Es war schon längst dunkel als wir nach fast fünf Stunden endlich in unserer Unterkunft ankamen und ich war von dem lärmenden Chaos um mich herum einfach nur platt. Gefühlt sind wir die ganze Zeit durch eine einzige große Stadt gefahren - es gab nur Mini-Abschnitte ohne die Häuserzeilen, die den Straßenrand säumten, und nach den Wochen, die wir in der Natur Australiens verbracht hatten, war das ein komplettes Kontrastprogramm. Während der ganzen Fahrt fiel übrigens immer wieder der selbe Satz, egal, wer von uns vieren ihn sagte - „Bin ich froh, dass wir das Auto abbestellt haben …" 

Unsere Unterkunft war riesig, allein das Bett war so groß, wie der kleine Bus, in dem wir die letzten Wochen gelebt hatten und um uns herum wuselten lauter nette Wesen, die sich um unser Wohlbefinden kümmerten. Das nächste Kontrastprogramm …

 

 

Wir beschlossen, erstmal zu faulenzen und den Pool, den das Airbnb bot, zu nutzen, denn obwohl das Haus direkt am Meer lag wollte man dort nicht ins Wasser gehen. Diesmal waren es nicht die Tiere, die das Baden unmöglich machten - der Strand war erschreckend vermüllt …

Offenbar werden die Flussbetten während der Trockenzeit zu Müllhalden umfunktioniert und sobald die Flüsse wieder Wasser tragen, landet der ganze Müll im Meer und an der Küste. Traurig aber wahr …

 

 

Ehrlich gesagt weiß ich nicht so recht, wie und was ich über Bali berichten möchte - nach einer guten Woche konnte ich sagen - es ist nicht meins, ich gehe mit der Insel nicht in Resonanz.

Ich empfinde die Gegensätze als super krass - das Leben der Einheimischen hat nichts mit den Villen und Resorts, in denen sich die Touristen tummeln, zu tun. Dabei kann ich nicht genau sagen, ob die Schere hier besonders extrem ist, oder ob ich einfach nur sensibler geworden bin. Aber eins kann ich sagen - ein Leben in einem 5 m Bus, in dem ich durch die Natur reise, entspricht mir sehr viel mehr als ein riesiges Haus mit Swimmingpool und Köchin. In diesem Sinne nehme ich Bali als Erfahrung, die sicher Einfluss auf die Wahl zukünftiger Reiseziele haben wird. Trotzdem möchte ich euch ein paar meiner Erlebnisse und auch die schönen Fotos nicht vorenthalten. Und wie immer gibt es erstmal ein paar Informationen.

 

Bali ist Teil des über 17.000 Inseln umfassenden Inselstaates Indonesien. Abweichend vom Rest des Staates, in dem das Volk überwiegend dem islamischen Glauben angehört, ist die vorherrschende Religion auf Bali der Hinduismus. Zeremonien und religiöse Riten prägen den Alltag und sind Grundlage des Zusammenlebens in der Gemeinschaft. Bali wird auch die Insel der tausend Tempel genannt, denn neben den großen Tempelanlagen hat jedes Dorf seine eigenen, kleinen Tempel, in denen Opfergaben dargebracht und Segnungen erteilt werden. Außerdem findet man überall, fast vor jedem Haus, kleine Schreine.

Die hinduistische Dreifaltigkeit des Göttlichen wird Trimurti genannt und besteht aus den Hauptgöttern Brahma, dem Erschaffer, Vishnu, dem Erhalter und Shiva, dem Zerstörer. Diese drei sorgen für den ewigen Kreislauf des Lebens. Daneben gibt es zahlreiche weitere Götter. Einer der bekannteren unter Yogis und Europäern dürfte Ganesha sein, der elefantenköpfige Sohn Shivas, der als Gott der Hindernisse gilt, da er diese sowohl setzt als auch beseitigt. Viele Schirmchen in weiß und gelb prägen das Bild der Tempelanlagen. Im Hinduismus Balis gelten diese als höchste, heilige Farben. Schwarz-weiß karierte Tücher umwickeln oft die Statuen, die Ein- und Ausgang bewachen, hier symbolisieren die Farben schlicht das Gute und das Böse - man möge sich also dem Guten zuwenden und das Böse hinter sich lassen.

Auch wenn die meisten Tempelanlagen inzwischen überlaufen sind und man als Besucher keinen Sarong mehr tragen muss, lässt sich der Zauber und der Charme, den die Insel vor 25 Jahren gehabt haben muss, immer noch erkennen. Zu dieser Zeit entstanden viele Yoga und Meditations-Retreats, die Menschen aus aller Welt angezogen haben und immer noch anziehen.

Aber wie schon gesagt - trotzdem hat mich die Insel nicht in ihren Bann gezogen.

 

Wir hatten inzwischen ein paar der Haupttempel besichtigt - Nummer eins war der Wassertempel Pura Ulun Danu Bratan, der recht malerisch am Bratan See liegt. Dort fand zwar gerade eine Zeremonie statt, aber es war so voll, dass die Atmosphäre mehr an Disneyland als an einen Tempel erinnerte. Große Pappmaschee-Figuren haben zu dieser Impression beigetragen, auch ein Stand, an dem man sich mit Flughunden und anderem Getier auf dem Arm fotografieren lassen konnte - alles in allem war es recht bizarr, auch wenn ein paar Bereiche abgesperrt waren, in denen der Zutritt nur Gläubigen gestattet war. Mit viel Geschick ist es uns aber geglückt, auch ein paar Fotos ohne die Menschenmassen zu schießen ...

 

 

Nummer zwei war der Meerestempel - Pura Tanah Lot. Dort erwartete uns ein ähnliches Getümmel, aber auch hier durfte man den Heiligen Bereich nicht betreten. Der ist allein Mönchen vorbehalten und man spürt dementsprechend noch eine gewisse Atmosphäre. Was diese Tempelanlage jedoch recht einzigartig macht, ist die Tatsache, dass Teile nur bei Ebbe zu besichtigen ist, da sie ins Meer hinein gebaut wurden. Ein Rundweg bietet schöne Blicke über die Bucht, die den Besuch zusätzlich lohnenswert machen.

 

 

Tempel Nummer drei - Ponjok Batu - bot uns dann endlich etwas, das wir uns schon zuvor gewünscht hatten - der Tempel war ein Ort der Stille. Hier kam man als Tourist nicht einfach so hinein - die wenigen Besucher werden mit Sarong und Selendang, einem speziellen Schal, eingekleidet und vor Betreten des Tempels gesegnet - mit heiligem Wasser und ein paar Reiskörnern.

Wir konnten uns in der Mitte der Anlage auf den Steinboden setzen und die Atmosphäre auf uns wirken lassen. Nach den Disney-ähnlichen Erfahrungen hat das richtig gut getan. Ein Tempelwächter hat uns dann noch zu einem Schrein direkt am Felsenstrand gebracht, an dem Segnungen mit dem Meereswasser durchgeführt werden. Er erzählte uns, dass dort zum Vollmond am Tag zuvor eine große Zeremonie mit über 2000 Gläubigen, stattgefunden hatte, die sich alle haben segnen lassen. So eindrucksvoll so eine Zeremonie auch sein mag - wir waren froh, den Tempel mehr oder weniger menschenleer erlebt zu haben.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Petra (Dienstag, 31 Oktober 2023 05:42)

    Tak for at dele (= Danke, dass du teilst). Kys og kram (= Kuss und Umarmung), Petra