Ab auf die Südinsel

 

Nach einer wunderbaren Überfahrt von Wellington nach Picton haben wir wieder die Damfam angesteuert - ein POP am Wairau River bei Blenheim. Die sonst so schöne Wiese war in einem recht desolaten Zustand - ein paar Wochen zuvor war der Fluss mächtig über die Ufer getreten und hatte alles überschwemmt, so waren große Bereiche einfach nur sandig. Kräftige Winde haben dafür gesorgt, dass wir immer mal wieder paniert wurden - trotzdem sind wir eine Weile dort geblieben. Da ich ja immer mehr zu einem Wasserwesen mutiert bin, hatte ich an dem Fluss meine helle Freude. Er war eiskalt, versteht sich, aber ich konnte von einer kleinen Plattform aus ins Wasser gehen und dann mit der Strömung ein gutes Stück flussabwärts schwimmen oder besser treiben. 

 

 

Das Meer war bei Blenheim nicht so einladend - dafür haben wir dort eine Neuseeland-untypische Wanderung gemacht. Sie führte uns anfangs durch Rieselfelder, dort wird das Wasser der Stadt geklärt und wieder aufbereitet. Dann gelangt man in eine offene Marschlandschaft - ein Vogelschutzgebiet. Wir haben es sehr genossen, in die Weite blicken zu können und mal nicht bergauf/bergab zu kraxeln - außerdem waren die Wolken wunderbar anzusehen und es war seit Längerem mal wieder ein ausgedehnter Walk - den haben wir in einem 'Deutschen Biergarten', betrieben von einem Deutschen, der einen sehr deutschen Akzent an den Tag legt, ausklingen lassen.

 

 

Unsere letzten Südinsel-Runden haben wir quasi immer im Uhrzeigersinn gemacht - runter über die Ostküste und wieder rauf über die Westküste. Diesmal sind wir andersrum gestartet - Richtung Nelson.

Da wir ja arbeitstechnisch immer aufs Internet angewiesen sind haben wir - noch in Wellington - unseren Bus ein weiteres Mal aufgerüstet und uns Starlink aufs Dach gepackt. Das erschließt uns jetzt vor allem die schönen DOC Plätze, auf denen man sonst oft keinen Empfang hat. So konnten wir in den Marlborough Sounds länger auf dem DOC Campground Pelorus Bridge stehen. Die Überschwemmungen hatten auch dort gewütet, daher waren die Plätze direkt am Fluss eigentlich nicht freigegeben. Nach einem kleinen Gespräch beim Einchecken durften wir uns dort aber häuslich einrichten - so standen wir wunderschön und mehr oder weniger alleine. 

Auch dieser Fluss war eisig, aber inzwischen ging auch Peer regelmäßig ins Wasser und wieder war das Baden eine große Freude, denn wir haben uns zusammen jeden Tag durch Stromschnellen flussabwärts treiben lassen - ein riesiger Spaß. 

Außerdem starteten auf dem Campground mehrere Wanderwege. Hier waren wir dann wieder neuseelandtypisch unterwegs - rauf und runter über Baumwurzeln, Stock und Stein, durch Bächlein und so weiter - wenn auf einem Schild '2,7 km / 2 Stunden' steht, weiß man, was einen erwartet ... 

 

 

In der Nähe war das kleine Hafenstädtchen Havelock, das sich die Welthauptstadt der Greenlip Mussels nennt. Natürlich waren wir dort also Muscheln essen. Die Greenlips sind endemisch in Neuseeland und im Vergleich zu den Muscheln, die wir aus Europa kennen, riesig und viel fleischiger. Sie werden an Leinen in den Marlborough Sounds gezüchtet, unter anderem zu medizinischen Zwecken. Zu Pulver verarbeitet wirken sie entzündungshemmend, helfen bei Artritis und lindern Astma. Frisch aus dem Kochtopf sind sie einfach nur lecker.

An unserem nächsten Anlaufpunkt - Elaine Bay - bekamen wir dann direkt vom Kutter, der gerade mit der Ernte in den kleinen Hafen einlief, einen Eimer voll Greenlips geschenkt. Da Peer und ich noch nie Muscheln selber zubereitet hatten, waren wir etwas ratlos. Es sprangen aber gerade viele Franzosen auf dem Campground herum, also bekamen wir diverse kulinarische Tipps. am Ende haben wir uns aber an das gehalten, was uns eine ältere Kiwi-Lady geraten hat - einfach nur mit ein wenig Wasser dünsten. Nix Weißwein, Zwiebeln, Knoblauch oder anderer Schnickschnack - die Muscheln haben einen wunderbaren, starken Eigengeschmack - und sie meinte, wir sollten den Weißwein lieber trinken, statt ihn beim Kochen zu vergeuden. 

 

Elaine Bay entpuppt sich mehr und mehr zu einem unserer Lieblingsplätze. Ein kleiner Steg führt vom Campground aus ins Wasser - dort kann man wunderbar gleich ins Meer plumpsen und muss sich nicht vom Ufer aus an den zahlreichen Stachelrochen vorbei schlängeln, die die Bucht bewohnen.

Das Wasser war kühl wie immer, ich empfand es aber als sehr angenehm und hatte das Gefühl, schon bei wesentlich kälteren Temperaturen schwimmen gegangen zu sein. Als ich dann im Netz las, dass die Wassertemperatur gerade mal 14 Grad betrug, kam es mir plötzlich kalt vor. Ich musste lachen - ein wunderbares Beispiel dafür, welche Streiche einem der Verstand so spielt und wie Wissen auf einmal eine Erfahrung beeinflusst - ich bezeichne sowas gerne mit dem 'F-Wort' als 'Mindf...'

 

 

Nächster Stop war dann Nelson. Dort begannen gerade die Pohutukawa Bäume zu blühen, die hier als Weihnachtsbaum gelten, also hieß es, Ausschau nach einem Standplatz für die Feiertage zu halten - jenseits des Trubels, der hier zwischen Weihnachten und Neujahr für gewöhnlich ausbricht. Also haben wir uns auf den Weg an die Westküste Richtung Westport gemacht.

 

Inzwischen ist ein Stopp an der Star Tavern bei Cape Foulwind zu einem lieb gewonnenen Ritual geworden. Dort parkt man für die Nacht an der Steilküste mit einem schönen Blick aufs Meer und kann zum Strand runterlaufen. Hier mussten wir wieder mal feststellen, wie sich die Küstenlinie verändert hat. Strandabschnitte, die vor 3 Jahren noch gut zugänglich waren, waren jetzt - auch bei Ebbe - nicht mehr erreichbar. Die Boulder waren von Sand bedeckt und durch den steinernen Naturbogen kam man trockenen Fußes nicht mehr durch. Die Strömung war mächtig und lud nicht zum Baden ein - auch die Bluebottles, nesselnde, kleine, fiese, blaue Quallen waren abturnend und so haben wir auf den Gang ins Wasser verzichtet.

 

 

Nachdem wir der Robbenkolonie am Cape einen Besuch abgestattet haben, ging es dann weiter Richtung Karamea, einen langen Weg hinein in eine Sackgasse ...

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Kommentare: 1
  • #1

    Sabine (Montag, 27 Januar 2025 06:35)

    Die Kiwi-lady hat euch den besten Tip für die Muscheln gegeben. Ganz ohne SchnickSchnack schmecken sie am besten, wie ganz viele Sachen :-).
    Die sehen auf jeden Fall sehr lecker aus. Wir bezeichnen sie als Grünschalen-Muscheln, passt das ?
    Liebste Grüße aus der Hauptstadt
    Sabine