Inzwischen war der Frühling angebrochen - die Tage wurden länger, die Sonne tauchte die Welt wieder in warme Brauntöne und überall wagten sich Knospen und frisches Grün hervor. Die Vögel zwitscherten munter und eine Aufbruchsstimmung machte sich breit. Das Wasser schimmerte in verlockenden Farbtönen zwischen tiefblau und hellem türkis und lockte mit der Illusion karibischer Wärme - nur blieb die Temperatur bei frischen 15 Grad ...
Während der Kernzeit unserer winterlichen Arbeitsphase hatte ich in einer kleinen Schimpfkanonade befunden, dass mein Rechner gleich in dem 'Pond' neben mir landet, wenn ich nicht sofort eine Lösung für den Satz, an dem ich gerade bastelte, finde ... Peer meinte nur lankonisch, dass das, was ich da gerade als Teich bezeichnet hatte, der Pazifische Ozean sei, aber wie es so mit Spitznamen ist, sie entstehen oft versehentlich und bleiben dann kleben. Fortan ging ich daher im 'Pond', also im 'Teich' schwimmen.
Eines Nachmittags durchquerten zwei Orkas die Bucht, relativ in Strandnähe und wahrscheinlich auf der Jagd nach einem Abendessen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Art zu schwimmen den Charakter der Meeresbewohner widerspiegelt. Orkas lassen keinen Zweifel, dass sie die Bosse sind. Es ist, als kontrollieren sie - wie Gangster - ihr Revier, und noch ehe ich zum Handy greifen konnte, hatten sie wieder Kurs aufs offene Meer genommen - also sorry, keine vernünftigen Fotos, nur eine Ratebild ...

Schließlich kam der Tag, auf den wir mit Freude gewartet hatten. Die zwei Jahre, die wir hier mit einem Resident Visa verbracht hatten, waren um und Neuseeland hat uns jetzt den Permanent Resident Status verliehen. Das heißt, wir haben ein uneingeschränktes Aufenthaltsrecht und dürfen zudem ein- und ausreisen so viel wir wollen. Rein theoretisch könnten wir uns für viele Jahre außerhalb des Landes aufhalten - dürften aber jederzeit zurück kommen. Das haben wir dann gebührend mit einer Flasche echten französischen Champagner gefeiert ...
Der nächste Schritt ist jetzt in 3 Jahren möglich. Dann könnten wir die neuseeländische Staatsbürgerschaft beantragen. Da Deutschland inzwischen die doppelte Staatsbürgerschaft ohne komplizierte Beibehaltungsanträge gestattet, werden wir diesen Weg wahrscheinlich gehen. Ein neuseeländischer Pass macht es uns leichter nach Australien zu reisen. Die beiden Länder haben ein Abkommen, das mit Schengen zu vergleichen ist. Wir hätten dann auch in Australien ein uneingeschränktes Aufenthaltsrecht und dort gibt es schließlich noch sooo viel zu erkunden. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings - um die neuseeländische Staatsbürgerschaft zu erlangen, muss man 5 Jahre lang jedes Jahr mindestens für 9 Monate im Land sein. In diesem Sinne haben wir dann doch in der nächsten Zeit eine gewisse Reisebeschränkung ...
Matauri Bay hat einen ganz besonderen Zauber - man könnte es auch Klebstoff nennen - wir konnten uns nicht losreißen. Auf dem Campground vollzog sich aber langsam ein Wechsel - einige unserer Nachbarn, die auch hier überwintert hatten, waren inzwischen aufgebrochen und der Platz füllte sich mit wechselnden Wochenend-Campern. Irgendwann hatten wir die vierten Vollmond Fotos geschossen - da wurde es Zeit, sich zu verabschieden.
Ziel war wieder Wellington, da wir den kommenden Sommer erneut auf der Südinsel verbringen wollen und Wellington ist nunmal der Fährhafen ...
Weit sind wir allerdings nicht gekommen - wieder sind wir hängen geblieben - diesmal in Uretiti, wohl wissend, dass ich dort für eine Weile die letzten Gelegenheiten haben werde, entspannt ins Meer zu springen, und auch die langen Strandspaziergänge lockten ...
Wir sind ja große Spargel-Liebhaber und so haben wir auf dem Weg nach Süden erneut bei Greenfern gehalten, wo es leckeren weißen Spargel gibt und uns dort - soweit es die Kapazitäten unseres Kühlschrank erlauben - eingedeckt. Leider ist Greenfern nach wie vor der einzige Spargelhof in ganz Neuseeland, der weißen Spargel kultiviert - wahrscheinlich liegt es mit daran, dass die Kiwis keine wirklichen Feinschmecker sind und der weiße Spargel zu exotisch wirkt. Wie auch immer - da Greenfern seinen Spargel auch verschickt, werden wir sicher noch das ein oder andere Festmal genießen können. Aber mit dem Spargel reifte ein anderer Plan - im kommenden Mai die Spargelzeit auf der Nordhalbkugel mitzunehmen ...
Mit einem Abstecher zur Hawks Bay sind wir schließlich in Wellington angelangt und haben von dort aus einen fünftägigen Kurztrip nach Australien unternommen. Nur so super kurz, da die Idee einer längeren Nordhalbkugel Reise sich zu manifestieren begann und wir wegen des Kiwi-Pass Antrags Tage im Ausland sparen wollten. Grund für den Aussi-Abstecher war jedenfalls, dass wir uns langfristig auch dort ein rollendes Zuhause kaufen wollen - sozusagen ein Ferienhaus. Daher wollten wir schon mal gucken, was für uns in Frage kommt. Ein Camper für Aussie muss unbedingt off-road tauglich sein, sollte wendig, nicht zu schwer sein und trotzdem genug Platz bieten. Wir suchen also keinen gewöhnlichen Camper sondern einen Slide-on, einen Aufsatz mit Pop-up-Dach, den man auf einen Allrad Pick-up-Truck schieben kann. Rund um Brisbane gibt es diverse Hersteller und so haben wir eine Fabrik-Besichtigungs-Runde gemacht um uns zu orientieren. Das Gute - dieses Prinzip wird definitiv für uns funktionieren, das nicht so Gute - mein Champagner Geschmackt hat wieder zugeschlagen - so ist es das mit Abstand teuerste Modell, das wir am liebsten hätten. Jetzt heißt es, den Markt für gebrauchte Slide-ons im Auge zu behalten, um - sobald etwas Passendes auftaucht - zugreifen zu können ...

Obwohl es quasi ein Business-Tripp nach Australien war, hatten wir die Möglichkeit mehrmals ins angenehm warme Meer zu springen und ein Mini-Touri-Programm zu absolvieren, denn wir sind auf unserer Runde im beliebten Badeort Byron Bay gelandet. Dort steht ein Leuchtturm um den herum ein Wanderweg, immer am Meer entlang führt. Es passte leider nicht in unseren engen Zeitplan, den ganzen Weg zu laufen - so sind wir nur zum 'Östlichsten Punkt auf dem Australischen Festland' gegangen.
Ansonsten fanden wir Byron Bay eher abturnend - super voll - schon zur Nebensaison - und als nicht mehr junger, dratiger, sportlich durchtrainierter Mensch fühlte man sich fehl am Platz. Egal, das Meer war warm, die Sonne schien und wir haben sogar ein paar Kängurus gesehen ...
Der Rückflug nach Wellington bescherte uns dann ein wenig Adrenalin. Die Landebahn des kleinen Flughafens liegt zwischen Hügeln auf einer Landzunge im Meer und dort ist es eigentlich immer extrem windig. Ich habe zwar keine Flugangst mehr, seit ich einen Tandem-Fallschirmsprung gemacht habe, trotzdem war ich froh, als wir endlich unten waren.
Im Übrigen ist der Flughafen in Wellington einer der süßesten, den man sich für eine Hauptstadt vorstellen kann. Er ist klein, überschaubar und darf sich international nennen, weil drei australische Städte angeflogen werden - Brisbane, Sydney und Melbourne. Dementsprechend gibt es auch keine ellenlangen Schlangen vor der Biosecurity Kontrolle, wie in Auckland - sehr angenehm!
Wir sind dann noch ein paar Tage im Großraum Wellington geblieben, haben im Regional Park Kaitoki entspannt, diverse Freunde besucht und sind dann schließlich mit der Fähre auf die Südinsel gefahren - diesmal schon recht früh im Jahr ...
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