Wilde Westküste

 

In der Sackgasse am Ende der Straße hinter Karamea gibt es einen DOC Campground - dann geht es nur noch zu Fuß weiter. Dort beginnt der Heaphy Track, der in Golden Bay endet - recht anspruchsvoll zu laufen, da das Höhenprofil Anstrengung verspricht. Wir sind allerdings faul auf dem Campground geblieben und haben nur Tagesausflüge gemacht. Das Meer war extrem wild und die Gezeiten mächtig - an der Westküste hat alles einen anderen Wumms. Trotz der vielen Sandflies haben wir gerne auf einem angeschwemmten Baumstamm gesessen und den Sonnenuntergang genossen. Es hatte etwas archaisches ...

 

 

Einer unser Ausflüge führte uns über eine Staubstraße zu den Oparara Arches, einem Höhlen und Bögen-System aus Kalkstein, deren Entstehung 35 Millionen Jahre zurück liegt. Der Oparara Arch selber gilt als größter natürlicher Gesteinsbogen auf der Südhalbkugel, schöner und malerischer ist aber der Moria Arch, den man nur durch eine Höhle über eine steile Treppe erreicht. Für den Namen stand 'Herr der Ringe' Pate und auf dem Waldweg, der zum Moria Arch führt, würde man sich nicht wundern, ein paar Elben zu begegnen. Ein neuseelandtypischer verzauberter Feenwald ...

 

 

Unser nächster Stopp auf dem Weg Richtung Süden bot ein ganz besonderes Sonnenuntergangs-Spektakel. Das Meer war dort unglaublich laut, aber irgendwie habe ich das nicht als störend empfunden. Straßenlärm in der gleichen Lautstärke hätte mich garantiert genervt - subjektive Wahrnehmung ist schon etwas Wunderbares ...

 

 

Zwischen den Jahren haben wir uns dann an den Lake Mahinapua bei Hokitika zurückgezogen. Dieser See war gefühlt das wärmste Gewässer, das mir bisher in Neuseeland begegnet ist, und die sonst unumgängliche Aufwärmphase nach dem Baden konnte entfallen. Der Strand bei Hokitika ist von Treibholz übersäht - es gibt dort regelmäßig ein Festival bei dem Skulpturen aus den angeschwemmten Bäumen und Ästen gebaut werden. Außerdem findet in Hokitika jährlich das Wild Food Festival statt. Da gibt es - wie der Name so schön sagt - Wildes zu essen - Maden, Kuheuter, Schweineschnautzen und vieles mehr - nicht wirklich unser Ding ...

Ein Highlight in der Region ist die Hokitika Gorge - eine beeindruckende Schlucht, durch die ein Rundweg mit zwei Hängebrücken führt. An einer Stelle kann man zum eiskalten, türkisblauen Fluss hinunter klettern. Hier waren wieder die südinseltypischen Sandflies zu Hause, so dass es nur eine Stippvisite am Wasser wurde - diese Biesterchen sind schon sehr lästig und wir hatten dummerweise keinen Mückenschutz dabei.

 

 

Da mal wieder das COF (der TÜF) für unseren Bus fällig war und wir in Cromwell, einer kleinen Stadt, die so ziemlich in der Mitte zwischen den Küsten liegt, eine fitte Werkstatt haben, stand eine Alpen-Überquerung an.

 

Über die neuseeländischen Alpen, die sich an der gesamten Westküste der Südinsel entlang ziehen, führen nur 3 Pässe zur Ostküste - der Lewis Pass, der Nördlichste, der Arthurs Pass, der in der Mitte liegt und dann im Süden der Haas Pass. Von Hokitika bot es sich an, den Arthurs Pass zu nehmen - gesagt getan ....

Unterwegs gab es mehrere Warnschilder, die wir geflissentlich ignoriert haben - 'sehr steil', 'nicht geeignet für Fahrzeuge mit Hänger' ... Es wäre gut gewesen, unser kleines Auto abzukoppeln und getrennt zu fahren - fürs nächste Mal wissen wir das jetzt. Und wie so oft in kniffligen Situationen saß ich mal wieder hinter dem Lenkrad und blieb auf einem echt steilen Stück hoffnungslos hängen. Leicht gestresst durch die Schlange, die sich hinter mir bildete, musste ich in den ersten Gang schalten. Zur Info - den benutzt man bei Bussen eigentlich nie - nur zum Anfahren in Extremsituationen. An diesem hübschen Pass bin ich jedenfalls im ersten Gang den Berg hinauf gekrochen, quasi im Schritt-Tempo und das bestimmt über zwei Kilometer - autsch ... Oben angekommen brauchte ich erstmal eine Verschnaufpause und so haben wir uns die Beine mit einer kleinen Wanderung zum Devils Punchbowl vertreten, einem recht beeindruckenden Wasserfall.

 

Wieder unten angekommen konnten wir dann einen Kea dabei beobachten, wie er Essensreste stibitzen wollte. Dieser Papagei gilt als einer der intelligentesten Vögel überhaupt, er lebt im Hochland in den neuseeländischen Alpen und gehört zu den 9 endemischen Papageienarten, die es in Neuseeland gibt. Am Arthurs Pass sind die Keas dafür bekannt, dass sie Scheibenwischer zernagen und sich alles schnappen, was nicht niet- und nagelfest ist. Einem Touristen ist so wohl sogar mal der Pass abhanden gekommen ...

 

 

Noch immer in den Alpen haben wir dann an einem Bergsee übernachtet, bevor wir wieder ins Tal hinunter gefahren sind.

 

 

Auf dem weiteren Weg Richtung Cromwell haben wir dieses Mal die Seen Lake Tekapo und Lake Pukaki links liegen lassen und sind zum Lake Ohau gefahren, hier haben wir für uns Neuland betreten. Dieser See ist dafür bekannt, dass dort immer ein kräftiger Wind weht - das konnten wir bestätigen. Trotzdem haben wir unser Kayak vom Dach geholt und waren fast jeden Tag paddeln. Nachts gab es immer mal wieder Südlichter zu bestaunen - wieder nur durch die Kamera ... 
Als uns eines Tages unser Campground Nachbar eine selbst geangelte Forelle geschenkt hat, erfuhren wir zu unserem Erstaunen, dass man in Neuseeland keine Forellen kaufen kann. Um jeglicher Überfischung einen Riegel vorzuschieben wurde der Handel mit Forellen grundsätzlich verboten. Dieses Geschenk war also ein seltener Leckerbissen.

 

 

Schließlich sind wir in Cromwell eingetrudelt, wo alles recht vertraut ist - haben wir doch vor zwei Jahren mehrere Monate hier verbracht. Dank diverser Werkstätten können wir uns jetzt um alles kümmern, was unser kleiner Fuhrpark, also der Bus und unser Suzuki, so brauchen ...

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Monne (Sonntag, 26 Januar 2025 10:13)

    Herrliches lesen und wunderbare Bilder.
    Danke! �❤️

  • #2

    Klaus-Peter Grap (Montag, 27 Januar 2025 12:11)

    Alleine die Fotos sind den block wert! Danke

  • #3

    Maggie (Dienstag, 28 Januar 2025 14:40)

    So großartige Fotos ………..wunderschön!

  • #4

    Udo Wagner (Donnerstag, 30 Januar 2025 11:22)

    Tolles Fotos und schön zu lesende Text. Da möchte man am Liebsten gleich auch hin.