Ägypten - Kairo und die Pyramiden

 

Ägypten - oh la la  ...  

 

Als wir unseren Trip auf die Nordhalbkugel geplant haben, nahm die Idee immer mehr Form an, auf der Reise auch die Pyramiden zu besuchen - etwas, das schon lange auf unserer Bucket-List stand. Ein Kollege hat uns dann von einer wunderbaren Reise berichtet, die er und seine Frau kürzlich gemacht haben und uns auf ein kleines Reisebüro in Radebeul verwiesen. Wir sind ja keine Freunde der organisierten Reisen, für Ägypten erschien es uns aber ratsam, nicht auf eigene Faust unterwegs zu sein - also haben wir auch in Radebeul gebucht. 3 Tage Kairo und dann eine 7 tägige Nilkreuzfahrt auf einer Dahabeya, einem kleinen traditionellen Segelschiff mit nur 8 Kabinen zwischen Luxor und Assuan, auf ägyptisch Aswan.

Wo fange ich an - wir haben 10 Tage lang Zeugnisse einer jahrtausende alten Hochkultur besichtigen dürfen und wurden mit Informationen und Eindrücken nur so überschüttet, hier kann ich nur einen Bruchteil wiedergeben.

Das für mich absolute Highlight gab es gleich am ersten Tag - die Pyramiden von Giza, auf deutsch Gizeh, die sich direkt am Stadtrand der gigantischen 25 Millionen Metropole Kairo/Gizeh befinden ...

Unser Hotel lag mehr oder weniger genau gegenüber und bot von der Bar aus einen Blick auf die Pyramiden, die sich vor dem Nachthimmel schattenhaft abhoben - sie sind nachts nicht beleuchtet. Nur wenn dort Hochzeiten stattfinden, werden sie angestrahlt. Ja, für viel Geld kann man dort seine Hochzeit feiern. Die gleiche Gepflogenheit begegnete uns noch an diversen anderen Orten - z.B. der Muhammad Ali Moschee, ebenfalls in Kairo oder dem Hatschepsut Tempel in Luxor. Jedenfalls - da wir erst spät gelandet sind, saßen wir allein am Pool vor der Bar und starrten ehrfurchtsvoll auf die dunkle Silhouette der Cheops Pyramide. Sie umgab etwas Mystisches, es trieb mir die Tränen in die Augen und ich hatte ein Gefühl, das mich während der nächsten Tage nicht mehr verliess - diese Pyramiden sind nicht von dieser Welt.

 

 

Das, was uns von einem sehr netten und belesenen Reiseführer zur Geschichte und zum Bau dieses einzigen noch existierenden Weltwunders der Antike erzählt wurde, bekomme ich nicht mit dem zusammen, was ich gesehen habe. 

Die aktuelle Geschichtsschreibung sieht jedenfalls wie folgt aus ...

Die drei Pyramiden von Gizeh, die bekanntesten unter den etwa 118 Pyramiden, die in ganz Ägypten verteilt stehen, wurden - wie es heißt - während der 3. bis 5. Dynastie (ca. 2.687 - 2.345 v. Chr.) errichtet. Die größte ist die Cheops Pyramide, unweit daneben steht die zweitgrößte, die Chephren Pyramide und etwas abgelegen findet man dann die relativ kleine Mykerinis Pyramide. Alle drei sind benannt nach den jeweils regierenden Pharaonen, also den Königen, und sie sollen als Grabkammern gedient haben. Merkwürdig mutet an, dass keinerlei Schätze als Grabbeigaben gefunden wurden. Zwar haben sich Räuber über die Pyramiden hergemacht, aber das war auch im Tal der Könige bei Luxor der Fall, und dort wurden prachtvolle Gräber entdeckt. Was ebenfalls merkwürdig anmutet ist die unfassbare Genauigkeit, mit der die gigantischen Bauwerke errichtet wurden - auch wenn die Außenfassade recht grob wirkt, da inzwischen die Verkleidung fehlt. Diese ist entweder verwittert oder wurde sogar bewusst abgetragen und zum Bau irgendwelcher Gebäude verwendet - so ein Schicksal wurde auch vielen der Steinquader zuteil. Auf der Spitze der Chephren Pyramide kann man aber noch Reste der ursprünglichen Verkleidung sehen.

Wie auch immer, man fragt sich, wie zur damaligen Zeit ein derartig präziser Schnitt der Steine, wie er teilweise vorzufinden ist, möglich gewesen sein soll, des weitern, wie die riesigen Quader nach Gizeh transportiert und wie sie in die schwindelnden Höhen gezerrt wurden. Außerdem gibt es mathematische Berechnungen, die die Pyramiden in exakte Relation zu diversen Gestirnen setzen und und und ...

Für mich stellen sich viele Fragen und ich habe keine wirklich schlüssigen Antworten bekommen. Ich kann nur erzählen, dass ich extrem emotional auf die Pyramiden reagiert habe - was auch immer das heißen mag. 

 

 

Natürlich konnten wir es nicht lassen, die Cheops Pyramide von innen zu besichtigen. Hierfür kriecht man zunächst durch einen engen, maximal 1.20 hohen Gang, den wahrscheinlich Grabräuber in den Fels geschlagen haben um dann über recht steile, enge Holzplanken in eine Kammer zu gelangen, in der ein Sarkophag steht. Es gibt keine Hyroglyphen an den Wänden und alles ist eigenartig karg. Wieder hatten wir Fragezeichen im Gesicht. Noch merkwürdiger mutet es an, dass wir am nächsten Tag im alten ägyptischen Museum erfahren haben, dass in ganz Ägypten nur eine einzige, winzige Figur von Cheops gefunden wurde. Von Chephren hingegen hatte man eine recht große Figur ausgegraben, kunstvoll gefertigt aus einem extrem harten Gestein - auch da fragt man sich, mit welchen Mitteln das damals bewerkstelligt wurde ... 

 

 

Wir haben dann noch die Stufenpyramide von Saqqara besichtigt, die man durch einen Säulengang erreicht und deren Bau noch vor den 3 Pyramiden von Gizeh stattgefunden haben soll. Neuste Forschungen wirbeln die Zeitleiste aber durcheinander und datieren die großen Pyramiden nochmal mindestens 500 Jahre zurück. Demnach wurde Saqqara später errichtet und war möglicherweise der Versuch, die perfekten Strukturen von Gizeh nachzubauen. Etwas, das man mit vielen anderen Pyramiden in Ägypten versucht hat, all diese Bauwerke erreichten aber nicht mal annähernd die Perfektion der großen Pyramiden und viele sind einfach in sich zusammengefallen.

 

 

Vor den großen Pyramiden erhebt sich die gigantische Sandsteinfigur der großen Sphinx von Gizeh, vermutlich errichtet während der 4. Dynastie vom Pharao Chephren. Über die Funktionen der Sphinx gibt es ebenfalls unterschiedliche Auffassungen - so könnte sie dem Schutz gedient haben, Teil der Verehrung des Sonnengottes gewesen sei oder einfach als überirdische Darstellung des Pharaos fungiert haben ...

Wow, die Ägyptologen haben es echt nicht leicht.

 

 

Und all das war nur Tag eins ...

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