Am nächsten Morgen hatten wir bei Esna zunächst eine Schleuse zu passieren. Peer und ich waren schwer beeindruckt, wie galant unser ziehendes Boot die Dahabeya hineingleiten ließ und Erinnerungen an ein paar Bootstrips, die wir in Brandenburg unternommen hatten kamen hoch - trotz Bootsführerschein, den wir beide mal gemacht haben, war das Schleusen immer Stress ...
Nach kurzer Fahrt ging es weiter mit Tempeln - der Horus Tempel von Edfu stand auf dem Programm. Ich will mich hier nicht in Einzelheiten verlieren - Edfu war bereits im alten Reich ein bedeutendes Handelszentrum und wahrscheinlich gab es auch damals schon einen Tempel für den Falkengott - die ältesten bekannten Bauteile stammen jedoch aus dem neuen Reich. Nur geweihten Priestern war der Zutritt zu dem Heiligtum erlaubt. Wandfriese erzählen von üppigen Festen, die in Edfu gefeiert wurden - hier trafen sich der Gott Horus und seine Göttergemahlin Hathor mehrmals jährlich - ansonsten residierten sie in getrennten Wohnsitzen. Im Allerheiligsten steht eine Rekonstruktion der heiligen Barke - auf die hat sich Horus nach Sonnenuntergang zurückgezogen. Damit er morgens wieder strahlend am östlichen Horizont erscheinen konnte, mussten rechtzeitig Licht ins Allerheiligste gelassen werden.
Vieles ist inzwischen zerstört - unser wunderbarer Guide sagte oft 'leider kapuuutt' und Teile der weitläufigen Tempelanlage werden inzwischen von Fledermäusen bewohnt. Die fühlen sich dort aber sichtlich wohl.
Es folgt wieder eine kleine Fotogalerie ...
Gemütlich sind wir weiter den Nil herabgefahren und am Abend haben wir dann an einer Insel angelegt. Dort wurde für uns an Land ein üppiger Tisch gedeckt - nach dem Essen erschien dann eine kleine Band und wir dachten - oh je - jetzt gibt es eine schlimme Touri Nummer. Wir wurden aber eines Besseren belehrt - die Band war eher für die Mannschaft da - die hatten tanzend und lachend einen Riesenspaß. Wir wurden natürlich auch auf die Tanzfläche geholt und so wurde es ein ausgelassener, fröhlicher Abend - es tut gut, seine Erwartungen und Vorurteile beiseite schieben zu können ...
Am nächsten Tag gab es den nächsten Tempel - Com Ombo, diese Anlage liegt malerisch direkt am Nil. Besonders ist, dass es sich quasi um einen Doppeltempel handelt, in dem zwei Götterfamilien zu Hause waren - ein Teil wurde von Horus dem Älteren und seiner Familie bewohnt, der andere von dem Krokodilsgott Sobek. Es gibt zwei Mittelachsen, zwei geflügelte Sonnenscheiben über den Eingängen zum Säulensaal, zwei Prozessionsgänge und zwei Allerheiligste. Als Sobeks Gemahlin wird hier übrigens Hathor gehandelt - wieder eine andere Geschichte bzw. Geschichtsauslegung - wie gesagt, man sollte nicht Ägyptologe werden, wenn man eindeutige, annähernd verlässliche Aussagen braucht, und auch hier war wieder eine Menge "leider kapuuut" ...
An der Tempelanlage befindet sich ein Krokodils-Museum - Sobek zu Ehren. Im Alten Ägypten glaubte man, die Götter hätten Manifestationen von sich selbst auf die Erde gesandt. Dementsprechend gab es im Sobek Tempel immer ein Krokodil, das den göttlichen Funken in sich trug. Dieses wurde nach seinem Tod mumifiziert und der göttliche Funke ging auf ein anderes Krokodil über. Übrigens wurden auch andere Tiere mumifiziert - Ibisse, Katzen, Hunde, Stiere um nur einige zu nennen. Diese wurden oft den Verstorbenen als Grabbeilagen mitgegeben.
Dann ging die Reise weiter Richtung Aswan, auf deutsch wie gesagt Assuan, und wir sind eine Weile tatsächlich gesegelt! Da mehr oder weniger Flaute herrschte, war das nur ein kurzes Vergnügen, sonst wären wir wahrscheinlich erst spät in der Nacht angekommen und das wäre nicht so gut gewesen - es war nämlich bereits klar, dass wir am nächsten Morgen unfassbar früh aufstehen mussten, denn es stand ein Besuch in Abu Simbel auf dem Programm, und das bedeutete allein in einer Richtung eine knapp 4-stündige Autofahrt.
Die zwei Felsentempel von Abu Simbel sind ein Weltkulturerbe, sie wurden während der 19. Dynastie zu Ehren von Ramses II (der große Tempel) und dessen Gemahlin Nefertari (der kleine Tempel) errichtet. Als der Aswan Staudamm gebaut wurde, drohten die Tempel im Wasser zu versinken. Um sie zu erhalten, wurden sie Stein für Stein zerlegt und am heutigen Standort, am Ufer des Nasser Sees, wieder aufgebaut - eine wilde, ehrgeizige und erfolgreiche Aktion. Was ich überaus beeindruckend fand, war das offensichtlich große Ego, das Ramses der Große an den Tag gelegt hat. Vor seinem Tempel sitzen vier gigantische Selbstbildnisse - seine Familie klebt klein an seinen Beinen, und auch vor dem Tempel seiner Gemahlin steht er in vierfacher Ausführung - Nefertari darf nur zweimal zwischen ihm stehen. Noch etwas fanden wir befremdlich - in den Wänden hatten sich Leute verewigt, Touristen aus dem und 18. und 19. Jahrhundert, die Namen und Datum ihres Besuchs eingeritzt hatten, eine frühe Form des Scratchings.
Der Nachmittag gestaltete sich dann geruhsamer - mit einer Bootsfahrt zunächst zum Botanischen Garten und anschließend durch ein Naturschutzgebiet - Zeit zum Entspannen ...
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