Nach zwei Wochen Berlin, in denen wir gefühlt Speed-Dating betrieben haben, sind wir zusammen mit unseren Freunden Susanne und Stephan nach Rhodos geflogen, um etwas Zeit miteinander zu verbringen. Wir hatten in Berlin unter anderem Firmen besucht, mit denen wir seit Jahren zusammenarbeiten, unsere Ansprechpartner haben uns aber noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen - so war es schön, sich endlich mal persönlich kennenzulernen. Außerdem haben wir uns natürlich mit Freunden getroffen - wir waren viel unterwegs ...
In Rhodos erwartete uns angenehm warmes, mediterranes Klima und ich war ganz verzückt von den üppig blühenden Rhododendren, Bougainvillen, Jacarinda-Bäumen und riesigen Oleander-Sträuchern. Knorzige Olivenbäume erstreckten sich über weite Felder, weiße Häuser mit blauen Zäunen oder Fensterläden boten das für mich typisch griechische Bild - das Blau bietet Schutz vor allem Bösen. Auch hier findet man das Auge, dem wir bereits in Ägypten begegnet sind, als Schutzsymbol - allerdings in abgewandelter Form.
Ich hatte im Netz ein nettes Appartement in Stegna gefunden und der Ort entpuppte sich als ausgesprochen charmant - nicht touristisch überlaufen aber mit einer prima Infrastruktur - ein langer Strand mit vielen kleinen oft Familien-Restaurants, das Meer hatte sympathische 20 Grad und kam uns richtig warm vor.
Natürlich haben wir auch die Insel erkundet ...
In Lindos trohnt über dem Ort mit den hübschen weißen Häuschen hoch auf dem Berg die von Burgmauern umschlossenen Akropolis. Schon früh schlug man zwei Fliegen mit einer Klappe - die Errichtung eines Heiligtums in Kopplung mit einer Verteidigungsanlage. Der Tempel zu Ehren der Athenae Lindae hat verschiedenste Bauphasen durchlaufen und wurde heute in Teilen so rekonstruiert, dass er ein Gefühl für die damalige Pracht vermittelt. Nach den fünfeinhalb Jahren, die wir inzwischen in Neuseeland leben, einem recht jungen Land, haben Peer und ich nochmal eine ganz neue Ehrfurcht gegenüber der Geschichte entwickelt, auf die man hier überall stößt - das hat schon in Ägypten angefangen und setzt sich hier in Griechenland fort. So geht die Errichtung der Akropolis der Legende nach auf Danaos, Vater von 50 Töchtern und Stammvater der Danaer zurück, der vor seinem Bruder nach Rhodos floh. Wir reden hierbei über das 15. Jhdt vor Christi Geburt.
Eine wunderschöne Fahrt quer durchs Innere der Insel hat uns zum Kloster Moni Thari gebracht. Nach dem Trubel und den vielen Menschen in Lindos haben wir die Stille dieses Kraftortes unglaublich genossen. Das Kloster wurde zu Ehren des Erzengels Michael errichtet. Dieser ist einer unheilbar erkrankten byzantinischen Prinzessin erschienen, hat ihr Mut zugesprochen und versichert, dass sie wieder gesund wird. Als das auch eintrat, ließ ihr Vater aus Dankbarkeit das Kloster bauen.
An der Westküste erheben sich unweit der Ortschaft Monolithos die Ruinen einer Johanniter Festung. Im Innern befindet sich eine gut erhaltene kleine Kapelle, dem heiligen Panthaleon gewidmet - einem frühchristlich Märtyrer. Nach einem kurzen anstrengenden Aufstieg wurden wir mit einem spektakulären Ausblick auf die Küste belohnt, obwohl man den - zugegeben - auch schon während der Anfahrt hatte ...
Es war ein recht stürmischer Tag und so sind wir noch zur Südspitze der Insel gefahren, wo das Ägäische Meer und das Mittelmeer aufeinander treffen. Baden war nicht drin - die rote Warnflagge wehte, aber dafür konnten wir Kitesurfer beobachten, die über das Wasser fegten. Zurück in Stegna mussten wir uns abends das erste Mal in Decken wickeln - ein frischer Wind pustete uns um die Ohren ...
Ein Besuch in Rhodos durfte natürlich auch nicht fehlen. Auf zwei Säulen, die die Hafeneinfahrt umrahmen, stehen heute ein Hirsch und eine Hirschkuh. Diese sollen die Insel mit ihren kräftigen Hufen von Schlangen befreit haben. Früher soll an dieser Stelle der legendäre Koloss von Rhodos gestanden haben, eins der 7 Weltwunder der Antike. Breitbeinig trohnte diese über 30 m hohe Bronzestatue des Sonnengottes Helios über der Hafeneinfahrt, bis sie wohl von einem Erdbeben zerstört und von Piraten verkauft wurde - so heißt es jedenfalls - die tatsächliche Existenz des Koloss von Rhodos wurde nie wirklich nachgewiesen ...
Auch in Rhodos findet man eine Festungsmauer - sie umschließt die Rekonstruktion des Großmeisterpalastes. Dieser wurde vom Johanniterorden errichtet und diente diesem bis zu seiner Vertreibung durch die Osmanen (1522) als Sitz. Im Verlauf der Jahre wurde der Palast dann als Gefängnis und Munitionslager genutzt, bis es im Jahre 1856 eine gewaltige Explosion in der Pulverkammer gab, die die Burg fast vollständig zerstörte und über 800 Menschen in den Tod riss. Ausgerechnet Mussolini baute den Palast in den Jahren 1937-1940 wieder auf - als Teil seines 'monumentalen Bauprogramms des Faschismus'. Sieht man sich das Gebäude genauer an, kann man den Hunger nach Macht in jedem Winkel spüren. Im Palast befindet sich aber auch eine sehr sehenswerte Ausstellung antiker Funde, und im Burggraben liegen immer noch gewaltige Steinkugeln, die seinerzeit als Katapult-Geschosse dienten - man fühlt sich bei deren Anblick ins Mittelalter zurück versetzt ...
Wir haben die Griechenland-Woche schließlich mit einem faulen Strandtag ausklingen lassen - für mich eine wunderbare Gelegenheit mich meinem Blog zu widmen ...
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