· 

Alhambra

 

Es lebe das Termin Chaos!

Wir hatten für ein paar Tage Besuch von einer Freundin aus Frankreich und wollten vor unserer Abreise ans andere Ende der Welt noch ein bisschen die Gegend erkunden und - tada - endlich die Alhambra besichtigen.

Tickets hatte ich uns schon lange im Vorfeld gesichert - aus der Erfahrung des letzten Jahres schlau geworden - und dann ging das Chaos los. Irgendwie hat der Besichtigungstermin sich in unseren Köpfen vom Montag auf den Sonntag vorgeschummelt. Also standen wir schon abfahrbereit in der Tür und wollten noch ein letztes Mal das Handy Ticket checken, als wir konsterniert feststellen mussten, dass wir einen Tag zu früh dran waren.

Egal - das Ersatzprogramm war schnell aus dem Hut gezaubert. So sind wir zum Junta de los Rios gefahren, einer wilden, landschaftlich beeindruckenden Schlucht, in der 2 Flüsse zusammen kommen, der Rio Verde und der Rio Negro.

Und - nochmal - es lebe das Termin Chaos, dort hätten wir am Montag vor verschlossenen Toren gestanden. Aber so sind wir auf einer Schotterpiste im Costa Rica Style zum Anfang der Schlucht gefahren, um von dort aus zu laufen.

 

Wurde ich bei unserm Aufbruch - eigentlich gedacht Richtung Alhambra - noch ob meines Schuhwerks belächelt, war ich hier ganz vorne. Ich hatte nämlich meine Wanderschuhe an und war als einzige in der Lage, trockenen Fußes den Rio Verde zu überqueren. Das hat mir dann aber doch nichts geholfen, alleine wollte ich nicht weiter wandern und so endete unser kleiner Ausflug noch vor dem Erreichen der größeren Pools und Wasserfälle. Schön war es trotzdem.

 

 

Am nächsten Tag stand dann aber wirklich die Alhambra auf dem Programm. Gleich vorab - wieder einmal hat es mich umgehauen ...

Zur Geschichte schreibe ich hier nicht mehr viel, dass habe ich bei unserem Besuch vor einem Jahr bereits gemacht, siehe mein Beitrag zu Granada, also gibt es jetzt nur noch ein paar Stichpunkte ...

 

Alhambra, was soviel heißt wie „die Rote“, nennt sich die Stadtburg die gegenüber dem arabischen Viertel Albecín über Granada thront, sie gilt als eins der bedeutendsten Bauwerke im Maurischen Stil und ist seit 1984 Weltkulturerbe. Das Geschlecht der Nasriden hatte hier seinen Sitz, jene Dynastie, die als letzte noch auf der Iberischen Halbinsel regierte, bevor die endgültige Re-Christianisierung stattfand.

 

Typisch für die damalige Zeit war die befestigte Oberstadt mit Zitadelle, in der sich die gehobenen Schichten aufhielten. Von der Zitadelle aus - Alcazaba genannt - hatte man einen hervorragenden Blick auf mögliche Angreifer und war dementsprechend gut positioniert.

 

 

Vielleicht noch spannend - das Fallen der letzten maurischen Bastion und die Übernahme der Herrschaft durch die katholischen Könige fand in etwa zeitgleich mit dem Aufbruch von Kolumbus gen Amerika statt, der im Auftrag eben dieser Könige unterwegs war. Neue Interessen waren am Start, in die Energie und Geld gesteckt wurden, und die neuen Machthabern wollten ihre Positionen dadurch stärken. Damals glaubte man im Übrigen noch, Gibraltar sei das Tor zur Hölle und auch wenn die gehobenen Schichten schon lange wussten, dass die Erde keine Scheibe ist - für die Mannschaft dürfte das nicht gegolten haben, dieses Wissen war eher privilegiert ...

 

Als Karl der V. dann im 16. Jahrhundert meinte, er müsse Granada zum Zentrum seines Reiches erheben, tat er das, was alle frisch gebackenen Herrscher so tun - er schuf ein Exempel seiner Macht. Also hat er einen riesigen Palast direkt an den Nasriden Palast rangeklatscht. Damit hat er das alte Haupttor durch diesen Bau kurz mal blockiert - super schräg!

 

Aber irgendwie ist es doch immer und überall das Gleiche - die Gewinner müssen sich beweisen und setzen ihre Bauten auf oder an die Bauwerke der Verlierer, bis dann wieder die neuen Gewinner kommen und das ewige Spielchen fortsetzen ...

 

 

Jetzt kommt aber endlich das Juwel - der Nasriden Palast …

Dieser ist noch größer und prunkvoller als der Palast in Sevilla. Jeder Raum ist liebevoll künstlerisch gestaltet und lässt einen staunen. Die Gestaltung der Decken ist unglaublich und selbst die Fußböden sind besonders. Überall in den Höfen findet man ein für die damalige Zeit raffiniert ausgetüfteltes Bewässerungssystem und auch für viel frische Luft ist gesorgt - Fenster und offene Bereiche sind nach Norden ausgerichtet, um auch in den heißen Sommern Kühlung zu verschaffen. Wir konnten uns gar nicht satt sehen ...

 

 

In den Gärten, die die Anlage umgeben, wurde Obst und Gemüse für den alltäglichen Bedarf angebaut, auch heute werden sie noch bewirtschaftet. Bilder hierzu und auch zum Sommerpalast Genelalife gibt es in meinem Blogeintrag von vor einem Jahr. (s.o.) 

 

Wow, schon ein tolles Gefühl, inzwischen immer wieder erste Querverweise machen zu können ...

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Christoph (Dienstag, 19 November 2019 18:54)

    Einfach faszinierend. Danke liebe Rike